Breaking

MUCC 脈拍 (Myakuhaku/Puls)

J-Rock Special / Rezensionen / Januar 27, 2017

20 Jahre haben wir sehnlichst warten müssen…

Nein, ernsthaft – bei mir waren es zum Glück ’nur‘ 13 Jahre & MUCC feiern erst im September 2017 ihr wohlverdientes, langersehntes 20stes Jubiläum. Dennoch beglückte man uns schon jetzt mit dem Release ihres 11ten Longplayers 脈拍 (Myakuhaku).

Dass viel zwischen den Depri-Klängen der 97’iger, der Rockcharts der 2005’er und den Discoburnern von 2010 passiert ist, wurde uns eindrucksvoll auch die letzten Jahre mit einer bunten Mischung aus allen möglichen Genres bewiesen, wie es selten eine andere Band im Stande war. Darum ist und bleibt jede Veröffentlichung dieser Band, für mich, ein Meilenstein der Musikgeschichte.

Und an dieser Stelle wollte man sich definitiv nicht lumpen lassen und legt mit dem Song 脈拍 (Myakuhaku) einen Titel der ganz besonderen Klasse hin. 脈拍 (Myakuhaku) -zu Deutsch „Puls“- ist hier mehr als nur ein Gefühl und beschreibt diese herzzerreißende Rockballade mit allen sanften & halsbrecherisch brutalen Aspekten, wie es kaum ein anderes Wort könnte.

Kaum die ersten Klänge in sich aufgesogen und wieder zu einer rockigen, starken Seite von MUCC findend, setzt 絶体絶命 (Zettaizetsumei) die besagte Krone auf. Brachiale Klänge, weiche wie auch harte Gesänge, ständige Wechsel fantastischer Perspektiven… wie der Titel schon heraus schreit, ist es die wahrhaftige „Verinnerlichung“ und diese wird wieder einmal meisterlich besungen.

Was folgt ist mit CLASSIC die Longlayer-Pressung des schönsten „Animé-Song’s“ der Dank Bassisten-Feder Yukke’s das Licht der Welt im September 2016 erblickte. Aus persönlicher Sicht stehe ich Animé-Openings recht kritisch gegenüber & bin vor allem kein Fan, wenn Rock/Metalbands (wie MUCC) eine derartige Massenproduktion zu Gunsten der eigenen Popularität betreiben, aber hier wartet ein unglaubliches Juwel auf, von dem ich mehr als nur begeistert war/bin und welches sich zu Recht in der Reihe glorreicher Songs zum 20sten Jubiläum einreihen darf.

Weniger begeistert zeigte ich mich durch KILLEЯ, welches bereits im Juni 2016 auf der heide B-Seite einen eher mäßigen Eindruck hinterlassen hatte. Weshalb man ausgerechnet eine bereits erschienene B-Seite für dieses Jubiläums-Album erneut vertonen musste, entzieht sich meines Verständnisses. Hätte gern an seinem angestandenen Platz ruhen dürfen.

Das darauffolgende, suspekt betitelte BILLY×2 ~Entwines ROCK STARS~ bedarf ebenfalls weniger Sätze. Zwischen Shangri-La (2012) gehypten Songs wie „Honey“ und „pure black“, wirkt dieses Lied musikalisch angesiedelt eher wie ein trister Schatten und weist beim ersten Hören mehr Schwächen als Stärken auf.

んご (Ringo) -dt. „Apfel“- strotzt wiederum von einer Leidenschaft, der man mit jeder Silbe an den Lippen klebt und findet in diesem Album seinen fulminanten Höhepunkt in Track 07. EMP – der meines Erachtens nach den perfekten Höhepunkt zu diesem Longplayer bietet. Härte, wie man sie von MUCC liebt, melodisch verpackt und bis zur Perfektion ausgereizt.

Wozu man nun ausgerechnet den 2014 erschienenen Animé-Opener 故に、摩天楼 (Yue ni matenrou) als Mixversion auf ein Jubiläumsalbum nehmen musste, spricht erneut gegen meine ‚Politik‘, wo diese „zusätzlichen Gimmicks“ von MUCC bislang ihren verdienten Platz auf Single C-Seiten gefunden haben. Daher leider mehr nettes Füllmaterial – und hat hier nix zu suchen!

秘密 (Himitsu) präsentiert sich als gutgehütetes Disco – „Geheimnis“ & ist live sicher eine Tanzeinlage, die selbst von Zeiten des Karma den Dancefloor zum Brennen gebracht hätte. Ein wunderschöner Leckerbissen, aber sicher auch nicht für jedermann schmackhaft.

Dass irgendwann eine Kommune zusammen kommen musste, war klar & schon haben wir einen gängigen Rockbeat vs. gute Gesangparts wie sie bei MUCC tatsächlich in 20 Jahren mal ganz anders dargestellt werden. Wer hätte diesen alternativen ‚Psychodelic-Flair‘ den ‚alten Herren‘ noch einmal zugetraut?

Nr. 11 – 勿忘草 (Wasurenagusa/Vergissmeinnicht) ist der Zucker auf diesem Album! Keine Ballade, wie man sie von anderen MUCC-Platten gewohnt ist, sondern eine traumhaft rockige Hommage an alte Zeiten und neue Dinge, kongenial platziert und meisterlich wiedergegeben.

Auch das darauffolgende SIRIUS ist dann doch noch einmal ganz anders: rockig, frisch, neu, voller Kraft… genau das, was andere Bands nach 20 Jahren ‚Gewohnheitsarbeit‘ einfach nicht mehr schaffen und auch hier einen eindeutigen Daumen hoch!

孵化 (Fuka/Schraffur) und hier darf man, glaube ich, spekulieren, heißt nicht nur die bald folgende Tour, sondern sicher auch der nächste Video-Augenschmaus?! Sehr schick! Den Schluss macht das bereits im Juni 2016 bekannt gewordene „Heide“, was noch einmal eine wunderschöne Rockballade für das Ende des Albums einstimmt und nach wie vor nichts an seinem unbestechlichen Charme einbüßen musste.

Bis auf offensichtlich schlecht platzierte Lückenbüßer ist dieses Album, gerade an seiner Frische gemessen, ein Meilenstein für die nächsten Jahre. In der uns diese wunderbare Band mit ihrer Fülle an Energie, ihrem Drang nach Neuem und der Genialität, einer mit der Zeit vervollständigten Band weiterhin mit gekonntem Charme beehren wird.
Schlagwörter: ,




Previous Post

feines Vinyl spezial: Pink Floyd - Part 3

Next Post

Party & Chillout - Musik wie sie unterschiedlicher nicht sein könnte





You might also like


More Story

feines Vinyl spezial: Pink Floyd - Part 3

Wir sind in der vierten Runde der Pink Floyd Neuauflagen angekommen. Mit "The Final Cut" und "A Momentary Lapse of Reason"...

January 23, 2017