Alex Band, der Ex-Frontmann von The Calling kämpfte die letzten 5 Jahre für sein Soloalbum. Als Vorgruppe von Stanfour tourte der Sänger nun durch Deutschland und beehrte Leipzig mit einem Besuch.
Nachdem wir zahllose Treppen und Hühnerstiegen des Werk 2 in Leipzig erklommen hatten, unabsichtlich in der Garderobe von Stanfour landeten und natürlich auch noch sämtliche Musiker beim Abendessen störten, war es endlich soweit. Alex Band stieg die unwegsamen Stufen in seine Garderobe und stöpselte erstmal sein iPhone zum aufladen an. Vor seinem Auftritt sprach er mit a2m über die verstrichene Zeit und wie es nun für ihn weitergeht.Kat: Wie läuft dieser Europatrip für dich bis jetzt?
Alex: Gut! Ich war letzten Monat hier für etwas Vorab-Promotion und Radiozeug, aber dieses Mal ist es sehr stressig. Viel Radio und die Shows. Heute Abend ist das letzte Konzert. Die Shows waren sehr gut und in den kommenden Tagen machen wir einige TV- und Radioauftritte.
Kat: The Dome und…
Alex: Ja genau, the Dome und Viva und im September komme ich dann für meine eigenen Shows zurück.
Kat: Darauf freuen sich nicht nur deine Fans.
Alex: Yeah, das sollte ganz gut werden, alles läuft gerade sehr gut. Nicht nur hier, auch in Amerika. „Tonight“ ist in den Radiocharts unter den Top 40. Dort läuft es genauso: Shows, Radio und noch mal Radio.
Kat: Es ist schön, dass jetzt endlich alles funktioniert.
Alex: Yeah, es waren 5 Jahre…Mist. Das war einfach zu lange.
Kat: Wie ist es für dich plötzlich die Vorband für eine deutsche Gruppe zu sein?
Alex: Es ist in Ordnung, einfach weil 5 Jahre vergangen sind. Ich muß jetzt alles wieder aufbauen und von vorn anfangen…irgendwie. Wenn wir das Jahr 2005 schreiben würden, würde so was keinen Sinn machen, doch es sind 5 Jahre und ich fange von vorn an als Solokünstler.
(macht sich ein Milky Way auf)
Alex: Es stört mich nicht, die Shows machen Spass.
Kat: Erkennen dich die Leute auf der Straße?
Alex: Ich habe aufgehört mir die Haare zu färben. Ohne die blonden Haare werde ich nicht mehr so oft erkannt.
Kat: Aber so sieht es besser aus.
Alex: Danke, finde ich auch. Ich muss so weniger zum Friseur.
Kat: Vorher hat es mich immer etwas an Nick Carter erinnert.
Alex: Ich war sehr jung. Jung und blond. Jetzt bin ich alt.
Kat: Wenn man dich erkennt, sagen die Leute dann `Hey, da ist Alex Band!`oder `Hey, da ist der Typ von The Calling`?.
Alex: Der Typ von The Calling. In Amerika hatte ich einen großen Hit mit Santana (Why don’t You & I) und viele Leute haben dadaurch meinen Namen gelernt. Aber meistens heißt es `der Typ von The Calling`. Die Menschen kennen den Bandnamen nicht so gut und hinzu kommt, dass mein Nachname Band ist. Deshalb denken die Leute manchmal es heißt „The Alex Band“, aber das ist einfach mein Name.
Kat: Nach dem ganzen Kampf den du mit Geffen/RCA hattest, war ich überrascht, dass deine neue Platte von EMI, einem weiteren Major promotet wird.
Alex: Ich habe mein eigenes Label in Amerika gegründet, aber es ist unmöglich als Independentlabel ein Album weltweit zu veröffentlichen, ohne die Hilfe eines Majorlabels. Ich schaffe es in Amerika, aber eine independent Veröffentlichung in Europa ist unmöglich. Ich musste einen Vertrag mit einem Majorlabel eingehen. Die Verbindung zu EMI Germany kam über einen Freund zustande, deshalb begannen wir den Prozess hier. „We’ve All Been There“ wird nun zuerst hier in Deutschland präsentiert und promotet und danach gehen wir in den Rest der Welt. EMI war bis jetzt großartig. Als ich bei Geffen bzw RCA war, habe ich die Musik geschrieben und das war das Hauptproblem, denn wir hatten kreative Differenzen. Sie wollten, dass ich meinen Sound verändere und sie mochten diesen Song nicht, sie mochten jenen Song nicht…(verdreht die Augen). Zu EMI kam ich mit dem fertigen Album, nach dem Motto „Wollt ihr das? Ja oder nein?“, und das war’s. Und bei weiteren Alben kann ich es genauso machen. Ich mache das ganze Ding in Amerika, mache meine eigene Musik, gebe sie ihnen und sie bringen sie auf den Markt. Ich fühle mich also nicht mehr als Besitz des Plattenlabels. Da alles in Amerika anfängt, führe ich das Label und alles funktioniert.
Kat: Du arbeitest jetzt also endlich mit dem Label und nicht mehr für das Label?
Alex: Ganz genau. In Amerika ist EMI unsere Distribution, deren einzige Aufgabe es ist das Album in die Läden zu bringen. Hier widerum sind sie die Plattenfirma und machen alles.
Kat: Hast du Einfluss auf das, was mit deiner Musik außerhalb der USA passiert?
Alex: Ja! Bisher lief alles gut, ich habe alles abgesegnet, wie es beispielsweise vermarktet wird. Das Gute ist, dass sie alles von Fotos über Inhalte usw. aus den USA bekommen. Letztlich beginnt also alles bei mir, aber wenn sie meine Musik beispielsweise an 8 jährige Mädchen vermarkten wollen würden…
Kat: ???
Alex: Naja, das machen sie nicht, aber wenn, dann wäre es schwierig das zu kontrollieren.
Kat: Lass uns über deine Musik sprechen. Siehst du irgendwo einen Unterschied zwischen deinen Solosongs und The Calling’s Musik?
Alex: Nicht sonderlich. Ich bin einfach erwachsen geworden. Wie man es auch dreht, ich habe die Songs geschrieben. Dieses Album hat so viele Jahre gedauert und ich konnte mehr herumspielen oder elektronische Spielereien hinzufügen. Es gibt einige Songs, die man so nie von The Calling gehört hätte. Es ist eine Art hymnische Rockmusik. Ich denke, jeder der „Tonight“ gehört hat, merkt, dass es vom gleichen Schreiber und Sänger stammt wie „Wherever You Will Go“. Der Song läuft noch immer im Radio. Dieser Sound verschwindet nicht wirklich, deshalb gibt es keinen Grund ihn zu verändern. Das war auch ein Grund für den Streit mit Geffen. Sie wollten, dass ich mit Akon schreibe und sie wollten versuchen Timbaland mit ins Boot zu holen…
Kat: Ohje, bitte nicht!
Alex: Yeah, ich wäre gescheitert. Sie hätten etwas Schlechtes daraus gemacht, deshalb bin ich froh entkommen zu sein.
Kat: Hast du etwas an der Platte verändert, die du vor Jahren fertiggestellt hattest?
Alex: Ich habe sie nicht wirklich verändert. Naja, es gibt einige Dinge, die ich hinzufügen wollte, aber das Label ließ mich nicht. Es gibt einen Song namens „Love“ bei dem ich einen Gospelchor am Ende hinzufügen wollte, doch sie meinten `Nein, das ist kitschig`. Sobald ich aus dem Vertrag raus war, habe ich den Chor hinzugefügt. Bei einigen Songs habe ich ein wenig verändert, aber auch nicht zuviel. Alles in allem habe ich 3 neue Songs hinzugefügt.
Kat: Welche genau?
Alex: Ich weiß nicht, ob es sie hier gibt. Einer heißt „Leave (Today ist the Day)“ und dann noch 2 andere. Einer heißt “Won’t back down” und “Holding On”. In Amerika sind es 14, in Europa 12 Tracks auf dem Album.
Kat: Deine europäischen Fans müssten also mindestens zwei Versionen von dem Album kaufen? Alex: Ja und übrigens gibt es auf der amerikanischen iTunes Version einige Zugaben. Wenn man das gesamte Album kauft, bekommt man einen 15. Song gratis, ein 10 minütiges Making of the Album Video, das Musikvideo von „Tonight“ und eine interaktives Booklet. In iTunes nennt sich das eine digitale LP. Man kann jeden Song abspielen, die Texte werden angezeigt. Man kann sich Fotos usw ansehen, das ist echt cool. Es ist fast wie ein richtiges Album, nur eben von iTunes. Ich habe erst gestern die endgültige Fassung abgesegnet, das wird echt cool. Ich hoffe, dass sie das Gleiche hier auch machen werden.
Kat: Sollten deine Fans also lieber die iTunes Version oder die CD kaufen?
Alex: Solange sie es nur kaufen ist mir das gleich. Kauft es! Ich habe mein ganzes Geld in dieses Album investiert. Ich musste es von Geffen kaufen, was ein Vermögen kostete und dann musste ich das Geld für die independent Veröffentlichung aufbringen. Für mich ist es ganz wichtig, dass es die Fans unterstützen oder ich bin am Arsch. Die Leute müssen es unterstützen, also nicht klauen! Ich bin jemand, der eine CD kauft, sie in iTunes einliest und sie dann rauswirft. Als echter Fan möchte man das echte Produkt besitzen, aber heutzutage ist das nicht mehr so üblich.
Kat: Werden auch Songs von der EP auf „We’ve All Been There“ sein?
Alex: Es gibt nur einen Song von der EP, der auf dem Album sein wird, „Only One“. Die EP war für die Fans. Ich habe sie weder auf iTunes vermarket noch anderswo verkauft. Ich wusste nicht, dass ich irgendeinen der Songs auf das Album packen würde, aber jeder schien „Only One“ zu mögen und nun ist es auf dem europäischen und amerikanischen Album.
Kat: In welchen anderen Ländern wird das Album veröffentlicht und vermarktet?
Alex: Überall. Überall in Europa, Südamerika, in Asien konzentrieren wir uns auf Japan und Australien. Mit The Calling haben wir noch Korea und Thailand gemacht, aber heutzutage macht das keinen Sinn mehr. Ehrlich, dort kauft keiner CD’s, es ist alles gestohlen. Ich mache wahrscheinlich Japan, Australien und alle Hauptgebiete in Europa: Großbritannien, Frankreich, Italien, Deutschland, Spanien. Danach Südamerika: Brasilienil, Mexiko und Americka und Kanada. Deutschland kommt als erstes und wo das Album sonst veröffentlicht wird, hängt vom Erfolg hier ab. Wenn es hier gut läuft, ist EMI wahrscheinlich daran interessiert es in weiteren Ländern zu veröffentlichen.
Kat: Mir ist aufgefallen, dass du sehr offen deinen Fans gegenüber bist, twitterst und über die Schwierigkeiten der Veröffentlichung sprichst usw. Warst du ihnen gegenüber immer schon so offen?
Alex: Ja! Der Unterschied ist nur, dass es, als The Calling 2001 anfingen kein Facebook, Myspace oder Twitter gab. Die Leute schickten mir immernoch Mails, also Post. Richtige Post. Ich hatte schon immer ein Messageboard und Email. Ich versuchte immer alles auf dem Laufenden zu halten, aber man kann nur einer bestimmten Anzahl schreiben. Nur so habe ich die 5 Jahre überstanden, mit Hilfe der Fans, die mir treu blieben und warteten. Ich meine, ich habe garantiert viele Fans verloren, und ich denke, dass sie jetzt zurückkommen werden, aber der Kern, die Hardcore Fans haben auf mich gewartet. Wenn ich nicht so kommunikativ gewesen wäre, wäre das wahrscheinlich nicht so gewesen, deshalb ist das sehr wichtig.
Kat: Nicht viele Künstler sprechen über die schlechten Erfahrungen, so wie du es getan hast.
Alex: Das musste ich. Immer wenn wieder ein Jahr vorbei ging, dachten alle „Was machst du eigentlich?“. Und ich wollte nicht, dass sie denken, dass ich nur eine Pause mache. Ich bin fast wahnsinnig geworden, ich wollte meinen Job machen! Ich durfte rechtlich gesehen keine Musik veröffentlichen, durfte keine Shows spielen. Ich saß in dieser Misere fest und musste sie es auf irgendeine Art wissen lassen. Es gibt viele Dinge, die gelaufen sind, über die ich aber nicht sprechen darf.
Kat: Du bist so auf deine Karriere fixiert, vorallem jetzt, da die Veröffentlichung vor der Tür steht. Hast du da noch Zeit für deine Familie und deine Freundin?
Alex: Es ist interessant, dass du das erwähnst. Ich verbrachte fast 5 Jahre zuhause und abgesehen von der Brasilientour, wo auch meine Live DVD entstand, war ich zuhause, habe das Album produziert oder habe rumgesessen und gewartet. Ich habe gelernt wie man Hubschrauber fliegt und so’n Quatsch eben. Der Sprung von da zurück zu diesem verrückten Leben… In den letzten 4 Monaten war ich alles in allem vielleicht 8 oder 9 Tage zuhause. Ich sehe meine Familie nicht oft. Wenn ich zuhause bin, laden wir sie alle zum Abendessen ein. Es ist wirklich ein großer Kontrast, aber sie sind es gewohnt und ich bin es aus der Vergangenheit gewohnt. Bei der ersten The Calling Platte tourten wir zweieinhalb Jahre, bei der zweiten etwa anderthalb Jahre. Mit meiner Verlobten ist es schwierig. Es ist scheiße, zweifellos. Die Hälfte der Zeit verbringt man an komischen Orten, ich arbeite und sie wartet oder wir telefonieren und das war’s. Teure Telefonrechnungen!
Kat: Hast du deine Verlobte nicht mitgebracht?
Alex: Ja, sie war die erste Woche hier. Es ist irgendwie echt doof. Sie kommt für eine Woche her,, dann sehe ich sie 2 Wochen nicht und dann treffen wir uns 5 Tage. Es ist immer ein vor und zurück. Der schwierigste Teil für mich ist das Reisen und weg von zuhause zu sein. Das Reisen ist sehr anstrengend. Man hält sich an seinem iPhone, iPad und Laptop fest…
Kat: Du hast dir das iPad gekauft?
Alex: Ja, es liegt gleich da auf dem Tisch.
Kat: Und wie findest du es?
Alex: Es ist cool, ich habe es mir gleich am ersten Tag gekauft, als es in Amerika rauskam. Alles was es macht ist toll, aber einige Dinge macht es nicht, deshalb kann es einen Laptop nicht ersetzen. Um kommunizieren zu können, braucht man einige Dinge, wie beispielsweise einen Drucker anschließen, man kann keine Dateien aus dem Internet downloaden, es hat kein Flash, das heißt man kann zum Beispiel nicht auf einer Seite wie YouTube Videos anschauen. Mal davon abgesehen ist es cool.
Kat: Gab es in den 5 Tagen einen Punkt, wo dein Dad oder jemand sagte ‚Such dir einen echten Job und lass das mit der Musik bleiben’?
Alex (entgeistert): Nein! Sie wissen, dass ich das mein ganzes Leben lang machen wollte und ich tue das seit meinem 2. Lebensjahr. Sie wissen, dass das das einzige ist, was ich kann. Mein Vater hatte tolle Filmcrews und dann gab es Jahre, die schlecht liefen. Es ist einfach das Business, in dem man sich bewegt. In den letzten 10 Jahren haben sich sein und mein Business von physischen zu digitalen Verkäufen verändert. Bei Filmen ist es das Gleiche, alles ist digital, wie beispielsweise Netflix. Es würde also niemand so was sagen. Glücklicherweise schrieb ich diese Songs für The Calling, mit The Calling, als The Calling. „Wherever You Will Go“ ist in Amerika der größte Song der Dekade und einer der größten weltweit. Zum Glück musste ich mir nie einen Job suchen. Ich könnte jetzt einfach so weiterleben ohne zu arbeiten und könnte ganz angenehm leben. Finanziell gesehen habe ich das Glück, dass ich alles in dieses Album stecken konnte. Wenn ich nicht in der Lage gewesen wäre, das Album vom Label zu kaufen, was Hunderte- und aber Hunderttausende von Dollar kostete, hätte ich mein Album nie bekommen. 3 Jahre war es für mich illegal die Songs neu aufzunehmen, was bedeutet, dass ich bis 2013 oder 2014 hätte warten müssen um es einfach neu aufnehmen zu können. Das ist echt böse. Gaaanz böse.
Kat: Du trägst heute wieder deine Armbänder. (Mit jedem Blackstarbracelet bekommt man einen Code, mit dem man einen von Alex Band’s Songs kostenlos downloaden kann)
Alex: Ich habe mich hauptsächlich dafür entschieden, weil es eine neue coole Möglichkeit ist, Musik zu vermarkten. Als ich aus dem Vertrag raus war, bemerkte ich, dass mein Album nicht vor Ende 2010 erscheinen würde, und so ist das eine Möglichkeit, wie die Leute wenigstens an ein paar der Songs kommen können. Wenn man alle Armbänder kauft, bekommt man also das gesamte Album noch vor der Veröffentlichung. Ich trage unter anderem „Tonight“. Keine Ahnung, wofür diese hier stehen. Ich denke dieses ist “Start Over Again” und diese beiden waren eigentlich Prototypen. Ich trage sie nun schon seit knapp 10 Monaten und sie gehen nicht kaputt. Gut, das Gold ist nicht mehr goldfarben aber sie gehen nicht kaputt.
Kat: Noch eine kurze wichtige Frage: Do you like cows?
Alex: Kühe? Ob ich sie süß finde?
Kat: Ganz egal, sag was du denkst.
Alex: Ich finde sie niedlich, aber ich esse sie auch. Mir gefällt dieses Image zwar nicht, aber ich esse sie gern. Sie sind nicht meine Lieblingstiere, ich stehe mehr auf Katzen.
Schlagwörter: Alex Band, Blackstarbracelet, The Calling, Tonight, We've All Been There
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