Text und Fotos: Anna Stumpe.
In der weitläufigen Halle sitzt vor einer manngroßen Videoleinwand ein schüchterner, bärtiger Mann im grün-gestreiftem Polohemd mit einer akustischen Gitarre auf dem Schoß. Neben ihm auf dem Tisch sind unzählige Schalter, Regler und Knöpfe und vor ihm hinter all dem Wirrwarr der Kabel steht erwartungsvoll das Publikum. Der Videoscreen zeigt inzwischen in einer Nahaufnahme sein Gesicht, von dem kaum seine Augen, aber sein Yussuf-Islam-Gedenkbart zu erkennen sind. Auf sein wahres Alter jedenfalls lässt nichts schließen.
Denis Jones heißt dieser außergewöhnliche Herr aus Lancashire, der sich inbrünstig und mit Herzblut seiner Musik widmet, effektvoll auf die Pedalen vor ihm tritt, und von seinem DDR-Polstersessel weg immer wieder zu seinem Mischpult hin zu seinen Loop-Geräten und Synthesizern wandert, schaltet, regelt und dreht, was das Zeug hält.
Ohne Setlist aber mit rotem Faden setzt er autodidaktisch seine Songs wie ein Puzzle nach und nach zusammen. Dabei passt sich der Videoscreen seiner Stimmung an, in einem Moment noch sieht man sein Gesicht, dann plätschert Wasser im Hintergrund und im nächsten Augenblick erscheinen seichte grüne Flimmereien, die einen beschwingt in Denis Jones‘ Welt tragen. Währenddessen hat sich seine Musik voll von Beat-Box-Rhythmen, hallenden Stimmen und fast weltfremden Klangfarben längst verselbstständigt und das einst noch skeptische Publikum, das inzwischen fassungslos in der kargen Halle steht, in seinen Bann gezogen.
Denis Jones und sein experimentelles Klangspiel aus dem Nord-Westen Englands sind ein Geheimtipp. Selbst das sonst allwissende und weltweite Web spuckt kaum eine Information aus, dabei wurde schon 2007 sein Debüt-Album veröffentlicht, das er auf den Namen „Humdrum Virtue“ taufte. Von eintönigen und einfältigem Wert ist dieses aber ganz und gar nicht, allein schon nicht, weil Mr. Jones es als Limited Edition in einer von ihm selbst designten Verpackung verkaufte. Auch hat er mit seiner außergewöhnlichen Musik bereits Länder wie Litauen, Georgien, Kroatien oder Texas bereist, auf der Canadian Music Week in Toronto oder auf dem Secred Garden Festival in … gespielt. Und noch in diesem Jahr folgt sein nächster Streich „Red + Yellow =“.
Nach seiner orchestralen Performance, inmitten der er schüchtern und bescheiden saß und die jeden Zuhörer für eine halbe Stunde in eine anderes Universum trug, verschwindet er, mit seinem Stuhl gesattelt, hinter der Bühne. Zurück lässt er ein Publikum, das von diesem bärtigen Mann wohl nicht so viel erwartet hatte.
Bei der (Pop Up Leipzig 2010: Freitag, Uhr Halle D.
Schlagwörter: (Pop Up Leipzig, Denis Jones
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