Der erste Auftritt in Deutschland nach über drei Jahren. Das erste Konzert seit Oktober 2010. Ein neues Album. Zumindest drei Gründe, um Incubus am 17. Juni 2011 im Huxleys entgegen zu fiebern. Dementsprechend war das Konzert innerhalb kürzester Zeit ausverkauft und spätestens als bereits fünfzehn Minuten vor Beginn um Jubel für die Kameras gebeten wurde, war klar, dass es sich um keine „normale“ Show handeln würde. Der komplette Auftritt wurde per Livestream im Internet übertragen, damit nicht nur die 1600 Zuschauer in der Halle sondern auch die Fans weltweit diesen Abend genießen konnten.
Pünktlich um 21 Uhr ging es auf der mit vielen Scheinwerfern und einer fahrenden Kamera bestückten Bühne los. Brandon Boyd (Gesang), Mike Einziger (Gitarre), Jose Pasillas (Drums), Chris Kilmore (Keyboard, DJ) und Ben Kenney (Bass) ließen es mit „Megalomaniac“ vom fünften Album „A Crow Left Of The Murder…“ gleich richtig krachen. Danach folgte ein bunter Mix aus älteren, eher rockigeren Songs, bevor bei „In The Company of Wolves“ vom neuen Album zu erkennen war, dass Incubus durchaus ruhige Töne anschlagen können. Von der Plattenfirma Sony Music wurde „If not now, when?“ als gewöhnungsbedürftig angekündigt, ein Urteil das sich bei diesem Song definitiv bestätigen lässt. Nachdem noch „Adolescents“, die erste Singelauskopplung, präsentiert wurde, ging es wieder zurück in gewohnte Sphären und es folgten u.a. die größten Hits „Drive“ und „Love Hurts“, so dass die Stimmung ihren Höhepunkt erreichte.Dies lag jedoch nicht zuletzt daran, dass es Brandon Boyd gelang, sich mit dem Präsentieren seines nackten Oberkörpers noch ein wenig mehr in den Mittelpunkt zu stellen. Dies mag kein unbekannter (und unattraktiver) Anblick bei Incubus Live-Auftritten sein, allerdings lenkt er durchaus von einer viel bemerkenswerteren Tatsache ab – der klangvollen, nahezu perfekten Stimme des Sängers. Vermutlich Dank des Livestreams war die Soundqualität ohnehin hervorragend und dieses Konzert eines der, für mich, wenigen in den letzten Monat, bei dem es keinen übersteuerten Bass oder deutlich zu laut eingestellte Drums gab. Kurz vor der Zugabe gaben die Amerikaner mit „Promises, Promises“ auch die zweite Single des am 08. Juli 2011 erschienen Albums zum Besten, bevor „Are You In“ und „Nice To Know You“ den würdigen Abschluss eines tollen Konzerts bildeten.
Wer bei dem Auftritt am 17. Juni mit einer Vorstellung des neuen Albums gerechnet hatte, dürfte enttäuscht gewesen sein. Hört man „If Not Now, When?“ allerdings komplett, wird deutlich, warum die fünf Amerikaner nicht mehr Lieder davon präsentiert haben. Die elf Songs sind eher ruhig und anders als vieles, das man bisher von Incubus kennt. „Promises, Promises“ ist der einzige Song, der wirklich radiotauglich wirkt – ob das positiv oder negativ zu sehen ist, bleibt jedem selbst überlassen. Es wird auf jeden Fall bereits nach einigen Minuten reinhören in das Album klar, dass man bereit sein muss, sich auf etwas Neues einzulassen. Ansonsten ist die Wahrscheinlichkeit daran Gefallen zu finden ziemlich gering. Nach den rockigen Einschlägen wie bspw. bei den beliebten Tracks „Anna Molly“ oder „Meglomaniac“ von den ersten Alben, sucht man auf „If Not Now, When?“ beinahe vergeblich, einzig bei „Adolescents“ wird dezent gerockt. „Switchblade“ erinnert mit den Sprechgesang- Parts zwar an „Pardon Me“ vom 1. Album „Make Yourself“, ähnlich mitreißend ist es allerdings nicht. Eines hat sich jedoch auch im Vergleich zu früheren Werken von Incubus nicht geändert. Brandon Boyds Stimme ist und bleibt einzigartig und zieht einen immer wieder von Neuem in seinen Bann. Nicht nur aus diesem Grund ist es dennoch lohnenswert, sich auf die neuen Songs einzulassen und festzustellen, dass auch diese Stiländerung durchaus ihren Reiz hat. Der Livestream vom Konzert im Huxleys ist weiterhin im Internet abrufbar – anschauen lohnt sich: http://www.livestream.com/incubus/video?clipId=pla_e4d12423-9526-472e-92c3-474032dfa8bf&utm_source=lslibrary&utm_medium=ui-thumb Homepage: http://www.enjoyincubus.com/de Weitere Deutschlandkonzerte sind für Herbst/Winter 2011 geplant.