Der Aufschrei vieler Menschen ist enorm. Die Wut steigert sich ins Unermessliche. Die Facebook Posts sind dominierend. Existenzen sind in Gefahr. Es treibt einen quasi in den Wahnsinn! Access2Music setzt sich mit dieser Materie auch auseinander und holte sich Meinungen von Exponierten und Autoritäten ein, denn die ausgelöste Empörung ist nicht mehr auszuhalten.
Die GEMA (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte): „Als staatlich anerkannte Treuhänderin verwalten sie die Rechte von über 64.000 Mitgliedern sowie über zwei Millionen ausländischer Berechtigter und sorgen dafür, dass sie für die Nutzung ihrer Werke angemessen entlohnt werden.“ Quelle: www.gema.de
Wer in Deutschland in der Öffentlichkeit Musik abspielen oder aufführen möchte, wird damit im Regelfall Kunde der GEMA. Wird bei einer Veranstaltung auch nur ein geschütztes Werk gespielt, fallen GEMA-Gebühren an; die Berechnung richtet sich nicht nach der Anzahl der geschützten Werke – es ist die „komplette“ Gebühr zu bezahlen. Die aufzubringenden Gebühren sind in der Gegenwart schon hoch angerechnet, siehe die Berechnungstabellen aus der GEMA Homepage.[Link]
Veranstalter müssen immer kalkulieren, denn nach Abschluss einer „Klein“ – Veranstaltung belaufen sich die zu entrichtenden Gebühren auf Hunderte, bei einem Festival weit über die Tausende von Euros. „Musik ist uns was wert!“, sagt sie! Musik scheint ihr viel wert zu sein, denn ab 2013 belaufen sich die Mehrkosten bei einer Großraum-Veranstaltung auf 600%, aber angeblich seien Kleinveranstalter von der Erhöhung unberührt – im Gegenteil, sie profitieren durch die Minderung der zu entrichteten Gebühr – aber nur bei einer Zeitangabe einer Veranstaltung von 5 (!) Stunden!
Es ist schwierig, bei dieser Sachlage sachlich zu bleiben. Die GEMA ist als Verein ein Monopolist und wir, u.a. Musikfans, Veranstalter, DJ’s etc.pp, können nichts dagegen tun – so ist es, leider! Keine Demonstration und Petitionsunterschrift wird etwas nützen, denn die GEMA lacht diese gemeinnützigen Aktivitäten aus. Was denkt sich dieser materialistische Mammon über die existenzielle Gegenarbeit? Dem Anschein nach denkt die GEMA sich nichts dabei und hält an der Einführung der neuen Tarifstruktur weiterhin fest – betont diese noch als: „…vereinfacht und nachvollziehbarer – vor allem aber, um eine größere Gerechtigkeit zu erreichen!“ Wenn jedoch diese Einbildung schlichtweg gut und gerecht sein soll, warum ist dann der Aufstand so hoch? Das Motiv dazu ist, dass Arbeitsplätze in Gefahr sind, viele Clubbetreiber und Veranstalter ruiniert werden; kurzum: das kulturelle und musische Licht wird ausgeknipst.
Jetzt kommen u.a. Künstler zu Wort:
„Ich fürchte als Österreicher der eine ‚Sondermitgliedschaft‘ bei der SUISA (=Schweizer GEMA) statt AKM (=österr. GEMA) hat, kann ich da nicht allzu viel dazu sagen. Die ganze GEMA Hysterie habe ich nie so recht verstanden. Für mich als Musiker war das immer die einzige Möglichkeit überhaupt ein bisschen Geld mit der Musik zu verdienen. Ich hielt die Anti-GEMA Haltung einiger Musiker auch immer für Arschkriecherei und anbiedernd bei den Fans, die in einer Zeit aufgewachsen sind in der Raubkopie ein Kavaliersdelikt ist, der zum Robin Hood artiges Heldentum hochstilisiert wurde. Ich weiß nicht was in Deutschland abgeht, aber Studio ist teuer, Equipment ist teuer, Proberäume sind teuer und heutzutage kannst du deshalb froh sein wenn du mit null aussteigst. Die Realität ist eher ein riesiges Loch in den Finanzen aus Liebe zur Musik. Will ich ALLES verschenken? Nein! Kann ich es mir leisten? Sicher nicht! Ist die GEMA der Feind? Ich weiß es nicht! Ich weiß nur, dass ich von der GEMA schon mal Geld bekommen habe…
Die Erhöhung der Kosten für Veranstalter halte ich jedoch für kontraproduktiv und lebensbedrohlich (Zwang zwischen Bankrott und Illegalität zu wählen) für den Underground. Dann passiert bei Konzerten das, was sich jetzt schon wie ein roter Faden durchs Business zieht. Nur wer Geld hat, hat die Möglichkeiten! Große Konzerne diktieren die Kunst und Musik ist nur noch Mittel zum Zweck. Coca Cola presents Justin Bieber, Dieter Bohlen wird Musikdiktator … Aber darauf wird’s hinauslaufen, so oder so. Aber wer ist WIRKLICH Schuld? Die sogenannten ‚Piraten‘ die nicht mal merken, dass sie die ahnungslosen Helfer und ausführenden Handlanger der großen Konzerne sind, die die einzigen sind die weiterhin verdienen, während Kreativität, Divergenz und Underground am Weg verloren gehen. „So geht die Demokratie zu Grunde, mit tosendem Applaus“ (Queen Amidala, Star Wars) oder auch: „Der Weg zur Hölle ist mit guten Absichten gepflastert.““
Ecki Stieg, Journalist, Musikredakteur, A&R und Product Manager, sagte mir morgens um 5.30 Uhr am Telefon auf meine Frage hin, wie er die Sachlage sieht:
„Die Reaktionen sind völlig überzogen. Die Vermutung, dass die GEMA die neuen Tarife einfahren möchte liegt daran, dass das Tonträgergeschäft zurück geht, dadurch Verluste einführt und versucht das dadurch wieder aufzufangen. Die GEMA verkennt den Ernst der Lage, denn durch die Schließung der Lokalitäten sind weniger Einnahmen. Es ist eine Gegenarbeit anstatt einer Zusammenarbeit. Es mussten schon einige Clubs wegen dem Nichtrauchergesetz schließen. Die Petition ist lächerlich, denn die GEMA ist Monopolist und sie unter Druck zu setzen, bringt nicht viel. Die GEMA denkt einfach zu kurz.
Nico Delius, Komponist und Texter, äußerte sich dazu:
„Ich bin als Komponist und Texter seit über 30 Jahren Mitglied der GEMA, was durchaus sinnvoll ist, denn somit ist gewährleistet, dass ich die mir zustehenden Tantiemen für meine Arbeit bekomme, wenn sie im Radio, Fernsehen oder anderweitig irgendwo auf der Welt gespielt oder aufgeführt werden.
Dass bei Sendungen, Veranstaltungen usw. für dargebotene Werke bezahlt werden muss, ist in Ordnung, denn davon leben die Künstler schließlich. Bisher funktionierte das jahrzehntelang für alle Beteiligten – auch die Veranstalter und Medien – reibungslos.
Doch mit ihrer neuen Tarifstruktur schießt die GEMA weit über ihr Ziel und ihre Aufgabe hinaus. Wenn erst einmal Clubs und andere Veranstaltungsorte schließen müssen oder bei Events gänzlich auf Musik verzichtet werden muss, weil die Gebühren für die Veranstalter unerschwinglich hoch sind, wird damit auf bürokratische Weise systematisch Kultur vernichtet – vom wirtschaftlichen und existentiellen Schaden für Clubs, DJs und Veranstalter ganz zu schweigen.
Letztlich geht dieser Schuss auch für die GEMA nach hinten los, denn ohne Veranstaltungen, Clubs usw. kann sie natürlich keine Gebühren einnehmen und schadet damit sich selbst und vor allem auch den Künstlern, die dadurch ebenfalls Einbußen haben, da ihre Werke nicht mehr gespielt werden. Ein Teufelskreis!„
Darc Delirium, Rainbow Scene DJ und Performer aus Berlin sagte:
„Wenn die Gema in ihrer blinden Aktionswut und mit utopischen Gebührenforderungen sich tatsächlich durchsetzen sollte, so wird sie nur alsbald merken, dass sie aus Clubs und Bars die kurz darauf schließen müssen, gar kein Geld mehr beziehen können und sich damit noch mehr ins eigene Fleisch schneiden. Es ist zu dem ein Angriff nicht nur auf die Clubkultur sondern auch auf Tourismus, der Stadtvielfalt und nicht zuletzt auch auf die Freizeitangebote auf die auch die GEMA-Mitarbeiter nicht mehr zugreifen können. Diese Forderungen sind untragbar und können eigentlich auch nur ein schlechter Witz sein!“
Probleme aus der Sicht von jungen Musikern (nicht eingetragen):
(Anonymer Beitrag)
„Wenn mit der neuen Reform die Veranstalter die Segel streichen, weil sie sich keine Veranstaltungen mehr leisten können, wird es für die Nachwuchsmusiker noch wesentlich schwerer, ihr Können bei Konzerten unter Beweis zu stellen und ihre Musik an den Mann zu bringen. Es bringt auch nichts, sich bei der GEMA anzumelden, denn wenn man nicht schon ohnehin extrem viele CDs verkauft, rentiert sich ein Vertrag mit der GEMA nicht.“
Sicht einer Tänzerin:(Anonymer Beitrag)
„Selber eine Tanzveranstaltung zu organisieren, rentiert sich schon mal gar nicht, da man momentan nicht bezahlt, wie viele Leute tatsächlich kommen, sondern wie viele potentiell kommen könnten. Das lässt die Kosten in die Höhe schnellen, unter denen die Einnahmen oft genug drunter bleiben. Mit der neuen Reform werden auch für die Tanzschulen die Kosten nicht mehr zu tragen sein, denn für jede Musik, die im Unterricht verwendet wird, muss man Rechenschaft ablegen. Man bedenke hierbei: Wenn der Musiker keine Nullrechnung vom Presswerk vorlegen kann, ist er für die Verwender GEMA-pflichtig, egal ob eingetragen oder nicht.“
Alexander S. – ein Leipziger Großraum Club Besitzer äußerte sich auch zu diesem Thema:„Sollten die angestrebten Gema Forderungen durchgesetzt werden, ist das das Aus unserer Clublandschaft in Deutschland. Musikkultur würde dann praktisch nicht mehr stattfinden! Keiner kann das bezahlen. Musik ist Kommunikation also Global. Was passiert, wenn wir nicht mehr in der Lage sind zu kommunizieren…“
Amen! Die letzten Worte lassen wir so stehen! Die Gema sollte In-sich-gehen und sich dessen bewußt werden, dass u.a. ihr Schuss ordentlich nach hinten los gehen wird!
Access2Music bedankt sich für die Beiträge und wünscht allen weiterhin viel Erfolg und Schaffenskraft!