Er war zu DDR Zeiten Berufsmusiker in verschiedenen Bands und verdiente bis zu 4000 Mark. Roland aus Leipzig liebt die Musik und damals konnte er durch sein Musiker Leben viele Spielorte in der ganzen DDR kennen lernen, zu denen andere nicht gekommen sind. War ja auch kaum möglich, sagte er. Selbst spielte er auch vor der Regierung. Wie es der Zufall so will, lernte ich den 60 jährigen Mann kennen und er erzählte mir von seinem Projekt in einem Krankenhaus. Nach viel Überredungskunst willigte er doch ein, so dass ich über sein emotionales Konzept berichten darf. Natürlich musste dieser Bericht vorher mit der Krankenhausleitung abgesprochen werden. In welchem Hause er sein Projekt vorführen darf, wurde nicht gestattet jenes zu erwähnen, geschweige denn die kranken Menschen mit abzulichten. Aber ich darf dabei sein und genau das bedeutete mir an einem schönen Spätsommer Nachmittag sehr viel.
An der Rezeption wurde ich von Roland herzlichst empfangen und wir gingen gemeinsam den verwinkelten Weg zum Kreativ Raum eines Leipziger Krankenhauses. Er war sichtlich nervös und er spricht auch wenig über sich. Einige Details musste ich ihm aus der Nase ziehen. Vor zwei Jahren hat sich dieses ehrenamtliche Projekt mit seiner Partnerin Marion ergeben. Roland zeigte Eigeninitiative und schrieb die Krankenhäuser an, denn er wollte mit Musik und Gesang den Menschen helfen ohne einen finanziellen Hintergrund, erzählte er. Er wollte Musiker bleiben, aber mit 60 Jahren ist es schwer und eine Gitarre kann er aufgrund seiner fast gelähmten Hand nicht mehr halten, darum singt er und spielt die Musik über einen CD Player ab. Er fertigte Hefter mit den Liedern an und nummerierte diese durch, damit diese schneller zu finden sind. Die Patienten nehmen dieses Projekt sehr gerne an und ohne Ehrenamt geht es nicht, teilte mir eine Krankenschwester nebenbei mit. Die
Patienten fühlen sich sehr wohl und schwelgen oft in Erinnerungen, wenn sie die Musik hören und gemeinsam mitsingen können. Die Patienten erzählten bei „Jugendliebe“ von Ute Freudenberg, dass ihre Jugendlieben schon lange verstorben sind. Selbst Roland bedrückt ein schweres Schicksal. Mit traurigen Augen sagte er, dass seine große Liebe, die er heiratete, an Krebs gestorben sei und alles, was ihm blieb, war ihr Ehering, den er noch immer an seinem kleinen Finger trägt. Darum sang er für seine geliebte Frau „Der Weg“ von Herbert Grönemeyer. Natürlich werden auch fröhliche Lieder gesungen. Roland singt alle ausgewählten Lieder mit Inbrunst und strahlt über beide Ohren. Mein Lieblingslied an diesem Nachmittag war „Hinter dem Horizont“ von Udo Lindenberg – meine Güte, ich kann nicht singen, aber dafür schräg, laut und mit voller Energie! Aber mir war es völlig egal, denn es tat mir gut. Musik tut gut – dieses Projekt ist gut! Meine Hochachtung hast du lieber Roland – mach weiter so! Danke!