Genervte Mails von Zuhörern. Gestresste und völlig abgedrehte Redaktionsmitarbeiter. Ständig das gleiche Programm. Musikvielfalt…Fehlanzeige. Ein Hang zum Zynismus. So geht es sicherlich dem ein oder anderen der einmal in einer Hörfunkredaktion gearbeitet hat. Reiner Ussat hat diesen alltäglichen Wahnsinn im Privatradio satte 25 Jahre mitgemacht. Und was macht man um mal Dampf aus dem Kessel zu lassen? Genau…man schreibt einen Roman. Mit „Der letzte Song – Ein Radio Roman“ erscheint im Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag sein literarisches Debut.
Was darf Satire? Alles! – Von daher darf Reiner Ussat auch mal so richtig vom Leder ziehen. Über das Radio, seine Hörer, die Mitarbeiter beim Sender und allgemein. Der Ich-Erzähler ist Max Lauschke, ein leicht neurotischer Musikredakteur bei einem Münchner Radio und der Leser darf ihn an einem ganz normalen Montag bei der Arbeit begleiten. Wären da nicht die nervigen Nachbarn oder sein genervter Stalker, der Lauschke immer wieder auffordert Celine Dions „My Heart Will go on“ nicht zu spielen. In verschiedenen anekdotischen Kapiteln – die thematisch nach Songnamen wie „Heart of Gold“ oder „Sympathie for the Devil“ benannt sind, spitzt sich die Lage immer weiter zu. Eine Moderatorin verschenkt quasi mal eben 500.000 €, der Chef wird beim Koitus auf dem Behindertenklo erwischt…tja und dann ist ja noch der Stalker da. Doch es soll hier nicht zu viel verraten werden.
Ussat schafft es das Thema auf eine pointierte und witzige Art rüberzubringen. Gelegentlich kommt Herr Lauschke ein wenig ins Schwafeln und der Sinn erschließt sich erst spät. Das ist einerseits Schade, ist das Buch doch, trotz der satirischen Ansatzes ein Abbild der Realität eines Radiosenders. Aber auch der Hörerschaft. Im Interview mit meedia.de schildert er: „Natürlich sind die Hörerzahlen für Privatsender existenziell wichtig, weil sie sich fast ausschließlich nur durch Werbung finanzieren. Allerdings habe ich in meiner aktiven Zeit als Musikredakteur unzählige Wunschsendungen live betreut, in denen sich die Hörer genau die Songs gewünscht haben, die sie sowieso schon in der Hot-Rotation fast stündlich zu hören bekamen. Dagegen scheint kein Kraut gewachsen zu sein. “ Vielleicht hilft „Der letzte Song“ das lang gesponnene Bild über das Privatradio zu entwirren.