Es wird heißer – Der Sommer ist da. Und doch beginnen wir unsere aktuelle Turntable mit einem äußerst entspannten und ruhigen Künstler. Lubomyr Melnyk. Der 1948 in München geborene Pianist ukrainischer Abstammung ist erst seit wenigen Jahren in Deutschland bekannt und gilt als schnellster Pianist der Welt. Seine 19,5 Noten pro Sekunde sind für das menschliche Ohr nicht mehr vernehmbar. Seit 1979 hat er bereits über 120 Werke, vorwiegend für Klavier, veröffentlicht. Im Mai 2016 erschien mit Illirion sein 21. Album. Melnyk ist bekannt dafür seine Stücke – vorallem im romanischen Stil – mit Jazz und Minimal Music Einflüssen zu würzen. Illirion ist ein sehr ruhig gehaltenes Album, doch der Schein trügt. Die Stücke – alle zwischen 3,30 und 16 Minuten lang sind, wandeln in einem elegischen, fast schon tranceähnlichem Zustand. Melnyk variiert immer wieder über endlose Arpeggios. Ohne Frage ein riesen Talent jedoch hat es manchmal den Eindruck, dass man einfach das Mikro laufen lassen hat und Lubomyr Melnyk improvisiert hat, was ihm so aus den Fingern kommt. Dadurch wirkt es, als ob die Stücke etwas zu lang geraten sind und es hinterlässt eine Art von Ratlosigkeit. Wobei dies hier Kritik auf hohem Niveau ist, da Melnyk ein absolutes spielerisches Genie ist.
40 Millionen verkaufte Alben und in Deutschland nahezu unbekannt – wie geht das? Ganz einfach, man muss Tomoyasu Hotei heißen und aus Japan kommen. Im Land der aufgehenden Sonne ist der Gitarrist seit den Achtzigern eine Ikone. Mit Strangers veröffentlicht er bei Spinefarm Records sein internationales Debutalbum und dafür hat er sich bekannte Unterstützung geholt. Auf neben Noko von Apollo 440 sind die Punklegende Iggy Popp und der Rammstein Gitarrist Richard Z. Kruspe zu hören. Alles in allem eine Hommage an das Instrument mit den sechs Saiten – in vielen Facetten.
Beeindruckend ist die stilistische Vielfalt die Hotei hier bietet. Schon der Opener Medusa entführt in eine Fusion aus Hank Marvin Style und Tom Morello. „Move It“ mit Kruspe ist im typischen Industrial Sound und „Barrel of my own Gun“ wandert auf TripHop Pfaden. Am hervorstechendsten sind nicht die Stücke, die von Shea Seger gesungen worden, sondern die, in denen Hotei die Gitarre sprechen lässt. Hier kann er seine Kunst voll zur Geltung bringen. Das macht Spaß und da fragt man sich, warum es annähernd 30 Jahre brauchte, bis Hoteis Musik den Weg nach Europa findet.
Deutschpop, Hip-Hop, Rock und bissel Punk. Das macht den Sound von Megazwei aus Mainz aus. Die fünf Musiker haben jüngst mit Bengalos ihr Debutalbum veröffentlicht. 15 Songs sollen die deutsche Hörerschaft von ihrer Qualität überzeugen. Getreu dem Motto ihres Songs „Adrenalin“ treten Megazwei die Flucht nach vorn an. Die Stücke sind allesamt im eher rockigen Bereich angesiedelt und sorgen für gute Stimmung. Das macht bis zu einem gewissen Punk Spaß – jedoch stellt sich nach der Hälfte das Gefühl ein, dass man vieles schon einmal gehört hat. Die Songs sind keineswegs schlecht, nur hätte es sicherlich gereicht nur 10 Stücke zu verwenden. Und doch haben Megazwei das Zeug dazu sich zu einer festen Größe in Deutschland zu entwickeln.
Alle Jahre wieder kommen die Olympischen Sommerspiele. In diesem Jahr finden sie in Rio de Janeiro statt. Was passt da besser als Salsa, Latin und Bossa Nova. Die Berman Brothers – bekannt durch das Erfolgsprojekt Rhythmus del Mundo – haben sich dem Anlass entsprechend mal wieder zu einem Crossover hinreißen lassen. Was vor einigen Jahren schoneinmal großartig funktioniert hat, kann durchaus wieder erfolgreich sein. Mit Take me to Rio haben die Brüder 14 Songs der jüngeren Vergangenheit mit brasilianischen Klängen verwoben. Neben dem Katrina & The Waves Klassiker „Walking on Sunshine“ gibt es Songs wie „Hey Ya!“ von OutKast, „Dance with Somebody“ von Mando Diao oder „Heart of Glass“ von Blondie. Das funktioniert mal gut wie bei „Walking on Sunshine“ und mal weniger gut. So gerät Marlon Roudettes „When the Beat Drops Out“ leicht aus den Fugen. Dennoch fangen die Berman Brothers den Sound und den Lifestyle Brasiliens gut ein…ein tolles Album für den Sommer.
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