Mit der Fanfare for the Common Man, Lucky Man oder Tarkus schufen Emerson, Lake & Palmer großartige Hymnen der Siebziger Jahre. Sie gelten als Vorreiter von elektronischer und progressiver Musik. 46 Jahre nach dem Erscheinen des Debutalbums erscheinen die ersten drei ELP Alben in liebevoll remasterten Neueditionen.
ELP sind bzw. waren eine dieser Supergroups, die schon vor Erscheinen des Debuts ein legendärer Status anhaftete. Dabei entstand diese Band eher zufällig. Keith Emerson, war 1969 zusammen mit seiner Band, Nice, und King Crimson auf Tour. Da lernte er deren Gründungsmitglied Greg Lake kennen. Begeistert von dessen Gesang wollte er ihn unbedingt für ein Experimentalrockprojekt haben. Den Schlagzeuger Carl Palmer hörte Emerson als dieser noch bei The Crazy World of Arthur Brown spielte. Er lud ihn zu einer Session ein und was dabei herauskam ist Geschichte. Zur weiteren Legende gehört, dass das Projekt nicht „ELP“ sondern „HELP“ heißen sollte – dies rührt daher, dass Jimi Hendrix angeblich teilnehmen sollte. Die Zusammenarbeit kam aber in Folge des Todes des Gitarristen im September 1970 nicht mehr zustande.
Die nun erschienenen ReIssues der ersten drei Alben zeigt in bestechender Weise die musikalische Qualität des Trios. Angefangen beim selbstbenannten Debut. Aus zwei CD’s bestehend bietet das Set neben dem 2012er Remaster des Albums eine alternative Zusammenstellung von Steven Wilson. Er beließ es bei den drei Anfangsstücken „The Barbarian“, „Take a Pebble“ und „Knife Edge“ (mit längerem Ende). Danach fügt er die Promenade aus Bilder einer Ausstellung mit ein und entschied sich, aus „The Three Fates“ nur den „Atropos“ Teil zu nehmen. Anschließend folgt „Rave Up“ und ein Drumsolo. Geschlossen wird dies, wie beim Original, mit der Greg Lake Ballade „Lucky Man“. Bewies das Album in seinem Ursprung schon, dass Emerson, Lake & Palmer ein geniales Händchen dafür hatten klassische Komponisten mit Progressiverock zu kombinieren, geht die Steven Wilson Variante da einen kleinen Schritt weiter. Soundlich absolut genial – bietet es eine homogenere Zusammenstellung. Alleine schon die nur von Orgel und Gesang getragene „Promenade“ ist schlichtweg begeisternd. Dem Ruhigen folgt das Rastlose „Atropos“. Ein Piano Solo mit dem innovativen Schlagzeug von Carl Palmer. Dem kann nur das 3 Minuten Drum Solo noch eins draufsetzen.
Im Jahr darauf setzten ELP nochmal eins drauf und veröffentlichten mit ihrer Interpretation des Mussorgsky Klavierzyklus „Bilder einer Ausstellung“ eines der einflussreichsten Livealben der Musikgeschichte. Aufgenommen wurde es am 26.3.1971 in der Newcastle City Hall. Die Band nutzte nicht den kompletten Zyklus – Stücke wie Limoges oder die Tuilerien fehlen. Wie im Original bildet die Promenade das verbindende Element. Es folgt „The Gnome“, „The Sage“ sowie „The Old Castle“. Grade „The Sage“ ist wieder eines der Stücke, dass die akustische, zarte Seite von ELP in den Vordergrund stellt. Greg Lake mit einer Gitarre und gut ist. Legendär ist die Performance von „The Hut of Baba Yaga“ und „The Curse of Baba Yaga“. ELP haben hier aus einem zwei Stücke gemacht und Keith Emerson zeigt hier seine Virtuosität. Da wird mit Feedbacks und Dissonanzen gespielt. Es entwickelt sich ein wildes Duell aus Drums und Synthie. Man mag sich garnicht vorstellen, was gewesen wäre wenn Jimi Hendrix dabeigewesen wäre…Wie im Klavierzyklus mündet alles im majestätischen „The Great Gates of Kiev“- nur hier mit Text und Gesang von Greg Lake. Als Zugabe gibt es eine Interpretation des Nussknackers von Peter Tschaikowsky.
Die Originalausgabe von 1971 war klanglich immer etwas angestaubt und dumpf im Klang. Das Remaster von 2016 ist dagegen glasklar und druckvoll. Übersteuerungen sind nicht vorhanden. Gerade über Kopfhörer macht das Album richtig Spaß. Als Zugabe befindet sich auf CD 1 ein weiteres Live Medley der Pictures at an Exhibition – aufgenommen in Puerto Rico 1972. Auf CD 2 ist eine frühere Interpretation des Songzyklus vom 9.12.1970 in London vorhanden. Dieses ist soundmäßig leichter nicht so optimal wie das spätere Livealbum. Jedoch mit Zugabe von „The Barbarian“, „Knife-Edge“, einem Rondo und danach der „Nut Rocker“.
Alles in allem bieten die Neuveröffentlichungen der Emerson, Lake & Palmer Alben einen deutlichen Mehrwehrt – auch für Fans. Die Steven Wilson Abmischung des Debuts als auch die zweite Version des Bilder einer Ausstellung Zyklus lassen aufhorchen und bieten bisher unbekannte Facetten der Platten. Gleichzeitig ist es die Reminiszenz an den im Frühjahr verstorbenen Keith Emerson. Er hätte gern weitere Konzerte mit Palmer und Lake gegeben, doch eine chronische Nervenkrankheit zwang ihn zu pausieren. Im März nahm er sich das Leben. Ruhe in Frieden!