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Old Fire – Songs from the Haunted South

Ankündigungen / Juli 5, 2016

Wie oft haben wir schon festgestellt, dass das britische Label Kscope ein unnachahmliches Talent dafür hat, Acts zu finden, welche es schaffen mit ihrer Musik in die Seele der Menschen vorzudringen. Vorwiegend sind dies Bands, die im weitesten Sinne dem post-progressiven Stil zugerechnet werden und dennoch eine Vielzahl anderer Elemente mit einbringen. Neben Genregrößen wie Steven Wilson, Anathema oder Katatonia, sind dies auch immer wieder Newcomer. Im letzten Jahr waren es die Nordic Giants, welche mit ihrem Cinematic Sound zu begeistern wussten. Die jüngste Neuverpflichtung ist das Projekt Old Fire, an dessen Spitze der Texaner John Mark Lapham steht. Obwohl das Projekt bereits seit 10 Jahren existiert, hat es bis 2016 gedauert, bis mit dem Album Songs from the Haunted South das Debut auf den Markt kam.  Ursprünglich plante Lapham das Album zusammen mit dem Sänger Micah Hinson für ein Projekt beim Label 4AD zu veröffentlichen und einen Mix aus Covern sowie eigenem Material zu bringen, doch irgendwann trennten sich die Wege der beiden und Lapham entschied sich allein weiter zu machen.

Was erwartet den Hörer bei Songs from the Haunted South? Ein äußerst ruhiges Album, das mit seinen zarten Klangspielen zum Träumen einlädt.  Insgesamt 22 Kollaborateure arbeiteten mit Lapham an dem Album. Meist laufen solche Projekte Gefahr mehr eine Compilation von unterschiedlichem Material zu bieten, als ein kohärentes Album. Neben viel Ambient, kann man Einflüsse von Country, Folk, Prog und auch Psychedelic  ausmachen. Später wird es gar elektronisch.

Die Reise durch die Klänge beginnt mit „Old Fire 3“. Eine sanfte Gitarre, eine Synthiefläche und eingestreute Chorstimmen reichen, damit der Hörer sofort wohlig abgeholt wird. Dies geht nahtlos in „Along came Sadness“ über. Das erste Mal Gesang gibt’s auf „Helix“. Irgendwie erinnert das Stück im weitesten an „A Boat lies Waiting“ vom letzten David Gilmour Album. Getragen von Piano und Streichern sorgt das Stück für Nachdenklichkeit. Man fängt schon fast an zu denken, dass es die ganze Zeit so weiter geht. Weitgefehlt. Mit „Know How“ bekommt man ein countrylastiges Stück vorgesetzt. Abgedämpfte Gitarren und eine weibliche Stimme sorgen für einen gewissen Groove in der ruhigen Stimmung. Das wohl ungewöhnlichste Stück ist „Faust“. Instrumental und elektronisch lässt es an JM Jarre und andere Genrevertreter denken.

Doch es sei gewarnt. Wer Hymnen mit großen Gitarrensoli erwartet, der ist auf dem Holzweg. Vielmehr ist es Musik für den Kopf. Zum „nebenbei-hören“ eignet es sich ebenfalls nicht. Man muss sich voll und ganz auf Songs from the Haunted South einlassen, damit es seine Wirkung entfaltet. Die ruhige Stimmung irgendwo zwischen Massive Attack und Pink Floyd zu Wish you were Here Zeiten dominiert das Album. Die countrylastigen Einflüsse erinnern auch gewaltig an Calexico.

Der JM Lapham beschreibt die 13 Stücke als Widmung für die Musiker – einige am Leben, einige leider schon von uns gegangen, welche an dem Album mitgewirkt haben. Vor allem ist es auch eine Hommage an Künstler wie Brian Eno.

Alles in allem ist Songs from the Haunted eine Platte, die man mal nicht eben im Vorbeigehen hören kann – quasi ähnlich wie bei Nosound nur mit anderem Ansatz. Wie erwähnt muss man sich Zeit nehmen und das Album immer wieder hören. Easylistening würde für ein absolutes Missverständnis sorgen und den Künstlern nicht gerecht werden. Ansonsten ein tolles Album, auch wenn es fraglich ist, ob es je zu einer Liveaufführung kommen wird. Schade eigentlich…und dennoch ist es wunderbar, dass es die Stücke nach 10 Jahren geschafft haben, dass man sie endlich hören darf!


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