Seit 22 Jahren höre ich Phillip Boa. Mit 12 Jahren erhörte ich zum ersten Mal den großartigen und zeitlosen Song “ And Then She Kissed Her”. Gefesselt von so viel Herzklang, folgte ich dem weiteren Ruf eines Künstlers, der den künstlerischen Stillstand nicht akzeptiert. Denn sein Antrieb ist die Sucht Songs zu schreiben. Musikalische Rastlosigkeit ist gegen den Stillstand.
Auf drei Jahrzehnte Musikgeschichte kann jener Avantgardist zurückblicken, der konsequent sämtliche kommerzielle Mechanismen verweigert. Dennoch wurde der Song „Container Love“ (1989) zum kommerziellen Erfolg durch Marketing – Raffinesse. Und ich sage dazu: Jeder Künstler hat das Recht mit seiner Musik Geld zu verdienen. Auf welchem Weg auch immer. Nur verhasst darf dieser Weg nicht sein.
Das ist bei Boa nicht der Fall. Er steckt viel Herzblut und Ehrgeiz in seine Musik und das zeichnet ihn aus. Eine Auszeichnung hätte er auf jeden Fall verdient. Boa weiß was er will und zieht es auch durch, selbst wenn er mit 40° Grad Fieber auf der Bühne stehen muss. (Das sagte er uns bei einem Interview im Jahre 2011.) ER ist die Musik, der Sound und der Takt zugleich!
Was ihn aber schmerzt, ist wenn ein „Fan“ im Internet schlecht über seine „neue Musik“ redet und nur die „alten Sachen“ lobpreist. Jeder Künstler entwickelt sich und darf sich erfinden. Bei Boa bleiben die musikalischen Erfindungen nicht stehen und er kann es seit über 30 Jahren belegen.
„BLANK EXPRESSION · A History Of Singles 1986 – 2016“ heißt das neue Goldstück und es erscheint in vier unterschiedlichen Formaten. Ganz gespannt war ich auf „Fresco – A Collection Of 12 New Songs“ und die Stimme von Psi, der neuen Sängerin an Boas Seite. Ihre liebliche Stimme passt zu Boas düsterem Gesang. „BLANK EXPRESSION · A History Of Singles 1986 – 2016” sowie „Fresco – A Collection Of 12 New Songs” sind klarer und druckvoller umgesetzt.
An dem Tag, als ich das Album in der Deluxe Edition im Digipack erhielt, ließ ich alles stehen und liegen, denn es war Boa Tag! Natürlich wollte ich als erstes die 12 neuen Songs hören, bevor ich mich der Singels hingab. Und „Fresco“ lief on Tour durch meinen Player. Diese Album erinnerte mich an die „ Boaphenia“ (1993) und „God“ (1994) Zeiten. Jedoch neu, gereifter und zwischen den Zeilen verfassender.
Eine weitere Faszination ist die lyrische Darstellung, denn seine Lyrik ist glaubhaft wie auch die Interpretation dazu– live wie Studio. Seine Lyrik ist Kunst. Wie diese im Magenta gestalteten Booklet zu lesen sind. Er singt „kleine Geschichten“, wie zum Bsp. in „Death Is A Woman“. Hier sitzt Charles Bronson in einer schlaflosen Nacht neben ihm. „Twisted Star“ ist die Single Auskopplung zum neuen Album und darin verneigt er sich vor Legenden wie David Bowie (*Der Himmel habe den Stardust selig*). Dieser Song ist, wie die anderen auch, radio- und tanztauglich, dazu ein Ohrwurm. Weitere Lieblingssongs sind „Kill Your Vacation“ und der pochende, stampfende „Le Brigadier“.
Fazit: „Fresco – A Collection Of 12 New Songs“ ist das Glühwürmchen in einer Nacht der verträumten Seele Boas. Avantgardistischer Rock- Pop voller Poesie. Tiefgehend und explosiv zugleich. Eine Perle eingepackt im Boa Flair.
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