Wie ein Dorfpunk zum Rockstar wird und 1 Million Platten verkauft – bis das Schicksal gnadenlos zuschlägt. The Bates – eine Geschichte wie im Märchen. Aus der Provinz ging es in den Rock-Olymp. Viele Jahre lang Sex, Drugs & Rock ‘n‘ Roll. Doch einer überlebte das Märchen nicht. Wie kann man weiterleben, wenn man hoch geflogen ist und so hart wieder in der Realität landet? Verlag: Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin Seiten: 277 Seiten Erschienen: 11/2018 Preis: 20 € (D) ISBN: 978-3-86265745-2 +++
Klube hat seine Rockstarjahre hinter sich lassen müssen, für die er hart arbeitete. Es fiel ihm nicht leicht diesen Rückschritt einzustecken. Er war Mitbegründer sowie Drummer von The Bates aus Eschwege und lebt nun mit seiner Frau Suse und Hündin Bubbles in einem 800 Seelen Dorf im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis. In diesem Buch erzählt er den Auf-und Abtakt einer Band, die es in den 90er Jahren geschafft haben endlich Rockstars zu werden. Durch die Platte „Psycho Junior“, die in einer Kneipe lief, wurde der Wunschtraum zur Realität. Bela B., von den Ärzten, saß rein zufällig in der Kneipe und der Rest ist Geschichte.
Eine Geschichte, die erzählt werden musste und in diesem Buch knallhart, ehrlich und direkt wiedergegeben wird.
Zimbl blickt nur noch von einem Foto auf ihn hinab. Noch heute fragt sich Klube, ob er wirklich alles getan hat, um seinen besten Freund zu retten. Als es mit der Band bergauf ging, ging es für den Sänger und Gitarristen Zimbl bergab, obwohl er es endlich geschafft hatte sein Ziel „Rockstar zu sein“ zu erreichen. Dabei verkraftete er diesen Ruhm nicht. Sein Abbau war deutlich und es war nur eine Frage der Zeit bis alles zusammenbrach. Die Lebensdauer der Bates währte demzufolge nicht lange. Wahrscheinlich wären sie heute genauso erfolgreich gewesen wie Die Toten Hosen oder Die Ärzte es noch immer sind. Doch im Jahre 2006 wurde Zimbl in seiner Wohnung tot aufgefunden, in der er einsam verstorben ist. Es war sein selbsterwähltes Schicksal, denn die Hand des Alkohols, die er nicht loslassen wollte, führte ihn ins Grab. +++
Der Autor dieses Buches Christof Dörr hatte eine klare Vorstellung und Entschlossenheit die Story der Bates niederzuschreiben. Es enthält einen kompletten Überblick über die Bandgeschichte sowie Bilder aus dem Privatarchiv Klubes. Es ist unterteilt in vier große Kapitel, wobei Songs als Unterkapitel gegliedert wurden. Mit einem Intro (Vorwort) von Christof Dörr, einem Kapitel von Olga (The Toy Dolls) – der in tiefer Verbundenheit mit den Bates stand – sowie kamen ehemalige Bandmitglieder zu Wort. Auch der ehemalige Virgin-Geschäftsführer Udo Lange, der die Band unter Vertrag nahm, wurde von Christof Dörr interviewt. Ebenso Klaus Cornfield, der den Tour Comic „The Bates – The Devils Ponk Band“ entwarf und Freund der Band war. Selbst Klubes Frau kam zu Wort. Zu meiner alten „Ponk“-Rock Liebe:
Und es ist das beste Buch, was ich seit langem lesen durfte! Ich habe es regelrecht verschlungen. Danke hierfür. Mein Briefkasten ist zusammen gezuckt, als ich es in den Händen hielt, weil ich vor Freude aufschrie. Am liebsten wollte ich sofort, unter meinem Briefkasten liegend, mit dem Lesen beginnen. Jedoch folgte mich zuerst der Weg ins Stadion, aber in Gedanken an „Klube & The Bates“.
Nachdem ich es verschlungen hatte, wusste ich nicht, was mit mir los war. Ich konnte das Gefühl, was mich umgab, nicht beschreiben.
Auf Arbeit stand auf einmal ein Feuerwehrmann hinter mir. Er sah, wie ich in meine Notizen zu diesem Buch vertieft war. Ich erschrak als er sich räusperte. Sowas passierte mir eigentlich nie. Wir begannen miteinander zu reden. Der Versuch mich erklären, scheiterte. Er verstand mich aber blind und sagte zu mir: „Mädchen, Du befindest Dich gerade in einem Tief. Das Buch ist beendet und die Band ist längst aufgelöst. Schreib Deine Gedanken zu diesem Buch und schreibe darüber aus vollsten Herzen. Erst dann kommst Du daraus und kannst Dich wieder auf anderes konzentrieren.“ (Ein weiser Mann!)
Ja, ich verfiel in ein Tief. War zerrissen. Dieses Tief war gnadenlos zu mir. Wahrscheinlich die wohlbekannte Bücher-Depression unter Leseratten, wenn sie wieder der Realität ausgesetzt werden.
Ich liebte diese Band! Leider war ich damals zu jung, um die Bates live sehen zu können. War weder mobil (lebte in einem üblen Kuh-Dorf mit Siedlung für die Arbeiter*Innnen der DDR LPG und Klinkerwerk), noch hatte ich Geld. Zudem belächelten mich die „Punks“ aus meiner Umgebung, dass ich „sowas“ höre. Es gab ja damals wirklich nur die BRAVO. Daraus zierten die Poster sowie alle Artikel mein Kinderzimmer und ich sah auf dem Kopf auch ein bisschen aus wie Zimbl.
Die Bates hatten das geschafft, was sich andere Provinz-Bands nur erträumten. Dazu waren deren Coversongs schweinegeil, von den Eigenkompositionen mal abgesehen! Von dem, was wirklich um die Band intern passierte, habe ich ja gar nichts mitbekommen. In deren Musik konnte ich frei sein. Sie haben mich mit ihrer Musik da abgeholt, wo ich mich befand.
Irgendwann holten sie mich nicht mehr ab, habe sie regelrecht aus den Augen verloren. Meine Musik wurde auch schwärzer. Die BRAVO las ich nicht mehr. Das Internet gab es damals noch nicht, es war auch eher befremdlich zur damaligen Zeit. Das Wort „Email“ war ein Fremdwort für mich. Beides ist heute nicht mehr wegzudenken.
Von Zimbls Tod erfuhr ich erst aus der Zillo. Warum? Wieso? Weshalb? Keine Ahnung. Organversagen war ausschlaggebend, hatte ich gelesen. So richtig hatte ich es auch nicht für vollgenommen. Das war wohl auch Klubes Problem, doch dazu äußere ich mich später.
Durch dieses Buch kam die Liebe wieder zurück, die eigentlich nie weg war. Die Musik der Bates war so oder so eins mit mir und meiner Seele. Darum fuhr ich einen Tag später, nachdem ich das Buch verschlungen hatte, 120 km zu meinem Vater, um ihm einen kleinen Schrank zu bringen, der noch hätte warten können. Ich war zu traurig, so zerrissen, wollte einfach nur fahren und in Ruhe die Bates laut im Auto hören. Kaum stand mein Auto, wurde ich wieder der Realität ausgesetzt, wie nach Beenden des Buches. Ich wollte am Liebsten wieder einsteigen, los fahren, Bates hören.
Armin und Reb kamen in eigenen Kapiteln selbst zu Wort und Klube wurde damit konfrontiert. Nur Pogos Ansicht fehlte. In „Poor Boy“ wurde die Story um Pogos Austritt beschrieben. Hierbei merkte ich, dass Pogo keinen Bock mehr auf die Bates hatte. Ich kann seine Handlung irgendwo nachvollziehen, denn 90 Minuten im Stadion geben dem Kopf eine gedankliche Freiheit, eine gewisse Ruhe, die nur ein echter Fan kennt. Wahrscheinlich gab ihm der Verein das, was die Band ihm nicht mehr geben konnte. Er zog sich in eine andere laute Welt zurück, in der eine andere Art von Glückseligkeit herrscht.
Ich finde es gut, dass in diesem Buch fast alle Ansichten schriftlich fixiert und die Wahrheit erzählt wurde. Auch Udo Lange, der die Bates bei Virgin unter Vertrag nahm und Vertrauen in die Band setzte, äußerte sich. Es war mitunter sein Baby.
Suse, die Frau von Klube, erzählte ebenfalls in „Suse“, wie es um Klube stand und wie sie ihn aus seinem Tief herausholte und die Zügel in die Hand nahm. Klube brauchte sie mehr denn je. Beide brauchten sich. Und letztendlich ist sie sein Strohhalm, sein Glück, seine große Liebe und das Beste, was ihm neben seiner ehemaligen Rockstarkarriere passieren konnte, die er traditionell in einer einwöchigen Zeremonie heiratete.
Das Kapitel von Klaus Cornfield berührte mich sehr. Vor allem folgender Abschnitt: „Er kam schon nicht mehr von der Matratze hoch, um mich zu verabschieden, und nuschelte „Bitte Klausi, bleib doch hier“ …“
So könnte man sich das Ableben von Zimbl, einsam in seiner Wohnung, vorstellen. Er gab uns aber seinen besten Nachlass: seine Stimme in der Musik!
Musik ist die Sprache der Engel. (Zitat von Thomas Carlyle)
Zimbl sprach sie und wurde zu einem.
Die Musik der Bates ist für uns dennoch zeitlos, auch wenn die Bates GbR daran nichts mehr verdient. Dazu ist sie ein Geschenk! ich sprach mit zwei eng befreundeten Alkoholikern, die seit über 10 Jahren trocken sind. Sie gaben mir folgende Antworten auf meine Fragen sowie auf die Frage, die Du Dir seit jeher stellst:
Hättest Du ihn retten können?
Nein! Man kann einen Alkoholiker nicht retten. (Er war dazu Borderliner sowie schwerer Abhängiger verschiedener Substanzen). Er muss zur Rettung bereit sein. Man kann Hilfe anbieten. Wenn die nicht gewollt ist und alles keinen Sinn mehr ergibt, kann man machen, was man will – es liegt am Ende in seinen Händen.
Was denkt sich ein Alkoholiker?
Ein Alkoholiker denkt nur noch an Alkohol. Es wird gesoffen, um einen Kick zu bekommen, wenn der aber nicht mehr kommt, wird somit weitergesoffen. Er merkt nichts mehr. Seine Umwelt wird ihm egal. Wenn der Alkoholiker plötzlich aufwacht, wird weitergemacht wie bisher. Sein Leben dient nur noch der Substanz ohne Substanz.
Mit den besten Wünschen und Grüßen, Marlene
+++
Am 8. Dezember 2018 wird es eine Bates-Lesung mit Christof Dörr geben. Hierbei wird er von Klube unterstützt. Dazu werden Bates-und Zimbl Klassiker von Armin und Dieter gespielt.
Link: The Bates are Back in Town ! Live im K3
Holt euch das Buch!
Hier—> bücher.de
Hier—> Amazon
Hier—> jpc.de
(Leider kann ich nicht dabei sein. (Ich bin mobil, habe verdientes Geld, nur mein Dienstplan mag nicht. Ironie eines arbeitenden Lebens))
Schlagwörter: Christof Dörr, The Bates