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Feines Vinyl 34: Chrissie Hynde – Valve Bone Woe

feines Vinyl / Rezensionen / September 13, 2019

Wenn ein Musiker mit einem Soloalbum um die Ecke kommt, obwohl er oder sie eigentlich mit einer Band verbandelt ist, verheißt das meist, dass die Band Geschichte ist. Doch Christine „Chrissie“ Hynde denkt garnicht daran die Pretenders aufzulösen oder sich von ihnen zu trennen und dennoch hat sie jüngst mit „Valve Bone Woe“ ihr zweites Soloalbum veröffentlicht.

Eins vorweg: wer ein Rockalbum im Stile der Pretenders erwartet, brauch nicht weiterlesen. „Valve Bone Woe“ – nach dem gleichnamigen Ensemble benannt ist ein reinrassiges Jazz-Pop-Coveralbum. Hää? Cover? Ja…die inzwischen 68 jährige Sängerin hat sich Songs bekannter Größen wie Frank Sinatra, John Coltrane oder Brian Wilson bzw. den Beach Boys angenommen. Es ist somit kein Zufall, dass das Albumcover starke Ähnlichkeiten zu „Time Out“ von Dave Brubeck aufweist.

Herausgekommen ist ein ruhiges, entspanntes Laidback Album in dem die erstaunlich frische Stimme von Frau Hynde im Vordergrund steht. Man lernt die US-amerikanerin fast noch von einer ganz anderen Seite kennen. Up-Tempo sucht man hier genauso vergebens wie verzerrte Gitarren. Slowfood ist angesagt. Die Instrumentierung ist offenbar bewusst weit hinten im Sound gehalten und Klavier, Streicher und Bläsersektionen dominieren die Instrumentierung.

Chrissie Hynde wirkt als sitzt sie neben einem Klavier in einem Ballsaal und improvisiert mit geschlossenen Augen zu den Klängen. Fast schon ätherisch wirken viele Stücke.

Beim ersten durchhören könnte man schon in einen gewissen Einschlafmodus verfallen. Doch man sollte „Valve Bone Woe“ mindestens eine zweite Chance geben. Vielleicht auch ein drittes und viertes Mal. Das hat nichts mit schön hören zu tun, sondern vielmehr mit der Entdeckung neuer Elemente. Ein Highlight ist z.B. „No Return“ – ein Zufall, dass der Song von Hyndes ex-Mann Ray Davies (The Kinks) geschrieben wurde. Aber auch Stücke wie „River Man“ oder „Caroline, No“ müssen hier dringend genannt werden.

Alles in allem ist „Valve Bone Woe“ eine Platte, die es dem Hörer nicht einfach macht. Doch gibt man ihr Zeit, erschließt sie sich. Wenn man den Punkt erreicht hat, macht es klick. Auch abseits der Pretenders schafft es Chrissie Hynde zu begeistern. Mit ihrem zweiten Soloalbum gelingt der Sängerin einmal mehr zu beweisen, dass sie zu den vielseitigsten Stimmen des Musikgeschäfts zählt – und das mit 68.







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