Text: Anna Stumpe.
Fotos: Deborah Brzezinski.
Zeiten, in denen die Jungs von Beat!Beat!Beat! Auftritte in Clubs hatten, in denen sie selbst nicht hätten auftreten dürfen, die elterliche Erlaubnis noch in der Brusttasche ihres karierten Hemdes mit sich trugen, nach Mitternacht die Bühne geräumt haben mussten, in Jugendherbergen oder modrigen Tourbussen schliefen und nach einem Bier die Maß voll war sind vorbei.
Marius, Joshua, Moritz und Tim verkaufen jetzt selbst designte T-Shirts am Merch-Stand, bleiben auch noch nach dem Konzert, um DJ-Sets zu spielen, toben im Backstage-Bereich umher, bestellen ohne Weiteres Wodka Lemon on the Rocks, übernachten in Sternehotels mit Wellness-Bereich und klingen wie die Band, deren größte Fans sie selbst gewesen sein könnten.
Eben noch traten die Schulfreunde in ihrer Heimatstadt Viersen am Niederrhein auf, als sie nur aus der Not heraus entstandene Sets und noch nicht einmal einen Bandnamen hatten, bald darauf wurden sie auch schon für das Apple Tree- oder Dockville Festival gebucht, diese Male mit weniger intuitiven Sets und einem Bandnamen. Und der hat ganz und gar nichts mit der in den Sechzigern und Siebzigern populären Musikshow zu tun, die dienstags und freitags nach der Tagesschau legendäre Solisten und Bands zu sich lud, sondern steht plakativ und ausdrucksstark für das, was sich die Burschen zu Herzen genommen haben: Musik passend zum Takt des Herzens.
Im Oktober 2009 kamen sie dann endlich den flehenden Schreien ihrer Fans nach und veröffentlichten ihre erste EP „Stars“, mit der sie Musikkritikern zur Folge auf direktem Wege in den von selbigen erstrahlten Himmel aufstiegen.
Klassische Indiehampelmänner in zerschlissenen Jeans, Math-Rocker, Foals-Klone, es gibt viele Schubladen, in die sich die Vier von Beat!Beat!Beat! einordnen ließen, spätestens aber nachdem man sie einmal live gesehen hat, bleibt es nicht aus seinen ersten Eindruck zu überdenken.
Die Vier sind schlaksig, ihre Haare liegen wie Kraut und Rüben, sie lächeln verschmitzt und auch die Hosen rutschen, aber Stimme und Instrumentalität sitzt. Dass das samstägliche Publikum auch und gerade wegen des Beat!-Quartetts da ist, erkennt man auf dem (Pop Up-Festival sofort.
Zwar hallt im ersten Song der Sound und die Stimme des Sängers Joshua ist kaum zu hören, aber nach gekonnten Griffen an den Verstärkern und bestimmenden Handzeichen zum Tonmann ist die Akustik auf ihrer Seite. Und spätestens als der zweite Song angespielt wird, ist die Masse in Bewegung, Beine wippen, Körper schwingen, Herzen schlagen wie Metronome. An Schlagzeug, Gitarre, Keyboard, Synthesizern, Mikro und einem leerem Flaschenkopf als Percussion-Ersatz haben Joshua und Co. das Publikum im Griff. Vor allem aber beweisen sie, dass sie keine Musik mehr machen, um in der ersten Reihe des Indierocks mit zu tanzen. Texte und Arrangements sind komplexer und durchdachter, trotzdem aber nicht weniger tanzbar und qualitätiv kein Vergleich zu ihren Download-Versionen auf Last.fm.
Unter ihren kaum drei Minuten langen Songs tummelt sich auch allerhand Neues, darunter bedeutungsschwangere Titel wie „Graveyard“, „Bravery“ oder „Lightheavy Rapture“ wovon jeder einzelne in die Beine geht und im Kopf bleibt.
Schnell wird klar, dass diese Band vor jugendlicher Energie strotzt, die sie in ihren Songs und auf der Bühne ausleben und die wie ein Lauffeuer alles ansteckt, was nicht bei drei auf dem Baum ist.
Man hat das Verlangen zu tanzen, als würde niemand zu sehen und zu lieben, als würde es nicht wehtun, man zelebriert den Moment und kostet die Zeit aus, denn schon nach einer halben Stunde ist der Glücksmoment verflogen und man wird allein zurück gelassen, beschwingt und mit sich überschlagenden Erinnerungen an Textzeilen im Ohr. Einziger Wermutstropfen: Ein sich an das letzte Konzert anschließende DJ-Set nach Beat!-Manier, zu dem aber kaum niemand als die Band selbst tanzt.
Lang wird es wohl nicht mehr dauern, bis auch der letzte an den Himmel sieht und diesen Stern erkennt.
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