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Marianne Faithfull im Gewandhaus – Es war so schön!

Female Voices / Konzerte / August 5, 2012

Vorab bedanke ich mich bei Känguruh Production, die dieses Konzert am 14. Juli 2012 im Leipziger Gewandhaus veranstalteten und dem Publikum einen wundervollen Abend ermöglichten. Es war perfekt! Das Gewandhaus bietet eine optimale Akustik für eine markante Stimme einer beeindruckenden Persönlichkeit.

Marianne Faithfull kostet ihr künstlerisches Leben in vollen Zügen aus und geniest es ersichtlich auf der Bühne zu stehen, denn Musik sei ihr Leben, sagte sie!

Bevor die musikalische Stimmgewalt mit Rufen der Begeisterung des Publikums die Bühne betrat, war noch Gemma Ray als Soloartistin mit ihrer Retro-Gitarre zu hören. Gemma Ray ist nach meiner subjektiven Ansicht eine hübsch anzusehende junge Frau, sie beherrscht zweifelsohne ihre Gitarre, aber dagegen sind ihre Songs einfach und nichtssagend. Marianne, von den Zuhörern in Deutsch ausgerufen – das war sehr witzig – wurde sehnsuchtsvoll mit lautem Klatschen erwartet.

Als die begleitende Band die Tribüne betrat und die ersten Klänge anstimmten, begab sich Marianne Faithfull jovial und nonchalant gekleidet im elegant-sportlichen schwarzen Zweiteiler auf die Bretter, die ihre Welt bedeuten. Ein durchaus eher reifes Publikum war von ihrem sympathischem Wesen hingerissen und sie genossen das 1,25 stündiges Konzert, welches sie auf einem schwarzem Hocker sitzend vollzog und für die Zuhörer natürlich zu kurz war – leider ohne gewünschte Zugabe! „Oh my God, what a Life!“ stöhnte sie und entschuldigte sich, dass sie jenes Konzert sitzend verbringen musste, aber sie habe Schmerzen in den Füßen. Dennoch scherzte Marianne, dass es ihr so gefiele, denn es wäre angenehm und abweichend von ihren üblichen Konzerten und schaute lächelnd zu Publikum. Textlich stolperte sie bei kraftvollem „Crazy Love“ und las den Text aus ihrem Hefter ab.

Ihre Stücke musste sie des Öfteren von einem Notenständer ablesen, nichtsdestotrotz sang sie ihre Songs mit Hingabe. Auch griff Marianne in ihre Jacken Tasche und zog eine Schachtel Zigaretten hervor. Sie möchte eine rauchen, sagte sie schmunzelnd – brauchte sie genauso wie ihren Zitronen-Ingwer Tee, den sie sich während des Konzertes bei ihrem Assistenten bestellte. Natürlich wurde ihr all das verziehen und das Publikum hatte sichtlich Spaß und gratulierte ihr mit: „You are beautiful!“ und „You are great!“. Marianne antwortete ihnen auch: „Everybody said, that I’m strong, but it i’snt – i’m a crock!“

Das berührende Stück „Lucy Jordan“ wollte sie eigentlich nicht singen, aber dann wären die Fans traurig gewesen und es würde was fehlen, erklärte sie, nachdem ihr „Thank‘s for Lucy Jordan!“ zugerufen wurde. Solch einen Klassiker kann Miss Faithfull auch nicht entfallen lassen, denn dieses Lied gehört in die Setliste wie „Broken English“. Diese Stücke haben Seele und Tiefe wie Bob Dylans „Baby, let me follow you down“, welches sie coverte sowie das für sie geschriebene Stück von Tom Waits „Strange Weather“. Marianne war immer gerührt und sprachlos über die Zurufe, auch über die Blumen, die ihr während dessen und nach Beendigung ihres Auftrittes überreicht wurden.

In diesem Moment wünschte ich mir auch, dass ich Blumen bei mir hätte, aber es war mein erstes Konzert im Leipziger Gewandhaus und ich kannte bis dato die Begebenheiten nicht. Selbst träumte ich davor mit ihr in einem Café bei Tee und Zigarette zu sein, um ihr einfach nur zuzuhören. Mariannes Musik ist Musik zum Zuhören bei Alkohol oder Alkoholfrei, mit oder ohne Zigarette. Ihre Texte haben etwas zu erzählen, sind aussagekräftig, imposant und gehen unter die Haut.

Beim nächsten Mal, vergesse ich keine Blumen für meine musikalische Heldin, ganz bestimmt nicht und ich hoffe, dass sie wieder ins schöne Leipzig zurückkehrt. Ich bitte darum!







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