Dass Amplifier sich gerne wandeln und experimentieren ist bekannt und so ist auch das am 8. September erscheinende neue Album ein Ausdruck von Wandlung. War „Echo Street“ aus 2013 noch sehr ruhig und gelassen, so soll die neue Scheibe laut Aussage des Gitarristen und Sängers Sel Balamir „einfach nur rocken“. Und das schafft dieses Album auch. Bedingt.
Was schon während der ersten Sekunden des Openers „Magic Carpet“ sehr gut zur Geltung kommt ist der dumpfe, rotzige aber genau richtige Sound der Gitarren, in Verbindung mit einem knurrenden Bass. Eine episch anmutende Melodie erhebt sich und franst aus, geht verschiedene Wege, kurzum: Macht Lust auf mehr! Doch das Mehr kommt leider nicht so richtig. Wo in „Black Rainbow“ noch die vorwärtstreibende Schiene des Vortracks weitergeführt wird fallen schon im dritten Song erste Abnutzungserscheinungen auf. Das liegt insbesondere am etwas monotonen Riffing, welches der Gesang aus einer guten Mischung von Phil Collins und Steven Wilson, sowie auch die zum Ende präsenter werdenden psychedelischen Elemente nicht überdecken können. „Cat’s Cradle“ ist abgedreht, richtig abgedreht und dadurch auch erfrischend anders. Diese Frische hält aber auch nur kurz an, um dann – zwar cool – aber sehr poppig und ohne große Besonderheiten in den bisherigen leider stagnierenden Sound zurückzufallen. Der wohl beste Song des Albums ist auch der experimentierfreudigste. Der Titel „Open Up“ kann schon wörtlich genommen werden, denn der ungewöhnliche Sound von kratzender Transistorzerre dominiert und erfordert schon eine gewisse Öffnung zum Gehörten. Auch hier dringen zunehmend psychedelische Klänge aus den Boxen und schaffen zusammen mit Balamirs Stimme einen gelungenen Höhepunkt des Albums. Daraufhin fällt leider wieder alles zurück in die etwas fahrige Routine des Albums. Die beiden Schlussnummern gehen zwar nochmals einen etwas anderen Weg, doch hinterlässt der Gesamteindruck des Albums kein wirkliches Zeichen.
Amplifier haben schon deutlich interessantere und bessere Alben aufgenommen und es hier leider nicht geschafft einen gewohnt interessanten Eindruck zu hinterlassen. Das Album ist keinesfalls schlecht, aber doch irgendwie enttäuschend und in meinen Ohren zu unausgereift und eintönig um als Ganzes zu überzeugen. Einzelne Songs wie der Opener, das herrlich schräge „Cat’s Cradle“ oder das kratzig-schwierige „Open Up“ stechen jedoch hervor und zeigen was vielleicht noch möglich gewesen wäre. 7/10
(Text: Jan-Eric)
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