Ein James Taylor Album ist immer wie ein guter Portwein. Mal trocken, mal süß aber immer wohlschmeckend. 13 Jahre nach dem er das letzte Album mit neuen Songs veröffentlicht hat, ist er nun mit „Before this World“ wieder da. Laut eigenen Aussagen, lag das Songwriting in dieser Zeit nicht in seinem Prioritätsbereich. Wirklich weg war Taylor ja dennoch nicht. Er hatte zwischenzeitlich zwei Coveralben und eine Zusammenstellung von Weihnachtsstücken herausgebracht. Ausserdem schloss sich eine Livetour nach der Nächsten an.
Um das neue Album zu schreiben, zog sich Taylor allein in ein küstennahes Appartement in Rhode Island zurück. Dem Rolling Stone erzählte er: „Ich wusste nicht so recht, wie ich meinem Manager, meiner Frau und meinen Kindern erklären sollte, dass diese Platte nun meine oberste Priorität hat. Ich sagte ihnen, dass ich nicht wüßte was passieren würde, wenn ich dies nicht machen würde. So ließen sich mich gehen.“ Aufgenommen wurde es schließlich auf seiner Farm im Westen von Massachusetts, die u.a. im Video zu Copperline zu sehen ist. Und schon die ersten Töne von Akustikgitarre und den Bendingbögen von Mike Landau vermitteln ein wärmendes Gefühl. Man fühlt sich sofort wohl im bekannten Sound des James Taylor. Seine wohlklingende Stimme tut ihr übriges. Der Opener „Today, Today, Today“ dürfte auch für den einen oder anderen nicht unbekannt sein, stellte er den Song auf der letzten Europatournee im März/April vor. Ein schöner, beschwingter Einstieg in das Album. Auch die Ballade „You and I again“ kam im Frühjahr auf die Bühne. Das vorwiegend von Klavier und Gitarre getragene Stück beweist einmal mehr, dass James Taylor unendlich schöne Liebeslieder schreiben kann. Sein „Something in the Way she moves“ – das übrigens George Harrison inspirierte „Something“ zu schreiben, und „You’ve got a Friend“ sind dafür die bekanntesten Beispiele.Thematisch bewegen sich die Songs neben Liebe auch im sportlichen Bereich (Angels of Fenway) aber auch im persönlichen. In „Watchin‘ over me“ singt er über die Heilung von seiner Drogensucht.
„Before this World“ zeichnet sich vorallem durch eine lange nicht gehörte Abwechslung im Songgefüge aus. Ruhige Stücke wechseln sich mit Songs ab, die mal countrylastig, mal angeswingt sind. Auch kommt von Zeit zu Zeit eine Prise Gospel mit. Dies mag auch mit der erstklassigen Band im Rücken zu tun haben. An den Drums sitzt Steve Gadd, der vor allem durch seine Arbeit mit Paul Simon und Eric Clapton bekannt wurde. Sein songdienliches Spiel ist ungeschlagen. An der E-Gitarre Mike Landau. Seine „Magicchords“ haben in der Musikszene einen legendären Ruf. Landau dürfte als einer der meistbeschäftigsten Sessiongitarristen der Welt gelten. Die Tasteninstrumente werden vom Jazzmusiker Larry Goldings bedient. Auch er gilt in seinem Metier als absolute Koryphäe.
Alles in allem ist „Before this World“ ein zutiefst schönes Album. Nach einer gewissen Durchhängerphase Mitte der Achtziger und Neunziger, besinnt sich James Taylor auf seine frühere Karriere. Er fängt den Zuhörer auf und bannt ihn. Das schaffe nur wenige Musiker. Persönliche Songs, die tief in die Seele des Songwriters reichen und dabei dennoch bescheiden wirken. Genauso wie auf der Bühne. Wer ihn einmal live erlebt hat, weiß was gemeint ist. Fast schon erschrocken über den frenetischen Jubel geht der 1,90 Musiker an die Gitarre und fängt einfach an zu spielen. In der Pause signiert er geduldig Platten. Eigentlich kann man ihm nur danken!
Passend zum Release gibt es zu Angels of Fenway ein Video:
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