Breaking

Grossstadtgeflüster – *muss laut sein!

Female Voices / Rezensionen / Oktober 7, 2016

Hier musst du laut schreien, um gehört zu werden‘

Und mit diesem Wahlspruch hat sich die dreiköpfige Band, um Sängerin Jen „Jennifer“ Bender und Keyboarder Raphi „Raphael“ Schalz bereits mit ihrer ersten Platte „Muss laut sein“ (-2006-) um einen Meilenstein im rauen Berliner Pflaster verdient gemacht. Live-Drummer der ersten Stunde, Chriz Falk, vervollständigte spätestens 2007 das kunterbunte Gesamtbild als festes Bandmitglied.

Lieder, die das Leben schreiben – abseits der Norm: feuchtfröhlich, mit viel Freiheit und einer ordentlichen Portion Humor im Gepäck! Eine Frau am Mikro, die Männer hinter den Instrumenten: Klischee? Wenn, dann das Einzige! Wer hier nach großen Mainstream-Allüren Ausschau hält, wird schnell enttäuscht. Laut, ungeschminkt und immer mit einem Augenzwinkern zu genießen, zeigt sich die deutsche Elektro-Pop-Punk Sensation von ihrer ganz eigenen Seite. Denn alles, was man hier hört ist noch handgemacht!

Nach unbestrittenen Evergreens wie ‚Ich muss gar nix‘ (außer schlafen, trinken, atmen und ficken) aus ihrem Erstlingswerk, beweist die Berliner Combo bereits 2008 erneut was alles geht, „Bis einer heult!!!“

Textlich, nicht immer ganz ernst, entschied man sich hier etwas mehr für fernab von Liebe und Romanze, hin zu Andersartigkeit der eigenen Person. Und dieser ironische Unterton bleibt fester Bestandteil ihrer Arbeit!

„Wir haben alle aus dem Prozess ausgeschlossen, die nicht konkret von uns um musikalische Unterstützung gebeten wurden, um uns von Einflüssen wie Argumentationen für oder gegen Massentauglichkeit abzuschirmen.“ (Zitat: GSGF) Im Gegensatz zu manch anderer Band, blieben die charismatischen Spaßvögel gottseidank diesem Leitfaden treu und betitelten ihr drittes Studioalbum 2010 entsprechend „Alles muss man selber machen“.

Lustig, ehrlich und meist etwas schräg. Von tanzbaren Radiohits, über freche Wortwitze bis hin zu nachdenklichen Ausklängen, wird dem Hörer wieder einmal die volle Bandbreite geboten.

Jedem Gewohnheitsmelancholiker möchte ich diese drei Spaßkanonen wärmstens ans Herz legen, die nicht nur auf der Bühne eine gute Figur abgeben, sondern auch, aus eigener Erfahrung, privat supersympathisch sind.

„Oh, ein Reh!“ hieß es dann 2013, auf ihrem nunmehr 4. Longplayer, der vor grandiosen Hits nur so strotzt. Damit wurde endgültig eindrucksvoll bewiesen, dass die alten Hasen nach 10 Jahren nichts verlernt, sondern vielmehr einiges dazugelernt haben. Natürlich möchte ich mir an dieser Stelle nicht nehmen lassen, in einem Nebensatz zu erwähnen, dass ‚1000 Tonnen Glück‘ 3 Jahre nach Veröffentlichung, im August mein „Jawort“ begleiten durfte.

2015 mauserte sich der Ohrwurm-Titeltrack der frechen „Fickt-Euch-Allee (Episode 1)“ EP, im Raum Berlin, zur neuen Hauptstadthymne und wurde fan- und medienweit gefeiert.

Und wer noch immer nicht genug Bass hat: Mit dem diesjährigen „Ich boykottiere dich (Episode 2)“ nahtlos angeschlossen, überzeugte das Trio bereits mit der ersten Auskopplung ‚Ich rollator mit meim Besten‘ auch den letzten Berufspessimisten dazu, das Leben nicht immer zu engstirnig zu betrachten. Wer sich live gern selbst ein Bild dieser großartigen Band machen möchte, hat auf ihrer aktuellen Tour noch bis Februar 2017 die Möglichkeit. 02.11.2016 Kassel | 130bpm 03.11.2016 Düsseldorf | Zakk 16.11.2016 Bremen | Tower 17.11.2016 Hamburg | Uebel & Gefährlich 30.11.2016 Stuttgart | Wizemann 01.12.2016 CH-Basel | Kaserne 02.12.2016 CH-Zürich| Exil 10.03.2017 Berlin | Astra Kulturhaus (Photo by Kai Müller)
Schlagwörter:




Previous Post

F*ck Everyone and Run - Marillions Achtzehnte

Next Post

Schandmaul lassen nichts anbrennen




More Story

F*ck Everyone and Run - Marillions Achtzehnte

Marillion polarisieren auch nach 37 Jahren immernoch. Entweder sie werden gehasst oder von ihrem Fans vergöttert. Ein dazwischen...

October 5, 2016