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F*ck Everyone and Run – Marillions Achtzehnte

Rezensionen / Oktober 5, 2016

Marillion polarisieren auch nach 37 Jahren immernoch. Entweder sie werden gehasst oder von ihrem Fans vergöttert. Ein dazwischen gibt es irgendwie nicht. Das wird sich auch mit ihrem inzwischen 18. Album – „F.E.A.R.“ (Fuck Everyone And Run) nicht ändern. Dennoch sind gerade die letzten Alben oft wie ein alter Wein: sperrig, komplex und sie mussten sich mit der Zeit entwickeln.

Vier Jahre haben sich die fünf Musiker aus Aylesbury Zeit gelassen um den Nachfolger von „Sounds That Can’t Be Made“ zu präsentieren.  Marillion machen auf „F.E.A.R.“ einiges anders als in der Vergangenheit und sind doch beim gleichen Rezept geblieben. Auch tönte es im Vorfeld, dass man den legitimen Nachfolger zu „Brave“ aufgenommen hätte. Diese Ankündigung war schonmal eine Hausnummer und nicht wenige Fans unkten, ob man sich hier nicht ein wenig zu weit aus dem Fenster gelehnt hätte. Fielen die letzten Alben im Nachhinein, doch etwas ab. Dennoch: herausgekommen ist nicht weniger, als eines ihrer besten Alben seit „Marbles“ (2004) – sechs Stücke mit einer Laufzeit von 68 Minuten warten darauf entdeckt zu werden.

Zart beginnt die Reise. Der erste Teil des ca. 16 Minuten langen „El Dorado“ entführt den Hörer ins ländliche England. Synthieflächen und gezupfte Gitarre, dazu die ruhige Stimme von Steve Hogarth. Schöner Auftakt. Dies steigert sich bis zum Ende des zweiten Teils langsam und mündet in einem getragenen Solo von Steve Rothery. Teil 3 „Demolished Lives“ fährt das Tempo wieder leicht herunter. Streng genommen ist „El Dorado“ kein einzelnes Stück sondern fünf inhaltlich zusammenhängende Teile, welche musikalisch zwar aufeinander aufbauen, aber kein gemeinsames Thema, das immer wieder variiert wird.

Das folgende „Living in FEAR“ ist eines von zwei (drei) kurzen Stücken. Hier zeigt sich, dass weniger manchmal mehr ist. Was heißen soll, dass die kurzen Stücke in sich kohärenter sind. Rothery umspielt immer wieder ein gewisses Thema und es gibt einen eingängigen Refrain. Dies zeigt sich auch bei „White Paper“.

Der zweite (von drei) Longtrack ist „The Leavers“, der zwar wesentlich ruhiger, aber nicht weniger episch als „El Dorado“ daher kommt. Insgesamt fällt auf, dass Steve Rothery auf „F.E.A.R.“ deutlich hintergründiger spielt als noch auf „Sound’s That Can’t Be Made“- einer der wenigen großen Momente ist u.a. bei „The Leavers (v) One Tonight“ und „The New Kings (ii) Russia’s Locked Doors“ zu hören . Dafür sind die Synthie- und Soundflächen von Mark Kelly wesentlich mehr präsent. Dadurch ergibt sich schon fast ein „floydiges“ Gesamtbild.

Alles in allem ist „Fuck Everyone And Run“ eine Platte die man entdecken muss. Vorallem empfiehlt es sich nicht, einzelne Stücke für sich zu hören, da sie ohne Kontext leicht verloren wirken können. Im Zusammenhang entfalten sie ihre volle Wirkung. Nach mehreren recht mageren Jahren haben sich Marillion ein wenig aus ihrer Komfortzone herausgewagt und haben ein wunderbares, zeitkritisches Werk abgeliefert.


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