Marillion – eine Band auf die man sich immer verlassen kann. Seit nunmehr über 40 Jahren im aktiven Geschäft bringen die fünf Musiker aus Aylesbury regelmäßig Studio- und Livealben auf den Markt. Während man aktuell am Nachfolger zu „F.E.A.R.“ arbeitet, haben sie „nebenbei“ nun den Auftritt mit den „Friends from the Orchestra“ aus dem St. Davids in Cardiff vom November 2019 veröffentlicht. Liebevoll in einem Gatefold liegen nun drei 180g LP’s vor uns, die einmal durchgehört werden wollen.
Das Projekt mit dem Orchester In Praise of Folly war eigentlich lang überfällig. War die Musik von Marillion spätestens mit dem Einstieg von Steve Hogarth immer auf eine Art orchestral, haben sie 30 Jahre gebraucht um das Ganze in die Tat umzusetzen. Ganze drei Schallplatten sind notwendig um die über zweistündige Show auf Tonträger zu bannen. Das Set orientiert sich stark an das Studioalbum „with Friends from the Orchestra“ – wer die bekannten Pop-Hits der 80er erwartet, wird enttäuscht werden. Der Fokus liegt deutlich auf den Longtracks der 90er und 2000er.
Die Show wird mit „Gaza“ vom 2012er Album „Sounds that can’t be made“ – Marillions wohl politischster und an manchen Stellen auch härtester Track. Die orchestralen Einwürfe passen perfekt in die ruhigen Momente – bevor die fast schon an industrial erinnernde Gitarre von Steve Rothery einsetzt. Besser hat man das 17 Minuten Epos noch nie gehört. Weiter gehts mit „Beyond You“ von „Afraid of Sunlight“ und „Seasons’s End“ vom gleichnamigen Album – gleichzeitig auch das älteste Stück was an diesem Abend präsentiert wird. Es ist und bleibt eines der schönsten Stücke der Hogarth Ära. „Estonia“ in Erinnerung an das 1994 gesunkene Fährschiff erfuhr ein dezent neues Arrangement – der Song schrie förmlich nach einem Orchester.
Marillion waren seit je her eine Band, die immer gemacht hat worauf sie Lust hatte – vor allem waren sie nie eine 80er Revival Band. Dennoch ist es schade, dass Songs wie „Sugar Mice“, „80 Days“ oder ein „No One Can“ keine Beachtung fanden. „Afraid of Sunlight“ oder „You’re gone“ sind auf der Tour gespielt worden – jedoch nicht in Cardiff. Ja man kann nicht alles haben. Marillion haben einfach zu viele wirklich gute Stücke, die förmlich nach einem Orchester schreien. Besonders stechen hier live „Fantastic Place“ und das immer wieder epische „This Strange Engine“ hervor. Wie soll man es beschreiben? Energetisch? Emotional? Mitreißend? Oder alles zusammen?
Zurück zum Livealbum. Was bleibt hängen? Ein solides Livealbum einer immernoch sehr gut aufgelegten Band. Die fünf Musiker haben Spaß bei der Sache und das hört man an allen Ecken und Enden. Routiniertes runterspielen findet man eigentlich selten bei Marillion. Dennoch hört man die Perfektion und das macht wirklich Spaß. „With Friends at St. Davids“ beweist einmal mehr, dass Marillion immernoch eine der mitreißendsten Bands der heutigen Zeit ist. Auch wenn sie nach dem Ausstieg Fishs 1988 aus den großen Hallen und Stadien verschwanden, waren sie nie weg und gerade das „unter dem Radar“ schwimmen hat der Band gut getan. Durch ihre extrem treue Fanbasis wurden sie immer von Platte zu Platte getragen und sind heute sogar so erfolgreich wie seit 30 Jahren nicht mehr.
Schlagwörter: Marillion
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