Was macht man, wenn man Musiker ist – Songs oder Werke liebt und gleichzeitig nicht mehr hören kann? Naja entweder kann man sie mal eine Weile bei Seite legen oder man macht es wie Max Richter. Man komponiert das ganze Werk einfach neu. Bereits 2012 hat sich der deutsche Komponist mit den berühmten Vier Jahreszeiten von Antonio Vivaldi befasst. Im Auftrag der Deutschen Grammophon sollte er die Sinfonie remixen und bearbeiten, heraus kam jedoch eine völlig neue Interpretation. Diese Neukomposition gilt heute als Genrebildend.
10 Jahre später wandelt Richter erneut auf Vivaldis Spuren. Diese Neufassung zeichnet sich durch die weitgehend ausschließliche Nutzung von historischen Instrumenten aus – also Darmsaiten statt Stahl, Gamben oder Lauten. Doch ohne Moderne klappt es nicht: es wird noch ein Synthesizer eingesetzt um es eigener Aussage nach „punkiger klingen zu lassen“.
Ein Lob geht an die Deutsche Grammophon – die Vinylausgabe ist plan, kaum Wellen und ist toll gemastert.
Was fällt auf? Diverse Leitmotive aus Vivaldis Original sind verschwunden oder werden nur ganz spärlich im Hintergrund eingesetzt. Teilweise nutzt Max Richter auch nur die Vorlage als Rahmen um sich daran zu orientieren. Gerade an „Spring 1“ – dem wohl bekanntesten Stück aus dem Richter Werk, fällt es massiv auf. Das bekannte Frühlingsmotiv ist nur zu erahnen. Das Stück wurde zwischenzeitlich in diversen Filmen und Serien wiederverwendet, so u.a. jüngst in der zweiten Staffel der Netflix Serie Bridgerton.
Nimmt man das 2012er „Original“ so fällt auf, dass die Neufassung wesentlich zurückhaltender gespielt wurde. Die Solistin Elena Urioste spielt ohne Frage gut, nur eben weniger prägnant als Daniel Hope 2012. Das tut dem Gesamtwerk kein Abbruch – es ist in sich einfach ein wenig zurückhaltender.
Max Richter schuf mit der Neubearbeitung seiner Vivaldi Rekomposition eines der bekanntensten Klassikstücke des 21. Jahrhunderts. Mit „The New Four Seasons“ greift er sein Werk neu auf und gibt ihm eine aktualisierte Neufassung. Ein Vergleich beider Ausgaben lohnt sich, dennoch steht jedes für sich allein. Das Album ist ohne Frage nicht nur für Klassik-Enthusiasten.
Schlagwörter: Max Richter
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