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„Porzellan“ von Fotos – ein Ritt durch Nacht und Nebel

Rezensionen / Oktober 7, 2010
Mit sphärischen, fernen Klängen zusammengesetzt aus langen stoß- und hauchähnlichen Gesängen, sowie vereinzelten Gitarrenanschlägen, beginnen die ersten zwei Minuten des Albums „Porzellan“ von Fotos. „Alles Schreit“, der erste Song dieser LP überrascht den geschulten Fotosanhänger, denn Fotos haben neue Töne angeschlagen: sie haben den Shoegaze für sich entdeckt. Glaubt man den zahlreichen Presseankündigungen, nennt man das Genre, in welches ihre neue Entwicklung führt, jedenfalls so. Starres auf der Bühne stehen verbunden mit dem ständigen Blick („gaze“) auf das Effektgerät am Boden (wo sich für gewöhnlich die Schuhe („shoes“) befinden), machen den Shoegaze live aus, auf die Ohren bekommt man dann eine Vielfalt an Effekten der E-Gitarren. „Alles Schreit“ steigert sich und bildet mit einem imposanten Sound den passenden Einstieg in eine 39:51 Minuten andauernde Reise. Der darauffolgende Titel, welcher namensgebend für den Albumtitel war, beeindruckt mit seiner Mächtigkeit.
Ich nehme Gift gegen Gift, doch das Gift ist gegen dich.
Wortgewannt, wie eh und je, aber doch etwas erdrückend in seiner Mächtigkeit, haben die Fotos mit „Porzellan“ einen Song geschaffen, den man sich definitiv live anhören sollte. Erst dort kann er seine Weite vollständig entfalten. Wie in die 80er zu Depeche Mode oder The Cure-Zeiten versetzt, fühlt man sich bei den ersten Klängen von „Nacht“ – mit Sicherheit einem der besten Titel des Albums, da er, anders als die vorherigen, deutlicher und klarer klingt, aber seine Traumhaftigkeit sowie Sphäre nicht verliert. Das wohl typischste Fotoslied, welches an dieser Stelle ohne Frage von einigen ersehnt wurde, folgt mit „Mauer“. Auch dieser Song zeigt die Weiter- und Neuentwicklung der Fotos in der Verwendung von Synthesizerklängen. Mitsingfaktor tendenziell steigend. Gefolgt von einem nicht weniger imposanten „On The Run“ erkennt man spätestens jetzt das hohe Niveau des dritten Albums der Hamburger Band.
Ferner trittst du deine Reise an, auf deine Weise leise on the run.
Sehr hohe elektronische Orgelklänge, ein durchgängiger Schlagzeugbeat und eine Stimmfarbe des Sängers Tom Hessler, die man selten zu hören bekommt, zeichnen diesen Titel aus.
Ich habe keinen Traum und du hast keinen Traum. Wir sind wasted immerzu. Ich bin ich und du bist du.
„Wasted“, eine Art Interlude, stellt den Übergang zu „Feuer“ dar, welches ebenfalls, wie „Porzellan“, für Fans der alten Musik etwas gewöhnungsbedürftig erscheinen könnte. Dass das Feuer bei einigen Songs nicht von Anfang an lodert, zieht keinen Abstrich der Qualität der Musik mit sich, da diese mehr als vielfältig und hochwertig ist. Als Überbleibsel der langen Acoustictour von Tom und Deniz hat es „Ritt“, ein bezaubernd schöner, fernwehverursachender Song, auf die Platte geschafft. „Angst“ kündigt sich mit einem hallenden „Hallo?“ an und erklärt auf wunderbar „foto(e)ske“ Weise, wie sie einen immer mehr auffrist. „Raben“ folgen der Angst und werden letztendlich von „Wellen“ überschwemmt. So folgt das Ende der Reise durch Angst und Feuer, ständig unterwegs durch Tag und Nacht. Wer die Fotos liebt, wird in „Porzellan“ (VÖ 10.09.2010 bei Snowhite) eine neue Seite an ihnen entdecken. Andere werden hoffentlich auch nach den alten Platten neugierig gemacht, da besonders die Entwicklung, die zwischen den drei Alben stattgefunden hat, spannend ist. Weitere Info’s hier.
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