Eine Band mit übermäßig vielen Emotionen in ihren Titeln erweist sich oft als unangenehm. Man kommt dem Gefühl einer emotionalen Überdosis nahe und hat im Anschluss mehr als unangenehme Erinnerungen daran. Eigene Gefühle und Erfahrungen in Worte und Noten zu fassen und so zu vermitteln, wie man sie als Songwriter erlebt hat, ist ein schweres Pflaster. Dass die Fünf der irisch-schottischen Band
Snow Patrol diese Herausforderung schon mehrfach mit Bravour gemeistert haben, zeigen nicht nur ihre Charterfolge mit Hits wie „Chasing Cars“, „Run“ oder „Chocolate“. Auch ihre Songs, die stets auf den Punkt, kurz vorm Überkochen, aber niemals zu viel sind, beweisen deren definitiven Nicht-Kitschfaktor. Denn auch ein „Chasing Cars“ ist noch nach 104 Wochen in den britischen Top-75 ein großartiger Titel.
Mit ihrer neuen Platte „Fallen Empires“ veröffentlichen Snow Patrol ihr bereits sechstes Studioalbum. Damit reihen sie sich mit in die dieses Jahr schon so oft verwendeten Aussagen jener Bands ein, die behaupten, sie hätten dieses Mal etwas Neues versucht, sich neu erfunden oder gar eine komplett neue Musikrichtung eingeschlagen. Glücklicherweise trifft bei den Jungs um Sänger
Gary Lightbody lediglich ersteres zu. Der typische Snow Patrol-Sound bleibt ihnen auch bei „Fallen Empires“ erhalten. Nur hört man den Roadtrip, welchen sie, beginnend im Joshua Tree Nationalpark im Südosten Kaliforniens, für ihre Aufnahmen monatelang durch den ganzen Bundesstaat bestritten haben, deutlich aus jedem Titel heraus.

Snow Patrol
„I’ll Never Let Go“ bietet mit seiner elektronischen Begleitung einen starken Einstieg in die Platte. Auch der
L.A. Inner City Mass Gospel Choir, welcher die Hintergrundgesänge des Albums übernommen hat, sowie
Lissie, eine US-Amerikanische Sängerin werden in jenen ersten Titel integriert und vorgestellt. Der Ohrwurm, und die gleichzeitig erste Singleauskopplung „Called Out In The Dark“ zeigt sich gewohnt hymnisch und textlich überragend: „We are listening and we’re not blind. This is your life this is your time.“ Wobei „The Weight Of Love“ sich als fast noch überragender zeigt. Ein Song über die kleinen Dinge, die man liebt – auf wundervollste und bezaubernste Art und Weise verpackt und mit harten Drums, eingängigem Bass, deutlicher E-Gitarre und einem ohrenbetäubenden Gesang ausgedrückt.
„Fallen Empires“ ist eine tanzbare Platte mit Ecken und Kanten. Der gleichnamige Titel überrascht mit einem Überangebot an Drums. Mehrere Drum-Sets peitschen den Song voran und bilden so den krassen Gegensatz zum Gesungenen. Verbindet man die Dunkelheit in Liedern doch meist mit Stille, heißt es hier „You called my name in the dark“. Im Vergleich zu Vorgängeralben wie etwa „Final Straw“ oder „Eyes Open“ zeigt es sich weniger melancholisch, aber stets voller Gefühlen. Balladen, wie „The Garden Rules“ oder „New York“, ein Song über eine Fernbeziehung, berühren tief, aber richten immer ihren Blick auf eine positive Zukunft. Texte, die ehrlicher nicht sein könnten, zeigen den Fokus auf ein persönliches, ja fast heimatliches Grundthema und bringen Snow Patrol somit jedem Hörer ein Stück näher.
Eine andere Aufnahmetechnik, persönlichere Texte, fast positive, aber gefühlsgeladene Tracks. Snow Patrol zeigen eine Entwicklung, die man nicht, wie es vielleicht von vielen anderen Bands angestrebt wurde, als Weiterentwicklung beschreiben kann. Snow Patrol haben sich vielmehr selbst in den 14 Titeln von „Fallen Empires“ ausgedrückt, neue Einflüsse einfließen lassen ohne dabei den Bezug zu ihrem typischen Klang zu verlieren.
„Fallen Empires“ ist am 11. November bei Universal / Fiction erschienen.
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