
Johnny Cash ist ohne Frage eine Legende. Nach dem seine Karriere in den späten 70ern und 80ern stark ins stocken geraten war, konnte er 1994 mit den American Recordings ein Comeback feiern. Das nun im Bosworth Verlang erschienene Buch „Die Auferstehung des Johnny Cash: Seine späten Jahre und die American Recordings“ beleuchtet diese Zeit. Verfasst wurde es von Graeme Thomson und Übersetzt von Sonja Willner und Sandra Hölzel.
Wie würde man heute über Johnny Cash denken, wenn er Anfang der 90er Jahre nicht auf Rick Rubin getroffen wäre. Möglicherweise wäre er nur einer von vielen ehemaligen Countrystars gewesen, die immer noch mit den ewig gleichen Nummern, der ewig gleichen Show auf kleinen Stadtfesten und Nostalgiekonzerten auftraten. Wir wissen es verlief anders. Genau diese Geschichte wird hier erzählt. Um ein möglichst objektives Bild liefern zu können, interviewte der Autor Familienmitglieder wie Rosanne Cash oder John Carter Cash, aber auch Mitstreiter wie Merle Haggard oder Kris Kristofferson.
Um die Geschichte der American Recordings verstehen zu können, wird weit ausgeholt und die Karriere des „man in black“ nachgezeichnet. Beginnend mit den fünfziger Jahren und einem Abriss der Sechziger sowie einem großen Schwerpunkt auf die Siebziger und Achtziger, erzählt der Autor vom Aufstieg und Niedergang des Johnny Cash. Keine Abhandlung über ihn, darf den jahrelangen Drogenkonsum auslassen. Hier wird er vielleicht ein wenig zu ausführlich behandelt.
Gesundheitlich angeschlagen traf er Anfang der 90er Jahre dann den Produzenten Rick Rubin. Nur mit einer Gitarre bewaffnet ließ er Cash machen worauf er Lust hatte. Er schlug ihm gelegentlich Songs vor, so z.B. Material von Tom Petty, Leonard Cohen oder Tom Waits. Rubin wollte bewusst, eine Überproduktion des Albums vermeiden. Als die Produktion Ende 1994 erschien, wurde es hochgelobt. Doch der oft vermutete kommerzielle Erfolg wurde es zu Anfang nicht. Jedoch stellen die drei zu Lebzeiten erschienenen Alben das heraus was Johnny Cash und seine Musik ausmacht. Ehrlichkeit und direkte Worte. Thomson schreibt, dass mit jedem Album deutlicher wurde, dass sich Cash immer mehr mit dem Tod auseinander setzte. Dies prägt die Musik und den Stil der Alben. Bis kurz vor seinem Tod 2003 nahm er immer weiter neues Material auf. Trotz fast völliger Erblindung und dem Tod seiner Ehefrau – June Carter Cash. Ob man die beiden postum veröffentlichten Scheiben als Geldmacherei oder logische Fortsetzungen der Vorgänger sieht, muss jeder für sich entscheiden.
Graeme Thomson schafft es mit einem recht lockeren Schreibstil den Leser zu fesseln. Doch muss man auch sagen er polarisiert sehr. Oft hat man nicht das Gefühl, dass er objektiv ist, sondern eher seine Sichtweise der Dinge präsentiert. Somit ist das Buch eher für Leute die sich mit der Geschichte des Johnny Cash auskennen und differenziert betrachten können. Für alle anderen ist es ohne Frage informativ, jedoch wirkt es für Einsteiger recht beschwerlich. Weiterhin gibt es im Buch einige eklatante Fehler. So wird u.a. Luther Perkins mit Carl Perkins verwechselt. Weitere zu nennen würde in Erbsenzählerei ausarten. Jedoch ist die Frage, ob diese Aussetzer der Übersetzer unterlaufen sind oder schon vom Autor kommen. Dies schmälert etwas das sonst recht gute Werk. Wer darüber hinweg sehen mag, sollte sich eines der fünf Alben einlegen und in dem Buch schmökern. 6,5 von 10 Punkte.
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