Am 12. September 2003 starb der wohl einflußreichste Countrymusiker der Geschichte – Johnny Cash. Der König ist tot – lang Lebe der König oder so ähnlich werden sich viele Leute nach seinem Ableben gedacht haben. Rick Rubin veröffentlichte posthum 2006 und 2010 die American Recording V und VI. John Carter-Cash – Sohn von Johnny Cash und June Carter ist als Nachlassverwalter für sämtliche Belange zuständig. 11 Jahre nach dem Tod seiner Eltern „fand“ er Aufnahmen aus den Jahren 1981 und 1984. Mit Out among the Stars sind diese Aufnahmen nun der Allgemeinheit zugänglich gemacht worden.
Diese Zeit war für den Man in Black sehr schwierig. Sein Zenit war lang überschritten, sein Tourtross reiste wie ein feudaler Hofstaat durch die Lande um als Country-Revival alte Zeiten zu feiern und er fiel Anfang der Achtziger Jahre zurück in die Abhängigkeit nach Schmerztabletten. Die Aufnahmen wurden schließlich von Columbia abgelehnt. Erst 1985 schloß man sich mit Kris Kristofferson, Waylon Jennings und Willy Nelson zu den Highwaymen zusammen und startete ein Comeback, das schließlich in den äußerst erfolgreichen American Recordings mündete.
Stimmlich erleben wir hier einen Johnny Cash der voll auf der Höhe der Zeit ist und der noch nicht von Krankheit gezeichnet mit zerbrechlichem Gesang Songs wie Hurt oder One performt. Die Songs sind eine relativ bunte Mischung aus Countrystandards wie der Titeltrack oder I’m movin on. Letzteres übrigens mit Waylon Jennings im Duett. Natürlich dürfen auch zwei Duette mit June Carter nicht fehlen. Das Erste ist Baby Ride Easy – das irgendwie an Jackson erinnert und als zweites Stück Don’t you think it’s our Time. Da June Carter auf den Masterbändern teilweise nicht richtig zu hören war, sang Tochter Carlene einige Parts neu ein. Andere Stücke, wie das im aktuellen Rolling Stone als Vinyl Single beiligende She use to love me a lot – das auch als Bonustrack im Remix von Elvis Costello enthalten ist – oder auch After All geben einen Ausblick auf die Neunziger.
Alles in allem ist Out among the Stars nicht nur die Hommage des John Carter-Cash an seinen Vater, sondern es bietet auch erstmals einen Einblick diese äußerst schwierige Zeit des Johnny Cash. Klar ist auch von Zeit zu Zeit dieser gewisse Kitsch zu hören, der ihn in den Achtzigern umgab, doch ist es einfach spannend diesen Ausnahmemusiker mit neuem Material zu hören. Dieses Album ist ein würdiges Werk, das spannende Songs bietet die alle behutsam vervollständigt wurden. Das Ganze hat nichts mit Leichenfledderei oder Melken der Geldmaschine Johnny Cash zu tun. Das, die Scheibe hohe Chartpositionen erreichen wird, erklärt sich selbst. Dies würde einmal mehr zeigen, wie groß das Interesse am Man in Black immernoch ist. 10/10
Schlagwörter: Johnny Cash