Johnny Cash’s Leben wurde mit dem Film „Walk the Line“ auf die Kinoleinwände gebracht. Der Streifen machte den Musiker in romantisierter Form auch für Menschen zugänglich die sich vorher nicht mit seiner Musik auseinander gesetzt haben. Mit einem ähnlichen Rahmen, jedoch realistischer setzt Reinhard Kleist der Lebensgeschichte des „Man in Black“, in Form einer im Carlsen Verlag erschienenen Graphic Novel, ein Denkmal.
Dreh und Angelpunkt von „I see a Darkness“ ist, genau wie im Film „Walk the Line“ das Konzert im Gefängnis von Folsom. Jedoch steht nicht die Liebesgeschichte zu June Carter im Vordergrund sondern die Musik. Es soll dabei keine besser/schlechter Diskussion geführt werden. Beide ergänzen sich dabei eher. Episodenhaft, von der Kindheit bis zur Zeit der „American Recordings“ – Mitte der Neunziger Jahre, wird der Leser durch das Leben von Johnny Cash geführt. Vorneweg gibt es eine Einleitung des Cash Biografen Franz Dobler, welcher die Entstehung der Graphic Novel erzählt und deren Inhalt mit „Walk the Line“ vergleicht.
Immer wieder werden einzelne Songtexte, allen vorran der „Folsom Prison Blues“, in Bildern illustriert. So sieht man anschließend die Insassen des Folsom Prison und die Person des Glen Sherley, welche Cash als einen von ihnen ansehen. Sherley schreibt ein Lied (Greystone Chapel), nimmt es auf und durch den Gefängnispfarrer gelangt es zu Johnny Cash. Er lernt es auswändig und spielt es bei seinem legendären Konzert in Folsom. Soweit der Rahmen. Das Leben des Countrystars ist soweit bekannt. Als Kind auf einer Baumwollfarm, der Bruder stirbt bei einem Unfall mit einer Kreissäge und Cash nimmt mit seinen Partner Luther Perkins und Marshall Grant bei Sam Phillips‘ Sun Records seine erste Platte auf. Im Zuge der Radioshow „Grand Ole Opry“ lernt er June Carter kennen. Cash kommt mit dem rasant steigenden Erfolg nicht klar und greift zu Benzedrin. Hier weicht der Kinofilm deutlich von der Graphic Novel ab, wobei letztere ein realistischeres Bild bietet. Während Johnny Cash im Film als nervliches Wrack, was nichts auf die Reihe bekommt, dargestellt wird. Zeigt das Buch, dass das Benzedrin nicht nur schädliche Wirkung hatte, sondern auch Cash’s Kreativität aufgeputscht hat.
Während „Walk the Line“ mit dem Konzert in Folsom endet, sehen wir in „I see a darkness“ einen vom alter gezeichneten Musiker, der in den Neunzigern mit den American Recordings ein fulminantes Comeback startete. Die Geschichte endet wie sie begann. Mit einem illustrierten Songtext – Ghostriders in the Sky.
Ich gebe ja zu, ich tat mich immer recht schwer mit Comics bzw. Graphic Novels. Doch die Lebensgeschichte von Johnny Cash ist es einfach Wert auf diese Art und Weise gewürdigt zu werden. Reinhard Kleist schafft es, trotz künstlerischer Freiheit, ein einfühlsames aber direktes Bild dieses Ausnahmemusikers zu zeichnen. Einziger Kritikpunkt ist, der oftmals sehr abrupte Sprung zwischen einzelnen Episoden. Jedoch ist Cash – I see a Darkness eine unbedingte Kaufempfehlung !
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