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molllust – Interview über ihr Debüt Album „Schuld“

Interviews / Rezensionen / September 23, 2012

Es gibt Unmengen von Metal-Bands mit klassischem Einfluss, aber molllust aus Leipzig ist einzigartig in Ihrer musikalischen Zusammenstellung, denn das Herz dieser Band ist Klassik, das Pulsierende der Metal und ihr Debut heißt „Schuld“! Ein halbes Jahr haben sie an diesem Debütalbum gearbeitet und ab dem 22.September ist es offiziell erschienen. „Schuld“ ist ein Album, welches den Hörer unmittelbar in den Bann zieht oder besser beschrieben, in ihr Kartenhaus. Nicht nur im Kopf ist ihr Haus perfekt, sondern auch das Artwork sowie die komplette Zusammenstellung dieses beeindruckenden Werkes, welches im Studio von Echolux aufgenommen wurde. „Schuld“ umfasst 11 deutsche Stücke inklusive Ouvertüre aus der kreativen Feder von Janika Groß, Komponistin, Sängerin sowie Kopf von molllust und von Frank Schumacher, Sänger und Gitarrist, der den Wind in diese Formation bringt und das Gitarren Gewitter errichtet. Diese Künstler und ihre Bandmitglieder erzielen eine Ausgewogenheit der Kompositionen, indem sie Oper und Metal in ein ausgeglichenes Verhältnis bringen.

Janikas Augen glänzen wie die Sterne in der Nacht, wenn sie von ihrem Schöpfung spricht und das fand ich an einem Abend im September so faszinierend, denn seit langem fehlte mir dieser spezielle Glanz in den Augen anderer musikalischer Interpreten. Frank war sichtlich gerührt und gleichermaßen mit Begeisterung erfüllt wie Janika, denn sie halten nun endlich ihr Werk in ihren  Händen. Dennoch ist es für beide ein seltsames Gefühl, dass „Schuld“ nebenan ertönt während wir ein kleines Interview bei einem guten Tee im Wohnzimmer abhalten. Ich schnupperte währenddessen an dem frischen Druckwerk …

Hallo, ich begrüße euch in meinem Wohnzimmer, macht es euch bequem. Es ist da, euer erstes Studioalbum. Wie fühlt ihr euch?

Ziemlich großartig, dieses Album in der Hand zu halten – das eigene Baby! Seit 2010 arbeiten wir in diese Richtung  – Bandmitglieder suchen, Songs einstudieren etc.  Es war ein Prozess und jetzt stehen die Kartons mit den CDs zu Haus, das ist toll. Mehrere Jahre Arbeit und Herzblut sind hineingeflossen und nun ist es da.

Wer hat dieses Album finanziert, denn die Kosten liegen bei 10.000 €?

Wir haben es selber finanziert und dazu haben wir uns die Kosten geteilt. Wir sind für ein Label noch unbekannt, deshalb sind wir in Vorleistung gegangen, um etwas vorweißen zu können. Wir wollten erst ein kurzes Demo aufnehmen, haben uns aber dann entschieden ein komplettes Album zu erschaffen.

Wie geht es jetzt im Marketing bzw. in der Promotion dieser CD weiter?

Im Onlinevertrieb ist die CD schon angemeldet, somit kann man dieses Album auf diversen Internet Plattformen, in unserem Webshop sowie auf unseren Konzerten erwerben.  Es ist auch ein bisschen schwierig, da wir mit unserer Musik zwischen den Stühlen sitzen und wir nicht direkt kategorisiert werden können, wie bspw. eine Black Metal Band.

Foto: Frank HelbigGab es schon einmal musikalische Vergleiche?

Die alten Sachen von Nightwish mit Tarja Turunen. Die meisten Menschen meinen, dass es anders klingt und ist. Es ist schwer zu vergleichen, denn wir haben einen anderen musikalischen Ansatz als andere Projekte. Wir kommen aus der Klassik heraus und arbeiten mit klassischen Strukturen und das ist ein anderes Komponieren, als wenn man den Metal bestückt.

Wie war die Resonanz nach dem Bachfest auf dem Hauptbahnhof?

Wir waren sehr überrascht! Das klassische Fachpublikum ist nach dem Auftritt auf uns zugekommen und sagte, dass wir an diesem Projekt dran bleiben sollen.  Sie haben uns Mut gemacht!

Warum heißt das Album „Schuld“? Es ist ein hartes Wort…

In den Texten wird sich stark mit dem „Mensch-Sein“ und dem „Zwischenmenschlichen“ auseinander gesetzt. Im Prinzip geht es um Konflikte, ein schlechtes Gewissen oder darum etwas zu tun oder zu lassen. Schuld hat verschiedene Ebenen: Zum einen das Positive und zum anderen das Reflektive!

Wer hat euer Cover designed?  Es ist wirklich wunderschön! Wenn man das Gesamtdesign betrachtet,  so ist molllust ersichtlich. Schon allein die Titelfolge ist klasse!

Ivo Zibulla von Ungestalt und die Fotos sind von Frank Helbig – 7tes. Laboratorium. Wir haben uns vor dem Erscheinen Gedanken drüber gemacht und Ivo setzte diese Idee letztendlich gut um.

Was war für euch das besondere im Studio?

Das man wirklich die Möglichkeit hat alles aus der Band und den Songs heraus zu holen. Zum Beispiel, dass die Violine schöner strahlt und die Transparenz, dass jedes Instrument gehört wird. Diese CD ist jetzt greifbar und wir können unser Werk weiter geben, das ist sehr viel wert.

Janika, du strahlst so, wenn du über deine Band sprichst – ich finde es faszinierend.

Ja, es ist auch ein Traum, den ich schon seit frühen Jahren verfolge. Dieser hat sich in meinem Kopf festgesetzt und jetzt wurde dieser Traum wahr. Als junger Mensch hörte ich schon „Therion“ oder ähnliches und dachte mir, dass sie coole Ideen haben, aber in der Klassik steckt viel mehr drin, da kann man noch mehr raus holen – warum macht das keiner? Dann sagte ich zu mir, also wenn das keiner macht, dann muss ich das irgendwann selber in Angriff nehmen. Als Jugendliche schrieb ich erste Kompositionsskizzen wie die Sternennacht welche ich bereits vor 10 Jahren schrieb. Ich war mit meinem Gesang noch nicht zufrieden und brauchte noch die Leute, um meine Ideen umzusetzen. Seit 2009 suchte ich aktiv nach Menschen, die das Konzept mit mir umsetzen.

Ist eure jetzige Besetzung eine Festbesetzung?

Leider nicht, diese Besetzung änderte sich schon wieder, denn unser Schlagzeuger musste uns verlassen, aber wir haben einen Nachfolger gefunden. Wir sind jetzt wieder komplett.

Wie weit wollt ihr eigentlich gehen?

So weit wie wir kommen und die Mauern zum Einstürzen bringen. Wir sind ein Nischenprodukt, nicht massentaugliches für den Markt, aber wir probieren es aus. Ein Mainstream Produkt sind wir auch nicht – wir sind eher exotisch. Wir werden versuchen, auch außerhalb von Europa voran zu kommen.  In naher Zukunft kommt das Bachprojekt auf eine EP.

Angenommen, es kommt ein Major Label auf euch zu. Würdet ihr auf ein Angebot eingehen?

Wenn ein Major Label mit der Bedingung, unsere Musik anders aufzubauen, kommen sollte, dann wäre es nicht mehr unsere Musik und wir würden das Angebot ablehnen. Wir würden den Stil nicht komplett ändern. Wenn jedoch ein Weg gefunden wird, mit dem was wir vermitteln wollen, dann würden wir nicht nein sagen. Unser Ziel ist eher ein Indie-Label, welches unserer Musik entspricht. Das wichtige ist, dass man Menschen findet, die mit dir die gleichen Visionen tragen und dich darin unterstützen.

Ich glaube auch, dass du dein Strahlen verlieren würdest, Janika!

Ja, würde ich auch. Wir schreiben auch keine eigene Musik um hinterher etwas zu machen, was nicht mehr unseres ist. Sicher, kann man über bestimmte Punkte reden. Zum Beispiel: Nächstes Jahr ist Liszt-Fest, wir covern Liszt. Da habe ich aber die Freiheiten, was ich aus Liszt mache. Es kommt darauf an, in welche Richtung eine Beeinflussung geht.

Ihr managt alles selber? Wie viel Zeit nimmt molllust in Anspruch?

Ja! Es ist ein Fulltime Job. Man muss als Musiker gut sein, dementsprechend üben  sowie das ganze organisatorische  Drumherum managen; wie die Webseite, die CD Produktion, die Fotos, das Design und die Organisation der Konzerte, Absprachen mit Veranstaltern, Equipment Absprachen mit anderen Bands, die Werbung usw..

Perspektivisch gesehen: Wenn man mit Partnern wie Bookern oder Labels zusammen arbeiten möchte, dann kann man etwas vorweisen bzw. sehen sie dann auch, dass wir uns als Band mit einbringen, aktiv sind und mit ziehen. Es reicht nicht aus, nur schöne Musik zu spielen, sondern man muss auch zeigen, dass man bereit ist aktiv mitzuarbeiten.

Die schöne Vorstellung vieler Musiker ist es, dass sie Musik machen und das Management sich um alles kümmert, aber es funktioniert so nicht. Es ist ein riesen Aufwand und man muss selbst mit machen und Engagement zeigen.

Woher nehmt ihr eure Inspirationen für Lyrik und Komposition?

Als Musiker muss man exzentrisch sein, die Emotionen schaffen Töne. Durch Begebenheiten der eigenen inneren Beschäftigung, durch eine allgemeine Beobachtung, aus der fernen Vergangenheit im unteren Bewusstsein oder, durch das Hörbare in der Umwelt. Ich höre eine Idee und daraus entsteht gerade etwas Neues in meinem Kopf – es ist gut, dass muss ich umsetzen. Kurzum, durch einen Auslöser, ganz gleich ob banal oder spannend. Einen einfachen Ton kann ein zwei Minuten Song hervorrufen.

Janika, du bist Musikerin aus Leidenschaft?

Ja! Als kleines Kind hatte ich ein Weihnachtslieder Buch und nur anhand der Engels Bilder konnte ich die Lieder singen. Ich schreibe die ganzen Texte, auch altmodisch bin ich ein Partitur Schreiber und Frank steuert einen Teil der Gitarrenlinien bei. Er ist meine treibende Kraft und sehr wichtig für mich. In meinem Kopf laufen die Stimmen zusammen und daraus entsteht ein Bild des Songs.

Habt Ihr Angst, dass euer Glück vergeht, dass ihr doch keinen Erfolg habt?

Die Gefahr besteht natürlich immer. Letztendlich ist es immer ein Auf und Ab. Es gehört zu einer Karriere dazu, dass Rückschläge vorhanden sind.

Jetzt haben wir die Idee, die Energie und stecken alles hinein, doch wenn wir eines Tages an dem Punkt kommen, dass die erhoffte Resonanz nicht zurück kommt, wir alles versucht haben, dann machen wir uns in jenem Augenblick die Gedanken dazu.

Es ist ein Lebenstraum. Niemand lebt deine eigenen Träume! Wenn du selber deinen Traum nicht versuchst umzusetzen, wer soll es denn dann tun? Wenn man nur darauf wartet, dass die Träume sich von allein erfüllen, dann passiert es eben auch nicht. Sicher ist, dass niemand dafür garantieren kann, dass es klappt. Solange noch eine Wand steht gegen die ich noch nicht angekämpft habe, dann ist noch nicht alles verloren.

Vielen Dank für das Interview und euren Besuch!
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