Der Reigen der Musikerbiographien ist um eine Veröffentlichung reicher. The Who’s Pete Townshend veröffentlichte jüngst mit „Who I am“ seine Memoiren. Auf 576 Seiten hat der heute Gitarrenmann, der berühmt ist für seine destruktiven Exzesse auf der Bühne, sein Leben niedergeschrieben. Natürlich beginnt er dabei mit seiner Kindheit im Nachkriegsjahrzehnt, familiären Problemen und Traumata die er in dieser Zeit erlebt hat. Teilweise ziehen sich gewisse Erlebnisse wie eine Wäscheleine durch das Buch. Townshend beschreibt seine ersten Schritte in der Musik und natürlich wie er zusammen mit Schulfreund John Entwistle, Roger Daltrey und Keith Moon 1964 The Who gründete. Die Band die den Mittelpunkt seines Lebens darstellen soll.
Die Zeit bis Moon’s Tod 1979 stellt dabei den Löwenanteil der Biographie dar. Wir erfahren von ersten Drogenexperiementen, die exaltierten Eskapaden von Moon und Entwistle. Als Beispiel sei ein Auftritt in der US-Show „The Smothers Brothers Comedy Hour“ – 1967. Am Ende von My Generation zündet Keith Moon eine Ladung Schießpulver in seiner Bassdrum. Dies war abgesprochen, doch nicht die Menge. Townshend meint, sein Gehör hat sich bis heute nicht davon erholt. Ende der 60er und nach dem Erfolg der Rockoper Tommy zeigt der Autor wie schwer es war einen würdigen Nachfolger zu komponieren. Geplant war eine Rockoper mit dem Titel „Lifehouse“ – dies sollte Pete Townsends „Smile“ werden. Ähnlich wie bei Brian Wilson führte der Schaffungsprozess zu psychichen Problemen. Er brach die Arbeiten ab und die bereits fertiggestellten Songs wurden für „Who’s next“ verwendet. Während die Zeit bis 1979 sehr lang dargestellt ist, gleitet die Zeit danach leicht ins Belanglose ab. Zumindest vom Schreibtechnischen her. Townshend verstrickt sich in Darstellung von Alkoholproblemen, Psychischenproblemen, seiner Untreue und der Rechtfertigung von Egotrips. Das Verhältnis zu seinen toten Mitmusikern Keith Moon und John Entwistle beschreibt er sehr farbig und anekdotenreich. Die Spannungen zu Sänger Daltrey werden nicht wirklich erwähnt. Er benennt ihn als Soulmate bzw. Freund fürs Leben, doch wirkt manches sehr distanziert. Fast so als ob er im Bezug auf ihn mit angezogener Handbremse schreibt.
Versteht mich nicht falsch, „Who I am“ ist ein sehr informatives Buch über die Musik de 60er und die Geschichte einer der einflußreichsten Rockbands des 20. Jahrhunderts. Doch oft schreibt Pete Townshend oft sehr abgehackt und zu nüchtern. Dadurch leidet gelegentlich der Lesespaß. Das es besser geht beweist die Biographie von Duff McKagan (wir berichteten) oder von Eric Clapton. 6/10 Punkte.
Schlagwörter: Pete Townshend, Roger Daltrey, The Who