Ladies & Gentleman – the hottest Band in the World: KISS – Vor 40 Jahren veröffentlichten sie ihr selbstbetiteltes Debut. Die Band um Gene Simmons und Paul Stanley gilt als eine der einflußreichsten der Rockgeschichte und doch erlebten sie eine äußerst wechselvolle Geschichte. Die vier Dekaden bis zum heutigen Tage sind geprägt von Egomanie, Gigantomanie, Trennungen, Reunions, einer Menge Rock n Roll und einer noch größeren Menge Schminke. Die jetzt erschienene Best of – 40 Years : Decades of Decibels bietet eine umfassende Werkschau mit insgesamt 40 Songs vom ersten Album („Kiss“) bis zum 2012er „Monster“ (inklusive der „Soloalben“).
Zeit, einmal die Bandgeschichte näher zu beleuchten. Gene Simmons und Paul Stanley – damals noch Gene Klein und Stanley Eisen, gründeten die Band Wicked Lester, zu der später Schlagzeuger Peter Criss und 1973 Gitarrist Ace Frehley stießen. Man benannte sich kurze Zeit später in Kiss um und nahm ein Demoband auf. Manager Bill Aucoin verschaffte den vier New Yorkern einen Plattenvertrag bei Casablanca Records. Das selbstbetitelte Album erschien schließlich 1974. Auf 40 Years ist dieses Album mit „Nothin to Lose“ – einer Glamrock Nummer im Stile von Slade oder Sweet – vertreten. Von Anfang an dabei, die berühmten Bemalungen, die nicht unwesentlich zum Mythos Kiss beitrugen.
Mit dem 1975 erschienen Live Album Alive! konnten sie sich erstmals in den Top 40 der Billboard Charts platzieren. Das Album ist hier durch das allmächtige „Rock and Roll all Nite“ repräsentiert. Einem Song, der wohl auf jedem Kiss Konzert zu hören ist. Die Ballade Beth geht zurück auf eine Idee von Peter Criss für dessen alte Band Lips. In Zusammenarbeit mit Produzent Bob Ezrin (u.a. Pink Floyd) entwickelte er das Lied zu der einfühlsamen Version, die auf Destroyer veröffentlich wurde. Das Album erreichte Platz 11 der US Charts.
Nach der Vertragsverlängerung mit Casablanca konnte die Plattenfirma Soloalben der Bandmitglieder fordern. Der Release zweier Soloalben, ersetzte ein Kiss Studioalbum. Die vier so entstandenen Platten sind zwar aus Marketinggründen unter dem Bandlabel erschienen, jedoch sind es reine Soloalben, die auch musikalisch höchst unterschiedlich sind. Während die Platten von Stanley, Simmons und Frehley kräftig nach vorn rocken – trotz teils unterschiedlicher Einflüsse, ist das Album von Peter Criss deutlich jazziger und ruhiger. Auf 40 Years sind Radioactive; Hold me, touch me; New York Groove und You matter to me enthalten.
„I was made for lovin you“ ist bis heute der erfolgreichste Hit von Kiss. Dynasty erschien zu einer Zeit als Peter Criss mit massiven Drogenproblemen zu kämpfen hatte und nur noch selten in Erscheinung trat. 1980 schied er aus der Band aus – deren Stern zu sinken begann. 1982 stieg auch Ace Frehley aus. Als Ersatz an der Gitarre kamen Vinnie Vincent ,Marc St. John und schließlich Bruce Kulick. An den Drums stieg Eric Carr ein. Um die sinkenden Plattenverkäufe aufzufangen entschied man sich für Lick it up die Masken fallen zu lassen. Dies zahlte sich aus. Bis 1996 blieb man unmaskiert. Hot in the Shade von 1989 zeigte sich im Vergleich zu den anderen Platten der 80er wieder deutlich härter. Mit der Ballade „Forever“ – geschrieben von Paul Stanley und Michael Bolton, kreiierte man eine der schönsten Love Songs der Musikgeschichte. Sie war der erfolgreichste Hit seit „I was made for lovin you.“
Die 1990er begannen mit einem Niederschlag. Drummer Eric Carr war an Krebs erkrankt und starb 1991. Er wurde durch Eric Singer ersetzt. 1995 wurden sie von MTV zu einem Unplugged Konzert eingeladen, bei dem erstmals seit 1980 alle vier Gründungsmitglieder auf der Bühne standen. Auf der 40 Decades ist dies mit „Do you love me?“ verewigt. Die Zusammenarbeit funktionierte und man entschied sich zur Reunion Tour. Mit Psycho Circus veröffentlichte man zusätzlich 1998 ein gemeinsames Album. Hier mit dem Titeltrack auf der Best of. Für den 2001 rausgeworfenen Ace Frehley stieß Tommy Thayer zur Band – Peter Criss durfte 2004 wieder gehen. Für ihn kam Eric Singer erneut. Die Alben Sonic Boom und Monster entstanden in diesem Lineup.
Alles in allem ist 40 Years: Decades of Decibels eine gelungene Werkschau mit den wichtigsten Songs der Band. Dabei ist kein Album ausgelassen worden und auch alte Zwistigkeiten zwischen Simmons/Stanley und Criss/Frehley sind hier unbeachtet geblieben. Man kann Herrn Simmons vorwerfen er sei ein geldgeiler, alter Mann – doch was er musikalisch auf die Beine gebracht hat, ist schon als Kulturerbe zu verstehen . Einziger Kritikpunkt: wann hört man endlich auf, das Bandlogo immer und überall zu photoshoppen? 9/10 Punkte!
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