Als Peter Criscuola am 20. Dezember 1945 das Licht der Welt erblickte war noch nicht klar, welche Zukunft vor ihm liegt. Als Peter Criss gehörte er seit Ende 1972 zur Gründungsformation von Kiss. Bereits 2013 erschien im I.P. Verlag seine Autobiographie „Ungeschminkt – Die offizielle Autobiographie“ (engl. Make up to Break up – My life in and out Kiss‘). Mit den 2014 erschienen Memoiren von Paul Stanley hat nun die gesamte Urbesetzung von Kiss eine Biographie auf dem Markt. Hier nun die vom Catman.
Viele haben zu Peter Criss immer ein leicht ambivalentes Verhältnis. Entweder wird er vergöttert oder er wird als von allen Vieren als am meisten austauschbar angesehen, der sich das Hirn weggekokst hat. Dass er sich in der Hochphase Ende der Siebziger in der Tat sehr oft die Nase puderte gibt er selbst freigiebig zu. Das 352 umfassende Werk ist neben einer Lebensbeichte auch vorallem eine Abrechnung mit Gene Simmons und Paul Stanley. Doch erstmal von vorn. Bevor Criss ausführlich seine schwere Jugend in New York und seine Anfänge bei verschiedenen Bands beschreibt, steht zuerst ein Prolog. Los Angeles, 17. Januar 1994 – Der Drummer ist gezeichnet von einer mehr oder weniger erfolglosen Solokarriere, zwei gescheiterten Ehen, Drogen und ist mehr oder weniger Pleite. Er möchte „Schluß machen“. Doch ihm kommt das Northridge Erdbeben zuvor und verhindert so den Selbstmord des Catman. Was sich wie einem Roman liest, hat sich offenbar so zugetragen. Nachweisen lässt es sich eh nicht.
Rückblende. Nach dem sich seine Band „Chelsea“ aufgelöst hat, gibt Peter Criss im Rolling Stone eine legendäre Kleinanzeige auf: „EXPD. ROCK & roll drummer looking for orig. grp. doing soft & hard music. Peter“. Es melden sich Gene Simmons und Paul Stanley die mit ihrer Band Wicked Lester nicht sehr zufrieden sind. Man kommt sich musikalisch näher, auch wenn die Beiden sich „wie Schwuchteln kleiden“. Kurze Zeit später kommt der Gitarrist Ace Frehley hinzu und Kiss sind gegründet. Die Band entwickelt sich im Laufe der Zeit zur abgefahrensten Rockband der Siebziger Jahre. Peter Criss beschreibt sehr plastisch wie man das berühmtgewordene Make-up, die Bühnenshow und die Musik entwickelte. Die Plattenaufnahmen kommen gelegentlich zu kurz. Sehr ausführlich erfährt der Leser von den immer ausschweifenderen Parties auf Tour. Sex, Drugs & Rock ’n Roll in Reinform. Der Catman wird im Laufe der Zeit Alkoholiker und Koksabhängig. Immer schwingt dabei die sich, im Laufe der Zeit, immer weiter auftuende Kluft zwischen Frehley und Criss auf der einen sowie Simmons und Stanley auf der anderen Seite, mit. Dass sich schließlich zum ausgewachsenen Krieg zwischeinander entwickelt. Criss verlässt die Band 1980, nachdem er auf Dynasty kaum und Unmasked garnicht gespielt hat.
Die Achtziger Jahre verlaufen eher durchwachsen. Peter Criss wird Vater. Ist in zweiter Ehe mit einem Playmate verheiratet. Erst Ende der Dekade kommt er von den Drogen weg und die Solokarriere stockt. Nach dem Northridge Erdbeben wird er von Simmons und Stanley eingeladen auf der Kiss Fan Convention mit den ehemaligen Kollegen zu spielen. Widerwillig, aber auch aus finanziellen Gründen willigt er im Nachgang der Reunion in Ur-Besetzung ein. Alte Animositäten brechen wieder auf, doch wegen des Geldes, wie er schreibt, hält er es bis 2004. Doch diesmal geht er nicht selbst, sondern wird von Stanley gegangen. 2007 wird bei Peter Criss Brustkrebs diagnostiziert, der geheilt wird.
Alles in allem ein ehrliches und solides Buch, mit einigen Schwächen. Oft hat man das Gefühl Criss drückt sehr auf die Tränendrüse, man kann durchaus verstehen, dass er verbittert ist. Doch manchmal wäre weniger mehr gewesen. Die ultimative Wahrheit, wie es hinter den Kulissen ablief, wird man wohl nie herausbekommen. Selbst wenn man alle vier Biographien liest, wird man immer nur Ausschnitte zu sehen bekommen. Dies ist vielleicht auch gut so um den Mythos Kiss aufrecht zu erhalten. Peter Criss hat für sich jedenfalls ein kurzweiliges, spannendes und informatives Zeugnis abgelegt. Auch wenn es gelegentliche Schwächen hat. 7,5/10
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