Ist es wirklich eine so gute Idee, als Einstand einen Künstler zu besprechen, von dem man (wenn man ehrlich ist) so gut wie keine Ahnung hat? Sollte da nicht eher jemand zu Wort kommen, der jede Platte vorwärts und rückwärts nachts um halb vier mitsingen kann, der jede B-Seite von jeder noch so obskuren Compilation kennt und der mit den Tickets der besuchten Konzerte ganze Zimmerwände pflastern kann?
Vielleicht. Aber dann käme im Zweifel vielleicht auch eine Rezension heraus, die sich auf wenige Kernaussagen beschränkt und im Endeffekt darauf hinausläuft, dass Song A Elemente von Song X auf Album Z enthält und sowieso früher alles besser war, als die Band noch ‚diesen geilen Gitarrensound gefahren hat, weisste?!‘
Danko Jones also. Die aktuelle Platte liegt mir vor und, wie oben schon erwähnt, ist mir von dem Kanadier und seinen beiden Mitstreitern nicht sonderlich viel bekannt. Ich erinnere mich noch dunkel an seine Kolumne im Rock Hard (Ahnung von Musik hat er, der Gute – ein echter Platten-Nerd eben) und sein Gastauftritt auf Annihilator’s „Metal“ von 2007 (zusammen mit Angela Gossow von Arch Enemy – interessante Mischung, die überraschend gut funktioniert hat).
Na gut, dann legen wir mal los. „Fire Music“ heißt das aktuelle Werk des Trios. Anlage auf, Platte rein, aufdrehen und – BANG! Das geht ja gut los. Schon der erste Track, „Wild Woman“, macht mehr als klar, wo die musikalische Reise hingeht. Ein simples, aber effektives Riff, grooviger Bass, fetter Beat und ab geht die wilde Fahrt. Mr Jones packt über alles seine erstklassige Rockröhre und besingt, ganz klassisch, diese eine Frau, die ihn mit ihrer Mischung aus Schönheit und Gefahr in ihren Bann zieht und einfach nicht mehr loslässt. Der Einstieg passt also schonmal.
Und auch der Rest des Albums lässt, zumindest bei mir, kaum Wünsche offen. Da wird knallig-krachiger Garagen-Rock ausgepackt, dass die Boxen ordentlich ins Schwitzen kommen. Die ersten drei Songs rauschen in einem Affenzahn über den Hörer weg, lassen kaum Zeit zum Atmen. Mit einer netten Punk-Schlagseite ausgestattet machen „The Twisting Knife“ und vor allem das mit schön old-schooligen Gang-Shouts gekrönte „Gonna Be A Fight Tonight“ keine Gefangenen. So muss fetziger Arschtritt-Rock N Roll klingen! Aber Danko Jones können nicht nur Volldampf. Nein, immer wieder scheint auf „Fire Music“ eine nicht unerhebliche Blues-Schlagseite durch. „Live Forever“ ist dafür ein gutes Beispiel. Das Tempo wird gedrosselt und ein pumpender Bass treibt die Nummer voran. Über alles legt der Bandkopf ein fettes Gitarren-Lead, dass dem Song noch das gewisse etwas verleiht. Ein Song wie gemacht dafür, im Sommer mit runtergelassenem Fenster und voll aufgedrehter Anlage über die Landstraße zu brettern! Und da hört der Spaß noch nicht auf. „Getting Into Drugs“ macht Titel und Text alle Ehre, überzeugt immer wieder mit dem Thema entsprechenden musikalischen Schlenkern und gewollt absurden Einschüben. „Watch You Slide“ dagegen klingt wie Southern Rock auf Speed – Lynyrd Skynyrd trifft auf die Ramones quasi. Sehr geil! Diese explosiv-abwechslungsreiche Mischung zieht sich durch die volle Spielzeit von „Fire Music“. Dabei ist kein Song zu lang geraten, nirgendwo wird grundlos ein Riff gestreckt oder ein Solo ins unendliche verlängert – die Songs kommen direkt und ohne Umschweife auf den Punkt. Unterstützt wird das Ganze von der passenden Produktion, die zwar modern und fett klingt, aber nie zu glattpoliert erscheint, sondern Raum für genug Ecken und Kanten im Sound lässt, die zu einem amtlichen Rock-Album einfach dazugehören.
Und was sage ich als Neuling nun nach der akustischen Vollbedienung, die gerade über mich weggerollt ist? Naja, das Fazit fällt recht eindeutig aus: Es knallt, es kracht, es scheppert, es reißt mit. Das hier ist definitiv keine Musik zum rumsitzen und zuhören, nein, hier muss durch die Bude getanzt, die Faust zur Decke gestreckt und kräftig mitgegrölt werden! Mich jedenfalls hat Mr Jones vollkommen überzeugt – und der Backkatalog steht schon ganz oben auf meinem Einkaufszettel. „Fire Music“ sei Dank!
Anspieltipps:
Wild Woman
Gonna Be A Fight Tonight
Getting Into Drugs
She Ain’t Coming Home
Wer wissen will, ob die Songs von „Fire Music“ auf der Bühne genau so zünden, der hat an folgenden Orten die Gelegenheit dazu:
9.03.2015 Berlin; Postbahnhof
20.03.2015 Köln; Stollwerck
22.03.2015 Wiesbaden; Schlachthof
24.03.2015 Liepzig; Conne Island
26.03.2014 München; Backstage Werk
27.03.2015 Nürnberg; Hirsch
Musikvideo zu „Do You Wanna Rock“:
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