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Sylvan – Home

Rezensionen / Februar 28, 2015

SYLVAN_-_Home_2015RWPL und Sylvan. Das sind wohl im Moment die beiden erfolgreichsten und über die Grenzen hinaus bekanntestens Progbands Deutschlands. Drei Jahre nach „Sceneries“ melden sich Sylvan nun mit ihrem Konzeptalbum „Home“ zurück. Die Geschichte handelt von der Wiederentdeckung lang vergessener Kindheitserinnerungen einer Protagonistin, der sich nach und nach das Bild einer bedrohlichen Welt eröffnet – ohne Hoffnung, ohne Heimat.

Seit 2012 ist bei den Hamburgern so einiges passiert. Unter Anderem musste die Band den Ausstieg vom Gitarristen Jan Petersen verkraften. Dass der Verlust des Leadgitarristen bei einer Neo-Progband nicht unerheblich für den Gesamtsound ist, dürfte jedem klar sein. Ein festes Mitglied, dass dessen Part übernimmt, ist im Moment nicht vorhanden. Stattdessen hat der Sessiongitarrist Jonathan Beck in die Saiten gehauen.

„Home“ beginnt recht ruhig. „Not far from the Sky“ ist ein ruhiges und getragenes Stück, dass vorallem vom Gesang Marko Glühmanns und den Soundflächen von Volker Söhl lebt. Was sofort auffällt, die Songs sind allgemein zugänglicher als in der Vergangenheit und ein gewisser Ohrwurmfaktor stellt sich ein. Instrumentalistisch ist die Platte vor allem von Keyboard- und Streicherflächen geprägt. Irgendwie fühlt man sich oft an Marillion erinnert. So sind beispielweise in „Shaped out of Clouds“ und „The Sound of her World“ deutliche Reminiszenzen an Steven Rotherys Gitarrenspiel zu vernehmen. Das ist allgemein auch nicht verwunderlich, spielten Sylvan 2005 als Support der Neo-Progger aus Aylesbury. Im Moment liest man oft, dass, obwohl Steven Wilson als Erneuerer des Prog gilt und ein Meisterwerk nach dem anderen abliefert, viele Bands sich nur untereinander kopieren oder von Genregrößen der Siebziger abkupfern. Für manch einen mag das ein Problem sein, doch muss dem Hörer immer bewusst sein, dass Musik nichts unendliches ist. Kopieren bzw. Interpretieren diverser Stile gehört seit je her dazu.

War „Sceneries“ im Nachhinein doch etwas zu zerfahren und vorallem zu lang geraten. Ist „Home“ deutlich stimmiger. Von einigen Kollegen wird das Album sogar als Bestes seit „Posthumous Silence“ bezeichnet. Dem kann man sich nur anschließen. Sylvan schaffen es, eine mitreißende Platte mit tollen Momenten abzuliefern. Gleitet Progressive Rock von Zeit zu Zeit ins jazzige und“frickelige“ ab, ist es hier das genaue Gegenteil. Die Band um Marko Glühmann setzt vor allem auf Ohrwurmcharakter und Spannungsbögen. Tempiwechsel sind songdienlich wohl dosiert, so wandelt sich „In Between“ innerhalb von 10 Minuten von einer Trip-Hop Nummer zum Alternative Rock Stück, nur um am Ende Pink Floyd die Ehre zu erweisen. Besonders erwähnenswert ist auch die Single „Shine“, die mit einer tollen Gitarrenhookline und einem eindringlichen Refrain zu den absoluten Höhepunkten des Albums gehört!

Wer auf Sylvan noch nicht kennt, sollte mit „Home“ ein tolles Einstiegswerk erhalten. In 79 Minuten wird einem genau die richtige Dosis geliefert. 9/10!


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