Die Scorpions kehren zum fünfzigsten Jubiläum zurück

Die Scorpions…entweder man hasst oder man liebt sie. Wenn man sich weltweit umhört und nach einer deutschen Band fragt, werden entweder Rammstein, Kraftwerk oder eben die Hannoveraner genannt. Ich gebe zu, mir wirkten sie lange Zeit zu abgehoben. Ob das vielleicht mit dem riesigen Erfolg von „Wind of Change“ zusammenhängt, weiß ich nicht. Die letzten Platten waren allesamt qualitativ für mich nicht wirklich der Kracher. Auch ich habe sie belächelt, als sie 2010 ihren Abschied von den Bühnen der Welt verkündeten. Nach ihrem umjubelten MTV-Unplugged Konzert in Athen 2012 verkündeten sie, dass sie nun doch weiter machen wollen. Pünktlich zum fünfzigsten Bandjubiläum präsentieren die Scorpions nun mit „Return to Forever“ ihr achtzehntes Studioalbum. Zeit also sich entweder eines Besseren belehren zu lassen oder die Meinung bestätigt zu wissen.

Die Rückkehr zur Ewigkeit wurde wieder von Mikael Nord Andersson und Martin Hansen produziert. Der Auftakt ist ungewohnt bluesig – fast schon in Richtung Status Quo bewegt sich der Opener Going out with a Bang. Und sofort fällt auf, wie gut sich die Stimme von Klaus Meine gehalten hat. Im Vergleich zu Shoutern wie Roger Daltrey oder Fish, klingt Meine wirklich frisch! Der nächste Song ist die bereits im Dezember vorgestellte Single „We built this House“. Ein durchaus annehmbares Stück mit ordentlich Mitgröhlfeeling. Irgendwie fühlt man sich hier in die 90er versetzt. Melodiöser Rock mit hymnenartigem Refrain. Mit „Rock my Car“ treiben sie die Messlatte noch weiter hoch. Matthias Jabs und Rudolf Schenker drücken mit ihren Gitarren kräftig nach vorn. Hier bewegt sich die Band stilistisch zurück in die Siebziger. „House of Cards“ bietet dem Hörer im Folgenden Zeit zum verschnaufen. Fast komplett akustisch wird hier eine sehr schöne Ballade geliefert – ja Balladen können die Scorpions. Das haben sie ja mit „Still loving you“ und „Send me an Angel“ in der Vergangenheit schon bewiesen. Bisher durchaus hohes Niveau!

Die Band zeigt sich auch im Folgenden sehr abwechslungsreich – von fetzigen Hardrock bzw. Metal Einflüssen so z.B. auf „Rock n Roll Band“ oder bei „Catch Your Luck and Play“. Oder eben auch wieder in Powerballaden. „Eye on the Storm“ ist so ein Song, den man sowohl in schlechten als auch guten Zeiten hören sollte.

Ich hätte nie gedacht, dass ich meine Meinung über die Scorpions so dermaßen revidieren muss. „Return to Forever“ ist eine Platte, welche vollmundig angekündigt wurde und dennoch eine hohe Qualität besitzt. Die Band bleibt sich treu und liefert großartige Balladen aber auch deftige Rocksongs ab. Es macht schlicht und ergreifend einfach Spaß den Hannoveranern zuzuhören! Nach gut zehn Jahren teils weniger guten Alben und dem Totalausfall „Comeblack“ ein unerwartetes Meisterwerk! 9/10