Elvis Presley is back – mit einem neuen Album. Wer jetzt neue unbekannte Stücke oder Aufnahmen erwartet, brauch garnicht weiterlesen. Mit If I can Dream veröffentlicht RCA Records ein spezielles Projekt bei dem Stücke des 1977 verstorbenen Sängers vom Londoner Royal Philharmonic Orchestra mit zusätzlichen Orchesterarrangements versehen worden sind. In den Linernotes schreibt Priscilla Presley, dass für den King of Rock ’n Roll ein Traum in Erfüllung gegangen wäre.
Der ein oder andere mag jetzt „Geldschneiderei“ schreien, doch man muss dem Projekt ein wenig offener gegenüber stehen, damit es sich einem öffnet. Denn streng genommen sind es wirklich nur alte Stücke, zu denen ein Orchester gespielt hat.
Da Vinyl wieder voll im Trend ist und Elvis Presley Stücke nur auf Schallplatte gut zur Geltung kommen, widmen wir uns hier der Doppel LP von If I can Dream die von RCA veröffentlich wurde. Flott geht es nach einer kurzen Ouverture mit „Burning love“ los. Der Ohrwurm ist als Opener perfekt. Sofort fällt hier das tolle Remastering auf. Wer das Original von 1972 mit der aktuellen Version vergleicht, wird den druckvollen Sound schon fast spüren. Leider geht es dann vom Tempo her deutlich zurück. Mit „It’s now or never“ und „Love me Tender“ werden hier DIE Elvis Schnulzen schlechthin präsentiert. Da hätte man durchaus bessere Songs wählen können. Da können auch die Tenöre von „Il Volo“ nicht viel rausreißen. Nicht schneller, aber beschwingter geht es mit „Fever“ weiter. Das ursprünglich 1960 für Elvis is Back erschienene Stück wurde hier zu einem Duett mit Michael Bublé ausgebaut. Ihm folgt „Bridge over troubled Water“. Das Simon & Garfunkel Lied ist eigentlich prädestiniert für die orchestrale Bearbeitung.
Die Scores des Royal Philharmonic Orchestra sind abwechslungsreich und songdienlich. Mal sind sie eher vordergründig, mal fallen sie garnicht groß ins Gewicht – „Can’t help falling in Love“ ist so ein Kandidat. „In the Ghetto“ ist einer der Höhepunkte des Albums. Einfühlsam umspielt das Orchester den eindringlichen Gesang von Elvis Presley.
Genau betrachtet ist die Songauswahl vorhersehbar gewesen. Zumeist Balladen, die ohnehin entweder orchestralen Charakter hatten oder eher akustisch gehalten sind. Dies macht es für das Orchester durchaus einfacher. Doch hätte man sich hier ein wenig mehr Experimentierfreudigkeit gewünscht. Stücke wie „Suspicious Minds“ wären durchaus Interessanter gewesen oder gar die alten Rock ’n Roll Gassenhauer „Hound Dog“ oder „Blue Suede Shoes“ hätte man verwenden können.
Alles in allem ist If I can Dream ein durchaus spannendes Projekt, jedoch ging man hier leider zu sehr auf Nummer sicher, als das etwas riskiert wurde. Da wäre noch einiges an Luft nach oben. Ob es das Album ist, von dem Elvis Presley selbst geträumt hätte, ist die Frage. Die Schallplatten und der Sound sind tadellos. Druckvoll und transparent. Die Blechernheit mancher ursprünglicher Aufnahmen wurde sehr gut entfernt! Da macht das Hören spaß. Anspieltipps: „Burning Love“, „In the Ghetto“ und „Steamroller Blues“.
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