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feines Vinyl 10: Tedeschi Trucks Band – Let me get by

feines Vinyl / Rezensionen / Februar 23, 2016

TTB_Cov_5x5-HIIch erinnere mich, es war der 6. Juni 2006. Billy Preston starb und Eric Clapton trat in der Messehalle 1 in Leipzig auf. Es war der Band anzusehen, wie sehr sie um ihren ehemaligen Mitmusiker trauerten. Vielleicht deswegen, legten sich Clapton und seine Band extra ins Zeug. Neben seinem langjährigen Gitarristen Doyle Bramhall II begleitete ihn noch ein anderer Mann an den Saiten. Es war Derek Trucks. Von dem jungen Musiker hatte ich bis dato nichts gehört. Erst nach dem Konzert fand ich heraus, dass sein Onkel Schlagzeuger der legendären Allmann Brothers Band ist und er mit der Derek Trucks Band in den USA beachtliche Erfolge im Bereich Bluesrock vorweisen konnte. Möglicherweise sorgte auch er dafür, dass Clapton mit einer beachtlichen Energie spielte.

Zehn Jahre später haben Trucks und seine Ehefrau – Susan Tedeschi ihre beiden Bands zusammengelegt und firmieren nun als Tedeschi Trucks Band. Mit Let me get by veröffentlicht man nun Album Nr. 3 und wir haben uns die Doppel-LP einmal zu Gemüte geführt. Produziert wurde es von Trucks und Doyle Bramhall II.

Eins zeigt das vorliegende Album ganz deutlich. Die Band ist angekommen. Obwohl man mit dem Debut bereits einen Grammy abstauben konnte, war man eher Fans ein Begriff und man musste sich als Band noch irgendwie finden. Revelator war ein Blues Album durch und durch. Made up Mind wurde funkiger und ging sehr in Richtung Countryrock. Let me get by vereint nun Beides und geht einen gehörigen Schritt nach vorn. Das Album vereint viele Stilrichtungen ohne gleich in einen undefinierbaren Mischmasch zu verfallen.  Auch bieten die Songs keine ausufernden Soli von einzelnen Musikern – sondern eröffnen sich auch dem eher weniger bluesbegeisterten Zuhörer. Allen voran der Opener „Anyhow“. Sanft beginnend mit ein paar Slideeinlagen von Derek Trucks entfaltet sich die Nummer zu einem echten Ohrwurm – ein weiterer ist das sehr funkige „Don’t know what it means“. „I want more“ erinnert frappierend an Eric Clapton’s Derek and the Dominoes und könnte dessen erstem Album entsprungen sein. Kopiert wird hier nicht, eher adapiert und in das eigene Gefüge aufgenommen. Die Wurzeln der Musik des Ehepaares liegt auch eindeutig in den Sechzigern auf der einen Seite bei Janis Joplin, den Allman Brothers sowie Delaney and Bonnie – wo wieder die Verbindung zu Eric Clapton ist – und auf der anderen Seite Muddy Waters oder Robert Johnson. Das Sessionartige ist immer zu spüren und dadurch überträgt sich die eine ungemeine Spielfreude. Let me get by muss man dringend auf Vinyl hören. Der Sound ist schlichtweg klasse – dynamisch, druckvoll, warm!

Die Tedeschi Trucks Band beweist, dass sie mit Let me get by in die erste Liga der Rockmusik aufgestiegen ist. Ich möchte meinen, dass es im Moment keine weitere Band gibt, die derart viele Stile miteinander verbindet ohne zu einem undefinierbarem Gewirr zu verkommen. Es macht schlicht weg wieder Spaß Bluesrock zu hören. Nimmt man mal einen Joe Bonamassa als Vergleich. Ein guter Techniker, aber Innovation oder Seele in der Musik – Fehlanzeige. Aus diesem Grund muss man die Band von Susan Tedeschi und Derek Trucks einfach mögen.


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