„Grausame Töchter“ – ein Name der bis heute, in jeder Hinsicht, Programm ist. Was 2009 in der Hansestadt aus der Taufe gehoben wurde, präsentiert sich nicht nur als vielseitig talentierte Band, sondern ist, vor allem dank ihrer außergewöhnlichen Liveauftritte, als musikalisches Gesamtkunstwerk zu betrachten. Im Mittelpunkt dieser skurrilen, meist grotesque und verruchten Welt, steht Frontfrau und Gründungsmitglied Aranea Peel die der deutschen Ausnahmeband ihren erotischen Stempel aufdrückt. Nicht zuletzt durch die Tatsache, dass aufgrund der textlichen Inhalte und meist BDSM-lastigen Live-Darbietungen, eine Altersbeschränkung (laut FSK 18) für die geneigten Konzertbesucher besteht. Denn das, was hier geboten wird, ist keinesfalls lauwarm zu genießen, sondern wird ausschließlich heiß serviert.
Dabei sind die deutlich ausgeprägten lesbischen, teils sado-masochistischen Auslebungen der Darstellerinnen sicher nichts für jeden ‚gestandenen‘ Mann. Wer hier beweist bis über den Tellerrand schauen zu können, wird jedoch auf seine Kosten kommen! Unterstützung findet die freizügige Leadsängerin hierbei durch Bassistin Era Kreuz, Gitarristin Valeria Ereth, sowie verschiedenen Tänzerinnen & Backroundsängerinnen (u.a Shirley Schwarz, Kiara Kazumi und Desdemona Sin), die der hübschen Frontfrau in Nichts nachstehen. Als männliche Komponente ist hierbei selbstverständlich auch Gründungsmitglied & Soundmixer Gregor Henning und Arnaud Vansteenkiste an den Drums zu benennen.
Während sich die reizvolle Damenwelt auf der Bühne fast durchgängig so präsentieren, wie Gott sie geschaffen hat, sollte man hierbei gerade das musikalische Talent und deren Wandlungsfähigkeit im Auge behalten: Während ihr erster Longplayer „Mein Eigentliches Element“ (-2011-) noch mit harten EBM Beats, Industrialsounds, Noise und schroffen Texten a lá „Bis das Blut fließt“ auftrumpft, erkennt man bereits bei „Alles für Dich“ (-2011-) eine starke Wandlung mit ergänzendem Wave und Electro-Pop-Klang. Der Dauerbrenner „Ich darf das“, als auch „Wie eine Spinne“ sind hierbei immer wieder gern gespielte, musikalische Perlen.
Während „Glaube, Liebe, Hoffnung“ (-2014-) das bisher bekannte Gesamtkunstwerk noch einmal variabler widerspiegelt und mit Kunstwerke wie „Mensch und Tier“ oder „Ich bin Gott“ und zusätzlichen Instrumentalvariationen bereits bekannter Lieder aufbietet, sollte spätestens mit dem electro-rockigen Meisterwerk um die ‚bezahnte Lustgrotte‘ „Vagina Dentata“ (-2016-) klar sein, dass die charismatischen Damen um einiges mehr können, als sich nur auszuziehen. Der gleichnamige Titeltrack und Songs wie „Los , Schlampe! Ficken geht immer“ verlockt dazu den Finger nicht mehr von der Repeat-Taste zu nehmen.
Unverkennbar innerhalb dieser Metamorphose: der textliche ‚Rote Faden‘ um: Schmerz, Gier, Leid, Zerstörungswut und sexueller Lust. Wer hier denkt, dass ein Blatt vor den Mund genommen werden muss, sollte spätestens nach Evas Verbannung aus dem Garten Eden ein Bewusstsein für das zügellose, weibliche Ich erkannt haben. Konsequent, provokant und tabulos präsentiert sich die klassisch ausgebildete Künstlerin, die uns einen ganz eigenen Blick in den Abgrund der menschlichen Psyche bietet. An Leidenschaft wird nicht gespart! Zu schrill? Natürlich kann die selbstbewusste Frau Peel auch ganz anders. Wer sich eines Besseren belehren lassen möchte, findet hierzu wunderschön vorgetragene Chanson-Cover auf YouTube, die sich klangvoll in das Gesamtbild dieser einmaligen Band fügen.
www.grausame-toechter.de Foto: Frank ButtenbenderSchlagwörter: Grausame Töchter