Der April, der April, der macht so was er will. Naja nicht ganz. Zumindest vom Wetter her. Wir haben uns mal wieder umgesehen was sonst noch so neues erschienen ist.
Paul McCartney hat jüngst sein neuntes Soloalbum „Flowers in the Dirt“ neu aufgelegt – zählt man die Alben der Wings mit hinzu ist es sogar sein 19. Album. 28 Jahre nach seinem Erscheinen ist es vielleicht etwas angestaubt, zeigt jedoch einen Paul McCartney, der voll auf der Höhe seines Schaffens war und immernoch den Hang zu tollen Kompositionen hatte. Gleichzeitig wird einmal wieder klar, dass McCartney einen Gegenpart für seine Arbeit brauchte. War es früher John Lennon, arbeitete er auf „Flowers in the Dirt“ für einige Songs mit Elvis Costello zusammen. Letzendlich schafften es vier Lieder auf das Album und es sind genau diese, die als die Besten des Albums gelten dürfen – so z.B. „My Brave Face“ oder „You Want Her Too“. Costello und McCartney nahmen zwischen September 1987 und Frühjahr 1989 deutlich mehr Songs auf, von denen einige auf Costellos Alben erschienen und McCartney später selbst nochmal zwei auf „Off the Ground“ nutzte. Für die Special Edition von „Flowers in the Dirt“ wurden neun der Demos ausgewählt und der Allgemeinheit zugänglich gemacht – u.a. das lange nur auf Bootlegs zu findende „Tommy’s Coming Home“. Allein diese Demos würden ein eigenes Album rechtfertigen. Für McCartney Fans ein Pflichtkauf. Alle anderen sollten mal reinhören.
B
rothers of Santa Claus sind eine Band aus Freiburg und nein mit dem Weihnachtsmann haben sie nur wenig zu tun. Mit „Not OK“ veröffentlichte das Quintett am 7. April 2017 sein zweites Album. Irgendwo im Bereich Alternative, Postrock und Indie angesiedelt liefert de Band durchaus solide Arbeit ab. Hier und da eine Prise Jazz, ein wenig Experimental. Die Instrumentalisten verstehen hier eindeutig etwas von ihrem Handwerk. Das macht echt Spaß und erinnert ein wenig an „The Intersphere“. Bei der Fülle an unterschiedlichen Stilen und Einflüssen laufen Brothers of Santa Claus aber auch Gefahr einen gewissen Fokus zu verlieren. Für den Hörer könnte das Überfordernd wirken. Wenn die Band es schafft sich in eine Richtung zu bewegen, dann kann man ihnen eine lange Karriere wünschen. Anspieltip: „How Does It Feel“, „NDK“, „Evolution“
Die US-amerikanische Songwriterin Anna Coogan veröffentlichte dieser Tage ihr zehntes Album „The Lonely Cry of Space & Time“. Ihre Musik ist einfühlsam, sphärisch und gleichzeitig auch auf eine gewisse Art stürmisch. Neben klassischen von ihrer E-Gitarre begleiteten Stücken gibt es auch diverse elektrounterstützte Songs. So u.a. die vorabveröffentlichte Single „Collateral“ – der, für mich, schwächste, gar nervigste Song des Albums. Irgendwie passt hier garnichts zum Rest. Der Titel gebende Opener lässt einen Träumen. Doch glücklicherweise ist ein Großteil des Albums wesentlich entspannter. Bis auf „Collateral“ ein echter Geheimtip!
Entspannten Folkpop mit einer Prise Experimental bieten Tall Heights (Tim Harrington, Paul Wright und Paul Dumas) mit ihrer aktuellen Platte „Neptune“. In ihrer achtjährigen Geschichte haben sie mit Größen wie Marc Cohn oder José Gonzáles gespielt.
Schwebende Synthieflächen, entspannte Gitarrenlinien, falsettartige Choräle. Das macht den Sound dieses wunderbaren Albums aus. Soundmäßig fühlt man sich irgendwie an Bon Iver, Schiller aber auch an Calexico erinnert. Das verwundert nicht, gibt das in Boston ansässige Trio gerade Bon Iver als absolutes Vorbild an. „Neptune“ ist ein Album, dass man durchaus nebenbei hören kann, doch dann verpasst man die völlige Soundentfaltung, die sich erst einstellt, wenn man es mit absoluter Aufmerksamkeit hört. Wenn man sich darauf einlässt, entführen Tall Heights einen auf eine Seelenreise quer durch Wälder, Prärien und Wüsten. Wunderbar! Absoluter Tipp des Monats.
Schlagwörter: Anna Coogan, Brothers of Santa Claus, Paul McCartney, Tall Heights
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