Die Pet Shop Boys sind unbestritten eine der besten und beständigsten Elektropop Bands der Musikgeschichte. Mehr als 100 Millionen Platten haben sie verkauft und allein in Großbritannien hatten sie 42 Top-30 und 22 Top-10 Hits. Warner Music und Parlophone haben sich nun in Zusammenarbeit mit Neil Tennant und Chris Lowe entschieden alle 11 Platten, welche in den Jahren 1985 – 2012 erschienen sind, neu zu veröffentlichen. Jedes Album kommt mit mind. einer Bonus CD genannt „Further Listenings“. Die Reihe startet mit den drei Alben „Nightlife“, „Release“ und „Fundamental“.
So umfangreich das Oeuvre der Pet Shop Boys, so unterschiedlich ist es auch. Sechs Jahre nach dem Hitalbum „Very“ und drei Jahre nach „Bilingual“ veröffentlichten Neil Tennant und Chris Lowe mit „Nightlife“ im Jahr 1999, so etwas wie ein Comebackalbum. Zumindest fühlte es sich so an. Sechs Jahre lang war es eher ruhig um die beiden Briten geworden. Radiohits gab es keine. Dies sollte sich kurz vor der Jahrtausendwende wieder ändern. Mit „I Don’t Know What You Want But I Can’t Give It Any More“ und „New York City Boy“ waren sie wieder im Radio vertreten. Mit „In Denial“ halfen sie Kylie Minogue wieder auf die Beine zu kommen. Um die Australierin war es Ende der Neunziger deutlich ruhiger geworden. „Nightlife“ ist ein rundes Elektropop-Dance Album, das vor allem tanzbar ist. Die Further Listenings 1996 – 2000 bieten eine Vielzahl von Remixen, Demos und alternativen Tracks aus der Zeit vor und nach Nightlife – unter anderem eine französische Version von „New York City Boy“, hier als „Paris City Boy“.
Drei Jahre später, im April 2002 veröffentlichten die Pet Shop Boys mit „Release“ eines ihrer gitarrenlastigsten Alben überhaupt. Mit „Home and Dry“ gelang Tennant und Lowe ein weiterer Radiohit. Als weitere Singles wurden „London“ und „I Get Along“ ausgekoppelt.
Dass „Release“ fast schon atypisch für die PSB klingt, liegt vor allem am starken Einfluss des ehemaligen The Smiths Gitarristen Johnny Marr, der bei zwei Dritteln der Songs in die Saiten haute. Herausgekommen ist ein äußerst spannender Sound den man selten bei den Pet Shop Boys hörte – fast schon optimistisch kommt „Release“ daher. Im Nachhinein ist es äußerst unverständlich, warum diese Platte ein kommerzieller Misserfolg wurde.
Die beiden Further Listenings CDs decken die Jahre 2000 – 2004 ab. Neben diverser tanzbarer Diskosounds – „Transparent“ sind es hier vor allem die Ambient Stücke wie die alternative Version von“Home and Dry“ oder „Always“ die begeistern. Aber auch die Dusty Springfield Nummer „In Private“ – hier mit Elton John können überzeugen.
Wesentlich düsterer präsentiert sich „Fundamental„. Erstmals erschienen 2006 ist das zusammen mit Produzentenlegende Trevor Horn entstandene Album. Horn, der als Vater des Achtziger Sounds gilt, hat „Fundamental“ einen sehr orchestralen Touch verliehen. Gleichzeitig ist nicht nur das Albumcover vergleichsweise düster gehalten. Auch die Songs strahlen hier wenig Optimismus aus. Wie keine andere Platte der Pet Shop Boys ist sie sehr politisch gehalten. Neben der Kritik an damaligen Leitpolitikern wie Tony Blair oder George W. Bush, thematisieren Tennant und Lowe sexuelle Übergriffe und die Angst der Menschen vor Krieg und Terror. Mit Platz 4 erreichte „Fundamental“ seine höchste Chartplatzierung im Dancebereich der Billboard Charts.
Für PSB Anfänger ist „Fundamental“ kein leichtes Album. Zu schwer und düster ist der Sound. Wer das Werk einzuordnen weiß, wird es mögen.
Die ReRelease Reihe der Pet Shop Boys Alben startet furios. Drei Alben wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Am Besten hintereinander hören. Die Soundvielfalt ist ungeschlagen im Elektrobereich! Sie sind halt Legenden…
Schlagwörter: Pet Shop Boys
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