Das Highfield Festival 2017. Die 20. Auflage sollte die große Geburtstagssause werden. Doch auch am Störmthaler See schlug der wechselhafte Sommer 2017 ohne Gnade zu.
DerFestivalfreitag begann mit Sonnenschein. Die regnerischen Wettervorhersagen nahm zu diesem Zeitpunkt niemand so recht ernst. Die Menschen hatten gute Laune und man freute sich auf ein entspanntes Festival. Neonschwarz und Milliarden sorgten für ein ordentliches Warm-Up. Die Irie Révoltés setzten auf ihrer Abschiedstour ein fettes Ausrufezeichen und die Menge heizte sich immer mehr auf. Ihnen folgten die 257ers auf der Blue Stage. Der Blick gen Himmel sorgte jedoch langsam für besorgte Augen. Wird das Wetter halten?
Unmittelbar bevor um 20:00 Uhr Axel Bosse die Green Stage entern sollte, wurde die Notbremse gezogen. Die Festivalleitung hatte vom Wetterdienst eine Unwetterwarnung bekommen und entschied den Betrieb vorerst für 60 Minuten zu unterbrechen. Die 35000 Besucher sollten sich in ihre Autos oder zu den Shuttlebussen begeben. Keine Minute zu früh, etwa 10 Minuten später brach Starkregen über den Störmthaler See ein. Das am Gelände vorbeiziehende Gewitter sorgte für eine beeindruckende Lichtshow. Da klar war das nicht alle rechtzeitig ihre Autos erreichen würden, haben sogar die 257ers einigen Menschen Zuflucht in ihrem Tourbus gegeben.
Nach dem der Regen um ca. 21:00 weniger wurde strömten erste Besucher wieder auf das Gelände. Doch wurden sie etwa 15 Minuten später von der Security gebeten das Infield nochmals zu räumen, es gäbe eine weitere Warnung. Leider muss man sagen, dass die Sicherheitsfirma hier teils kopflos agierte. Es gab unterschiedlichste Aussagen. Via Sozialer Medien wurde von 22:30 als neuem Zeitpunkt kommuniziert. Die offizielle App sprach von 22:00 Uhr. Gegen 21:30 Uhr gab die Festivalleitung bekannt, dass die Headliner Billy Talent, Bosse, Alligatoah und Clueso nicht mehr auftreten würden. Dies lag u.a. daran, dass das Gelände vor der Green Stage zum Teil unterspühlt wurde. Nur die Beginner um Jan Delay würden ihr Set spielen. In den Sozialen Medien und vor Ort kritisierten die Besucher das teils chaotische Management der Security auf den Campingplätzen und am Infield.
Den Abend gerettet hat Clueso. Dieser lies sich nicht vom Regen unterkriegen und organisierte spontan ein Akustikkonzert auf der Blue Stage.
Am Samstag gab es Zeit die Wunden zu lecken und nach vorn zu schauen. Das Gelände wurde bis zum Nachmittag wieder auf Vordermann gebracht. Holzschnitzel, Erde und Kies wurde aufgeschüttet um die gröbsten Schlammpfützen zu entfernen. Doch ein Festival ohne Schlamm ist kein Festival. So hatten die Leute richtig Spaß sich mal wieder ordentlich dreckig zu machen.
Musikalisch eröffneten Tonbandgerät um 13:00 den Tag, der recht punkig werden sollte. Dafür sorgten nicht zuletzt Gruppen wie Turbostaat, Mad Caddies oder Feine Sahne Fischfilet. Die Band um den charismatischen Sänger Jan „Monchi“ Gorkow brannte ein Feuerwerk ab. Nicht nur mit einprägsamen Anti-Nazi Songs sondern auch mit ordentlich Rauch und Böller. Die Antilopen Gang musste ihren Auftritt auf Grund einer Verletzung ihres Rappers Panik Panzer absagen. An ihrer Stelle trat die Berlinerin Sookee auf. Die Hip Hopperin ist durch ihre Kritik an Homophobie und anderer deutlich direkter Texte zum Thema Sexismus bekannt geworden.
Auf der Green Stage ging es rockiger weiter. Hier sorgte Thees Uhlmann für nordisches Springsteen Feeling. Der Tomte Frontmann zog die Besucher absolut in seinen Bann. Ihm folgten die Allroundrocker von SDP. Sie sind es auch, die für gute Laune sorgen. Eine Band die sich und ihre Fans selbst nicht so sehr ernst nimmt ist genau das Richtige für das geschundene Publikum.
Highlight des Abends sind ohne Frage die – quasi – Lokalmatadoren Kraftklub. Die Band die vor 5 Jahren mit Liedern wie „Songs für Liam“ ihren absoluten Durchbruch hatte, lieferte einen überzeugenden Auftritt in Rot ab. Man merkt dem Quintett an, dass sie sich von einer gewissen ungestümen Art gelöst haben und eine Professionalität entwickelt haben.
Der letzte Festivaltag sollte in diesem Jahr der absolute Höhepunkt werden. Die Headlinerdichte war hier am größten. Am Nachmittag brachten Heisskalt und Von Wegen Lisbeth die Massen schonmal auf Touren. Die Green Stage wurde von Zebrahead und den Donots schonmal zum Kochen gebracht. Gerade letztere sind einfach eine Band die man auf Festivals sehen muss. Ingo und Guido Knollmann beide eine Rampensau für sich. Spätestens bei „Stop the Clocks“ singt jeder mit.
Zeit zum Verschnaufen gibt es auf der Blue Stage mit Silbermond, bevor um 20:00 die Skatepunklegenden The Offspring auf der Green Stage spielen. Als Dexter Ward und co. die Bühne betreten sieht man diverse fragende Gesichert. Wo ist denn Noddles? An seiner Stelle steht der langjährige Rythmusgitarrist und Juliette and the Licks Saitenmann Todd Morse. Man kann die Fans aber beruhigen, Noodles ist nicht ausgetreten, sondern musste die Sommertour 2017 aus familiären Gründen canceln.
Kurz vor Ende des Highfields sollte das Schicksal nochmal hart zuschlagen. Wenige Minuten vor ihrem Auftritt mussten Placebo – obwohl schon vor Ort – ihren Auftritt absagen. Grund wurde ein medizinischer Notfall genannt. Nähere Infos wurden nicht genannt. Um keine größere Lücke entstehen zu lassen, wurde mit den Toten Hosen eine längere Spielzeit abgemacht. Anstelle von 90 Minuten durfte man nun zwei Stunden spielen. Und das taten sie. Ein wahrer Sturm fegte mit Betreten der Düsseldorfer über die Bühne und durch das Infield. Campino und Mannen saugten jeden Funken Restenergie aus den 35000 Besuchern.
Trotz aller Widrigkeiten gaben sich die Macher des Highfields größte Mühe die Geburtstagsausgabe zu einem Fest zu machen. Alleine der Auftritt der Toten Hosen hat alle Sorgen weggeblasen.
Schlagwörter: Highfield
Schlagwörter: Highfield