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Long Distance Calling – Eraser

feines Vinyl / Oktober 24, 2022
Musik für sich sprechen lassen, das konnten bzw. können vor allem Komponisten klassischer Orchesterwerke. Durch Leitmotive oder Themen können ganze Geschichten nur über die Orchestrierung erzählt werden. Im Rocksektor gibt es nicht mehr viele, die ohne Worte erzählen können. Doch es gibt Ausnahmen: Long Distance Calling aus Münster zum Beispiel. Die Post-Rocker verstehen es in bestechender Weise nur mit Instrumenten ganze Geschichten zu erzählen – also quasi mit Musik unaussprechliches ausdrücken. Mit „Eraser“ legen sie nun ihr achtes Studioalbum vor.

Das Langenscheidtwörterbuch gibt „Eraser“ mit Radierer bzw. jemand der etwas löscht an. Long Distance Calling meinen damit schlicht uns Menschen. Wir beuten unsere Natur und Umwelt aus, bis sie weg ist. Gleiches gilt für unzählige Tierarten – denen ist dieses Album gewidmet. Sieben Stücke gehören Tieren wie dem Nashorn, Gorilla oder Albatross. Ein Stück gehört dem Eraser – uns Menschen.

Eine derartige Immersion schaffen wenige Bands. Nach dem einleitenden Intro „Enter: Death Box“ geht es stampfend los: „Blades“ dies gehört den Nashörnern. Treibende Gitarren bringen das Stück direkt nach vorn. Ein würdiger Einstand. Ruhig und behäbig geht es mit „Kamilah“ weiter. Doch das wärt nicht lang, bitten im Song entwickelt sich ein treibender Stakkato. Ein Gorilla der sich mit Händen und Füßen gegen einen Feind wehrt. „Sloth“ kann fast schon als Hommage an Pink Floyd angesehen werden. In jazzig/ätherischer Atmosphäre darf sich der norwegische Saxophonist Jørgen Munkeby austoben.

Kennt man die vorherigen Alben von Long Distance Calling wird man sich über die weitgehende Abwesenheit elektronischer Effekte und Sounds wundern. Das liegt daran, dass das Quartett „Eraser“ in Liveatmosphäre aufgenommen hat. Herausgekommen ist ein roher und direkter Sound – im Vergleich zum direkten Vorgänger „How Do We Want to Live?“, dass auch Trip-Hop Elemente beinhaltete, ist auf „Eraser“ wieder deutlich mehr Metal. Der Titeltrack ist der krasse, neun Minuten lange Beweis!

Alles in allem ist „Eraser“ ein zutiefst eindrückliches Album, dass auf Grund seiner gesanglichen Abwesenheit eine ganz eigene Stimmung aufbaut. Live darf man großes erwarten!  
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