Lifehouse stehen für handgemachte Musik mit tiefgehenden, emotionalen Texten, die jenseits von seichten Liebesschwüren und Chartgeplänkel angesiedelt sind. Zumindest war das bis vor kurzem so. Die Produzenten Jude Cole und Kevin Rudolf führen die Band in eine neue Ära, nämlich die der weltweit radiokompatiblen Popsongs. Einige der langjährigen Fans sind schockiert über die poppigen, teilweise computerisierten Songs und auch ich finde es etwas befremdlich die einmalige Stimme von Jason Wade durch einen Computerprogramm verzerrt zu hören. So etwas braucht man doch nur bei Leuten, die nicht singen können! Doch sind Jason Wade und seine Jungs wirklich oberflächlich und austauschbar geworden?
Der erste Song, „All In“, steht als wichtigstes Puzzleteil richtungweisend für das gesamte Album. Der Lieblingssong von Bassist Bryce Soderberg ist eine gute Mischung aus melodischem Rock mit einigen Popelementen und ging auch beim europäischen live Publikum sofort ins Ohr und die Beine.
Mit „Nerve Damage“ bewegen sich Lifehouse erstmals in Richtung Progressive Rock. Ein wenig schizophren mit stillen, nachdenklichen Strophen und einem extrem harten rockigen Chorus ist dieser Song das unangefochtene Highlight von „Smoke &Mirrors“. Drummer Rick Woolstenhulme Jr.: „“Nerve Damage” ist beinahe grenzwertig. Es ist eine komplette Reise, es gibt so viele verschiedene Aspekte in dem Song und es gibt noch nicht mal ein gleich bleibendes Tempo. Jeder Teil ist anders. Es ist ein Song, den man im Auto aufdrehen kann, alleine wegen der eingängigen Gitarren. Und (Jason’s) Gesangsphrasen sind etwas anders als auf einigen der anderen Songs.“
Die Kollaboration mit Daughtry bei „Had Enough“ ist unverkennbar. Der Song könnte genauso gut auf „Leave This Town“ erschienen sein. Stil, Gesang und Melodien unterscheiden sich kaum von dem American Idol Teilnehmer.
Die erste Single „Halfway Gone“ ist ein Beispiel für das Streben der Band nach Radiohits. Ein wahrer Ohrwurm, dem es aber doch, gemessen am Potenzial von Lifehouse, an Tiefgründigkeit fehlt.
„Falling In“ – kaum zu glauben doch eine Bande harter Jungs, die sich zu gerne Rocker nennt, schreibt gemeinsam mit einem Rapper (Jacob Kasher) und Erfolgsproduzenten (Kevin Rudolf) einen wunderbar leichten und unschuldigen Popsong. Verliebte Jungs können einfach so niedlich sein.
„Here Tomorrow Gone Today“ ist futuristisch angehaucht, jedoch nicht überproduziert. Man hätte an einigen Effekten sparen können und mehr die Gitarren für sich sprechen lassen sollen. Der aggressive Rockchorus sollte live zum Erlebnis werden. Also ich find’s gut.
Mit „Wrecking Ball“ gibt Jason Wade erstmals auch auf einem Album das Gesangszepter aus der Hand. Bassist Bryce Soderberg beweist, dass er ein begabter Sänger ist und kann auch live die Massen begeistern.
Jason offenbart in Smoke & Mirrors und dem Bonustitel „Near Life Experience“, dass in ihm ein kleiner Bob Dylan oder auch Bryan Adams schlummert. Hier findet man keine Spur von oberflächlichen Poptönen.
Mit „It Is What It Is“ und „In Your Skin“ punktet die Band weiter, auch bei skeptischen Emoliebhabern. Da sind sie, die unvergleichlichen Lifehouse typischen Texte, die nachdenklich machen und nicht zu schwer verdaulich sind.
Fazit?
Lifehouse sind in den USA heute eine feste Größe, nun wollen sie den Rest der Welt für sich gewinnen. In Europa sind sie seit Jahren eher ein Geheimtipp, wenig kommerziell erfolgreich und doch wächst die Fanbase kontinuierlich an. Die Band hat sich nicht verändert, sondern einfach weiterentwickelt. Wir alle sind nicht mehr dieselben wie vor 10 Jahren und die Musik ist es auch nicht. Die Band geht mit dem Lauf der Zeit und bleibt sich dennoch treu. „Smoke & Mirrors“ ist ein geniales Pop/Rock Album, einerseits überraschend und unerwartet, andererseits vertraut. Lifehouse vereinen hier die technischen Raffinessen ihrer Studioarbeit mit der Rohheit ihrer Liveauftritte. Auf der exklusiven Deluxeversion befinden sich sogar 18 Tracks, darunter eine Liveaufnahme des Lifehouse Klassikers „Everything“ und „Crash & Burn“, der einige Jahre auf dem Buckel hat. Egal ob Fan der ersten Stunde oder Neuentdecker, jeder findet etwas für seinen Geschmack auf diesem Album und wird sich glücklich schätzen die Energie einer Lifehouse Show zuhause erleben zu dürfen.
Schlagwörter: Daughtry, Jason Wade, Lifehouse, Richard Marx
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