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Auf dem Serengeti Festival ging es wild her

Festivals / Konzerte / Juli 21, 2010

Am Wochenende begab ich mich nach Bielefeld, um im nahegelegenen Schloss Holte ein kleines aber wirklich feines Festival zu besuchen mit Bands meiner Jugend wie Papa Roach und Dog Eat Dog, aber auch Bands eurer Jugend wie Itchy Poopzkid. Ganz besonders hab ich mich jedoch auf Flogging Molly gefreut. Als ich am frühen Nachmittag auf das Gelände kam, war die Menge noch recht überschaubar. Kein Wunder, die meisten Besucher haben schon am Freitag bis spät in die Nacht gefeiert mit Subway to Sally, Paradise Lost und vielen anderen. Merkt man schon was an der Bandauflistung? Viele alte Bands aus den späten Neunzigern beglücken wieder das Publikum. Kein Wunder, wenn von heutigen Künstlern nur noch Retortenmusik produziert wird. Es spielten gerade Eschenbach und ich nutze die Möglichkeit, das Gelände in Ruhe zu erkunden. Zu diesem Moment kamen noch etwa ein Getränkestand auf zwei Festivalbesucher. Für das leibliche Wohl war also wirklich bestens gesorgt. Für mich gab es sogar veganes Essen, also holte ich mir eine Portion und nahm am hintersten Ende Platz, um erst einmal die Athmosphäre auf mich wirken zu lassen. Noch erinnerte nur das vertrocknete Gras an Serengeti. Doch schon wenig später sollte es richtig wild werden. Dog Eat Dog standen an. Diese Band ist seit 20 Jahren ein Garant für wilde geile Auftritte und nun konnte auch ich mich davon überzeugen. Sie spielten viel vom Play Games Album, das auch ich noch gut kenne, also war es mir ein leichtes, mitzusingen und abzugehen wie auch die anderen Feierwütigen. Nur das Pogen haben ich den jüngeren überlassen. John ließ uns nicht eine Verschnaufpause, es folgte ein Kracher auf den anderen. Die Menge war sichtlich dankbar, als sie von den Securitys mit einem Wasserschlauch erfrischt wurde. Gerne hätte ich gefragt, ob sie etwas neues in der Pipeline haben. Immerhin sind sie noch bis Herbst auf Tour, auch mit Shows in Deutschland. Da wäre doch ein neues Album angebracht. Aber leider hatten sie noch einen weiteren Auftritt an dem Tag und so reichte die Zeit mit Dave nur, um rauszufinden, dass es uns beiden gut geht. Valient Thorr folgten und machten weiter wo die amerikanische Vorzeige-Crossoverband aufgehört hatte und hatten nun leichtes Spiel. Die Meute noch in bester Stimmung hätten sie auch mit halber Kraft spielen können. Aber auch sie gaben alles. Allerdings hab ich mir die Band lieber mit dem Rücken angeschaut. Wie ihr wißt, bin ich ein optischer Typ und hab gerne was fürs Auge. Ich versuchte, mich auf die knallroten Stiefel des Sängers zu konzentrieren. Das aber auch immer die am merkwürdigsten aussehenden Leute die beste Musik machen. Wie gut, dass VIVA und MTV nicht mehr viel mit Musik am Hut haben, so kommen auch solche Bands wieder zu Hörern. Dann folgte eine weitere Premiere für mich. Ich hab endlich rausgefunden, wie Itchy Poopzkid klingen. Viel hab ich nicht erwartet, sind es doch zu großen Teilen die jüngsten Musikhörer, die in Fanshirts der deutschen Band rumlaufen. Der Sound passte dann gar nicht zu meiner Vorstellung. Aber ich verstand schnell, was die Fans an diesem Gespann so lieben. Mit allerlei verrückten Ideen hielten sie die wildgewordene Menge in Aktion. Bitte einmal im Kreis pogen, nun gegenüber aufstellen und aufeinander zu rennen … Wie gut, dass ich mich in eine Ecke verzogen hatte und das Schauspiel aus der Ferne genoss. Aber nicht das ihr denkt, die drei lassen nur machen, nein, Sänger Sibbi stellte sich auf einen Gitarrenkoffer, den einige starke Fans in den ersten Reihen tapfer hoch hielten. Gitarrist Panzer bedankte sich im Anschluss artig, dass man ihn nicht hat fallen lassen, obwohl er zugeben mußte, dass er das gerne gesehen hätte. Ich auch. Wäre aber dennoch schade gewesen, wenn deswegen der eh schon nur kurze Auftritt hätte abgebrochen werden müssen. Auf den Gig der Apokalyptischen Reiter konnte ich mich nicht mehr konzentrieren. Für mich stand im Anschluss ein kurzes Interview mit Flogging Molly auf dem Programm und ich war reichlich nervös. Also setzte ich mich wieder ganz nach hinten und versuchte mich zu sammeln. Vergeblich. Vielleicht hätte ich mich lieber ablenken und die Kostüme der Reiter anschauen sollen. Die Umbaupause die folgte nutzte ich dann für meinen Plausch mit Dennis Casey und Nathan Maxwell. Davon an anderer Stelle mehr. Nathan freute sich sehr auf den Auftritt von den Briten Skindred die unmittelbar folgten. Damit konnte ich nun gar nichts anfangen, aber genau so sollte es bei einem guten Festival sein. Eine Dauerparty, die für jeden Gast etwas zu bieten hat. Und schon folgte mein ganz persönlicher Höhepunkt. Flogging Molly gaben alles. Und so auch ich. Ich sang lauthals mit und wäre mein Fuß nicht bandagiert, hätte ich auch getanzt. Hab in Dublin ja gelernt, wie es geht. Ich wurde von Mitarbeitern des Festivals belächelt. Oder haben sie sich gefreut für mich? Jedenfalls wirkte das Grinsen von allen Seiten auf mich noch weiter stimmungssteigend. Bis sich dann der Sänger von Itchy Poopzkid vor mich stellte und ich nichts mehr sah. Was mich aber nicht davon abhielt, weiter zu singen und mit den Füßen zu wippen. Von Papa Roach sah ich leider nur noch die Bühnengestaltung, dann nahm ich den Shuttlebusservice wahr, der extra für das Festival eingerichtet wurden war und die Besucher in die umliegenden Städte heim brachte. Ein Hoch auf die Organisation, da hat man für die begeisterten Besucher wirklich alles möglich gemacht. Wenn mal wieder eine Band für mich dabei ist, oder zwei oder drei, komme ich bestimmt gerne zurück. Doch für heute bleibt mir nur noch, mich zu verabschieden und ich tue dies mit einem Zitat von Valient Himself, seineszeichen Sänger von Valient Thorr: Go please your girlfriends.
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