Die 90er waren die Zeit der Boybands, die Teeniemädchen zum Kreischen brachten. Gerade erleben die alten Hasen der Boygroupszene eine Renaissance. The Backstreet Boys, Take That und NKOTB sind die bekanntesten und erfolgreichsten Beispiele dieses Phänomens. Vor wenigen Tagen wurde eine US Tour mit 98°, NKOTB und Boyz II Men angekündigt. Und auch Blue sind nach langer Pause mit einem neuen Album am Start.
Wovon andere Künstler nur träumen, erreichten die vier Briten schon in ihren Zwanzigern: weltweit über 20 Millionen verkaufte Platten, vierzigmal Platz 1 der Charts und eine Single und Auftritte mit Sir Elton John. 2003 gönnten sich die vier eine Auszeit um sich jeweils „selbst zu verwirklichen“. Ohne den Erfolgsdruck der Anfangsjahre verkündeten Blue dann 2009 ihr Comeback und traten u.a. beim Eurovision Songcontest für Großbritannien an.
Nun erscheint ihr Comeback-Album „Roulette“ inklusive der Single „Hurt Lovers“. Der Song steht diesem Trend in nichts nach und wurde bereits für die deutsche Komödie „Die Schlussmacher“ adoptiert. Das Engagement ist sicherlich auch Songschreiber und Tokio Hotel Entdecker David Jost zu verdanken. Blue werden für eben jene Balladen, wie zum Beispiel der Radiohit „Breathe Easy“ aus dem Jahr 2004, geliebt und diese werden noch lange im Gedächtnis bleiben.
Auch auf „Roulette“ sind es die ruhigeren Songs wie die erste Singleauskopplung oder auch „All I Need“, die beeindrucken. Die Stimmen von Lee Ryan, Antony Costa, Duncan James und Simon Webbe bilden eine Einheit und sind auch jede für sich ganz besonders. Speziell Lee Ryan bringt mit einer bemerkenswerten Kopfstimme immer wieder den unverwechselbaren Blue-Sound zur Geltung. Natürlich dürfen auf einem Boybandalbum schnellere, tanzbare Songs nicht fehlen. Vielleicht liegt es an meinem fortgeschrittenen Alter (aus Teeniesicht gesehen), dass ich viele der Dance Tracks eher als anstrengend empfinde. Eine positive Ausnahme bildet „Break My Heart“, dessen Beat ins Ohr und in die Beine geht.
Das neue Album von Blue ist eine typische Boybandplatte, mit schönen Balladen und ein paar guten Dance Tracks. Das Kapital der Gruppe sind ihre außergewöhnlichen Stimmen, von denen hier leider durch technische Spielereien und recycelten Beats abgelenkt wird. Es muss doch nicht jeder Künstler nach David Guetta klingen, damit sich die Musik verkauft!
Apropos verkaufen, zur Veröffentlichung von „Roulette“ gibt es auf iTunes eine Special Edition mit 15 Tracks für nur 7,99 Euro.
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