14 Monate nach dem Start des Projektes alle neun Led Zeppelin Alben neu zu remastern und mit bisher unveröffentlichtem Material zu veröffentlichen, stehen nun die letzten drei Platten „Presence„, „In Through the Out Door“ sowie „Coda“ in den Regalen. Dass das Interesse an den vier Briten immernoch ungebrochen ist, beweist nun auch die Chartplatzierung. Alle drei Veröffentlichungen sind innerhalb der Top 10 der deutschen Albumcharts eingestiegen.
Wie wir schon bei „Physical Graffiti“ feststellen konnten, hat Jimmy Page nicht nur soundlich ganze Arbeit geleistet. Die sogenannten Companion Editionen beinhalteten immer eine Vielzahl an alternativen Takes oder sogar unveröffentlichtem Material. Auch bei den drei zuletzt erschienenen Platten wird da keine Ausnahme gemacht.
Album Nr. 7 – Presence eröffnet den Reigen. Ursprünglich kam es Ende März 1976 auf den Markt. Die Platte erschien unter dem Eindruck eines schweren Autounfalls, den Robert Plant im August 1975 auf der griechischen Insel Rhodos hatte. Der Sänger zog sich schwere Verletzungen zu. Während der Genesungsphase in Malibu schrieb er weiterhin Songs. So verwundert es nicht, dass die meisten Lieder auf Presence vom Leben handeln. Zu allem Übel musste Plant während der Aufnahmen im Rollstuhl sitzen. Irgendwer schrieb einmal, dass Led Zeppelin Ende der Siebziger mit dem aufkommenden Punk und Metal zu kämpfen gehabt hätten. Gerade der Opener „Achilles Last Stand“ geht in seiner gitarristischen Arbeit durchaus in diese Richtung. Doch hat Jimmy Page jüngst in einem Interview mit den Kollegen von Laut.de bestätigt, dass dem nicht so war. „Wir haben einfach die beste Musik machen wollen, uns weiter testen und pushen und Sachen machen, die wir zuvor noch nicht ausprobiert haben.“ erzählt der Saitehexer dort. Presence ist im Allgemeinen eher im Bereich Hard- und Bluesrock angesiedelt. Die Stilvarianz, wie sie auf Physical Graffiti anzutreffen war, ist hier nicht ganz gegeben. Jedoch ist es nicht so, dass sich die Songs doppeln. Gerade „Tea for One“ ist eine absolute Bluesgranate! Neben den erwähnten Alternativtracks befindet sich auf der Companiondisc das Instrumental 10 Ribs & All/Carrot Pod Pod – hier beweisen die Musiker einmal mehr ihre Klasse an den Instrumenten! Ein toller Ruhepol im sonst recht rastlosen Album.
„In Through the Out Door“ ist das letzte Album der Band, was noch zu Lebzeiten von John Bonham entstand. Vor allem der Bassist John Paul Jones hat hier eine deutliche Handschrift hinterlassen. Was vor allem daran lag, dass sich Jimmy Page und Drummer Bonham in einer Art Lebenskrise befanden und Robert Plant völlig neben sich stand. Dies rührte vor allem daher, dass sein 5 jähriger Sohn 1977 an einer Virusinfektion starb. Die Band befand sich zum Zeitpunkt des Todes auf einer ausverkauften US-Tour, die sofort abgebrochen wurde. Fast ein Jahr später kamen Led Zeppelin wieder zusammen und nahmen Ende 1978 in Stockholm das Album auf. Da John Paul Jones für Pressence kaum Ideen beisteuern konnte und sich hier mehr oder weniger mit einem neuen Roland Synthesizer austoben konnte, ist „In Through the Out Door“ ein Marker, wie es mit Led Zeppelin in den Achtzigern hätte weitergehen können. Der 10-Minüter „Carouselambra“ ist dafür der Stellvetreter. Eine treibende und eingängige Synthielinie sorgt für ordentlich Vorschub. Ein absoluter Höhepunkt. Der Opener „In the Evening“ darf als Schnittstelle zwischen dem Vorgänger und dem aktuellen Album verstanden werden. Eine Bluesrocknummer gepaart mit Synthie Einsätzen. Wahrlich episch wird es mit dem Closer „I’m gonna Crawl“. Eine Ballade mit einem sehr einfühlsamen Solo von Jimmy Page.
Zu guter Letzt noch Coda. Die Platte gilt als eine der Schwierigsten Led Zeppelin Veröffentlichungen. John Bonham starb 1980 und die Band löste sich unmittelbar danach auf. Coda entstand als vertragliche Verpflichtung der Band gegenüber Atlantic Records, mit ihrem eigenen Label Swan Song Records ein weiteres Album zu veröffentlichen. Da die Band bei fast jedem Album Songmaterial übrig hatte, bot es sich an diese Tracks neu abzumischen bzw. zu bearbeiten. Dabei stammen diese Songs von den Aufnahmen zu „III“, „Houses of the Holy“ und „In Through the Out Door“. Teilweise nutzte man auch Livetracks wie „We’re gonna grove“ oder „I can’t quit you Baby“ verwendet. Beide sind am 9. Januar 1970 aufgenommen worden. Eines der interessantesten Stücke ist ohne Frage „Bonzo’s Montreux“. Hier hat Jimmy Page ein Schlagzeugsolo von John Bonham mit elektronischen Sounds gemixt. Ist die Qualität der einzelnen Tracks doch eher durchwachsen, wird „Coda“ durch die beiden Companion CD’s deutlich aufgewertet. Neben bisher unveröffentlichtem Material wie „Desire“ oder „Sugar Mama“, wird auch selten gehörtes präsentiert. Dazu gehören die Bombay Orchestra Versionen von „Four Hands“ und „Friends – die mit indischem Flair aufwarten können oder auch die B-Seite „Hey, Hey, What Can I Do“.
Wie eingangs geschrieben, das Projekt alle neun Led Zeppelin Platten neu zu bearbeiten darf als absoluter Erfolg gelten. Oft hat es ja den Anschein, dass die Kuh nochmal mit geringem Aufwand gemolken werden soll. Hier ist es das ganze Gegenteil. Die drei Alben sind nicht nur opulent ausgestattet, es gibt auch – gerade auf den zusätzlichen CD’s von Coda, verdammt viel neues zu entdecken. Ein würdiger Schlußakkord.
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