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David Gilmour rasselt das Schloss! – Teil 1: Das Album

Rezensionen / September 19, 2015

rattle thatl ockWas war es für ein Paukenschlag als im vergangenen Jahr eines neuen Pink Floyd Albums angekündigt wurde. In verschiedenen Interviews, die im Zuge des Erscheinens von „The Endless River“ geführt worden sind, berichtete David Gilmour, dass für 2015 der Release eines neuen Soloalbums geplant sei. Neun Jahre nach „On an Island“ ist nun „Rattle That Lock“ in den Regalen zu finden.

Phil Manzanera, Gilmours Produzent und Freund erzählte jüngst in einem Interview, dass die Platte durch die Arbeit an „The Endless River“ nochmal in eine ganz andere Richtung gedrückt wurde. Was dies bedeutet wissen wir nicht. Es zeigt sich aber, dass „Rattle That Lock“ – im Gegensatz zu „On an Island“ durchaus sehr floydige Züge aufweist. Hatte man beim Vorgänger das Gefühl das Gilmour das Album über im Strandkorb saß und Laidback Musik macht, zeigt sich das Aktuelle von einer ganz anderen aber dennoch vertrauten Seite. Während die Musik vorwiegend von David Gilmour selbst komponiert wurde, stammen die Texte von seiner Ehefrau Polly Samson, die sich zum Teil auf das Gedicht „Paradise Lost“ von John Milton beziehen.

…and lose those chains

Fast wirkt es als hätte sich David Gilmour nun endgültig aus dem Korsett Pink Floyd verabschiedet, nur um in gewohnten Gefilden zu wandeln. Der Opener „5 A.M.“ weckt sanft aus einem Dornrösschen Schlaf. Zarte Synthieflächen die nach 30 Sek von Gilmours Gitarre durchbrochen werden. Nicht so brachial wie seinerzeits Castellorizon, eher im Stile von Coming Back to Life. Faszinierend ist es immer wieder, dass man nur eine einzige Note brauch um zu erkennen um wen es sich da handelt. Das Gitarrenspiel von David Gilmour ist einfach unverwechselbar. Nur wenige Musiker haben dies geschafft. „5 A.M.“ geht direkt über in den Titeltrack. Das Besondere hier, der Song ist inspiriert von vier Noten, welche die französische Staatsbahn nutzt um Züge anzukündigen. „Rattle that lock“ war bereits im Juli 2015 als Single präsentiert worden und ist als leichtfüßig zu bezeichnen. Der Song hat durchaus Ohrwurmcharakter.

Your star is shining it lights….

Getragen von einer akustischen Gitarre beginnt „Faces of Stone“. Einige Tonfolgen erinnern dabei sehr an „Shine on you Crazy Diamond“. Zum Schluß glänzt Gilmour mit einem Solo. Doch bereits fällt hier auf, was sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album zieht – Fade out! Jeder Song wird am Ende ausgeblendet. Mal ehrlich musste das sein Mr. Gilmour? Man hat immer das Gefühl, dass man nur eine Preview eines Songs hört und am Ende der Höhepunkt abgewürgt wird. Das ist wirklich schade! Fast wirkt es, als seien die Stücke absichtlich gekürzt um auf eine LP zu passen. Früher war das gängige Praxis, aber heute, wo fast jedes Album als Doppel-LP veröffentlicht wird und eine Seite nicht ganz ausgenutzt wird, muss das doch nicht sein.

Der wohl persönlichste Song von Rattle that Lock ist „A boat lies waiting“. Das Stück ist dem verstorbenen Pink Floyd Keyboarder Richard Wright gewidmet. In einem Interview mit der BBC äußerte sich Gilmour dazu:

„It didn’t start of being about Rick. I had written and recorded almost the entire musical track for it, before Polly came up with those fantastic lyrics. It suggested to her, as a kind of a rolling thing, in the second half of the music, waves and stuff. Outside of music Rick’s life was sailing. He had a Yacht, just loved living on is Yacht and that’s what I think inspired Polly to write those words.“

Hey, stay a while…

„In any Tongue“ darf ohne Frage als einer der Höhepunkte des Albums gelten. Das Stück, dass sich mit der aktuellen Weltpolitik auseinandersetzt, erinnert sofort an „Comfortably Numb“. Große Kunst, die hier geboten wird! Es beweist einmal mehr, Gilmours Talent großartige Hymnen zu schaffen! Die Dramatik des Solos am Ende wird mit dem folgenden Instrumental „Beauty“ zurückgefahren. Leicht jazzig und ruhig wird hier ohne Worte eine Geschichte erzählt. Fast ein Fremdkörper wirkt „The Girl in the Yellow Dress“. Man stelle sich David Gilmour in einer Bar, irgendwann in den Dreißigern vor. Kontrabass und Klavier dominieren diese Jazznummer. In der Gesamtbetrachtung des Albums passt der Song leider nicht so recht hinein.

„Today“ wurde bereits im August 2015 vorab als Single veröffentlicht. Das Stück mag anfangs durchaus etwas befremdlich wirken – grade durch den an ERA erinnernden Anfang, schafft es jedoch sich durch seine Klavier/Streicherlinie im Refrain wirklich ins Ohr zu fressen. Auch der leichte Discorythmus – ähnlich „Another Brick in the Wall“ tun da ihr Übriges.

Das Album endet wie es begann. Mit einem Instrumental. Träumerisch und vertraut, so lässt sich „And then“ beschreiben. David Gilmour schafft es mit sanften Tönen einen wunderbaren Auslang zu geben. Hoffentlich sind dies nicht die letzten Töne, die wir auf einer Platte des Pink Floyd Gitarristen hören.

To interrupt this…

Was bleibt von „Rattle That Lock“? David Gilmour hat sich in den vergangenen Wochen immer wieder deutlich von einer weiteren Pink Floyd Arbeit distanziert. Dennoch liefert er mit seinem Soloalbum genau das Gegenteil. Elegische Hymnen, wunderbare Soli und den ein oder anderen Ohrwurm. Leider ist das erwähnte Ausblenden der Songs echt unglücklich. Dadurch geht dem ein oder anderen Stück wirklich ein wenig verloren. Dennoch ist „Rattle that Lock“ ein echter Anwärter auf das Album des Jahres! 9/10.


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