Dass ein Pink Floyd Mitglied jemals wieder in Pomeji spielen würde, galt bis zum Sommer 2016 als ausgeschlossen. Es war bekannt, dass David Gilmour einen Hang zu besonderen Locations hat, doch das legendäre Amphitheater in der versunkenen Stadt von Pompeji – in dem Pink Floyd 1971 vor leerer Kulisse einen Konzertfilm aufnahmen – schien ausserhalb der Reichweite der Fans. Erste Gerüchte kamen im März 2016 auf, als es offiziell wurde, ging ein Jubelsturm durch die Fanreihen. Es gab jedoch einen kleinen Haken: nur etwas über 2000 Menschen sollten das Event erleben dürfen und die Kartenpreise schlugen mit 300 € zu Buche. Wer Karten ergattern konnte, dem Stand ein „once-in-a-Lifetime“ Event bevor.
Nach dem der Film „Live at Pompeii“ am 13. September 2017 seine Kinopremiere feierte, ist er nun als BluRay und DVD sowie CD/LP erhältlich. Von Gavin Elder orchestriert ist die vorliegende Scheibe nichts weniger als DAS Livedokument eines Pink Floyd Mitgliedes der letzten Jahre. Doch obacht: es handelt sich um einen Zusammenschnitt der aus beiden Konzerten in Pompeji.
Der Film beginnt mit einer totalen des „Amphiteatro de Pompeii“. Die Sonne ist untergegangen und Silhouette des mächtigen Vesuvs thront über der Kulisse. Der Bühnenaufbau ist schon fast spartanisch. Nur der riesige Runde Bildschirm „Mr. Screen“ dominiert das Bild. Das Theater selbst, ist auf den Rängen mit Moving Heads und Spotscheinwerfern bestückt – eine einmalige Lichtstimmung.
David Gilmour betritt die Bühne und es ist sofort da, dieses magische Gefühl. Das Instrumental „5 A.M“ ist der perfekte Einstieg in das Konzert, das direkt mit dem Titeltrack des aktuellen Albums „Rattle That Lock“ für ordentlich Rythmus sorgt. Emotional wird es, als der Gitarrist an seinen verstorbenen Freund Richard Wright erinnert. Einmal mit dessen Komposition „The Great Gig In The Sky“ – hier in einem leicht veränderten Arrangement – und der Hommage von Gilmour und seiner Frau Polly Samson: „A Boat Lies Waiting“. Absoluter Höhepunkt ist neben „Us & Them“ vor allem das wunderbare „In Any Tongue“ – einer der wohl politischsten Songs, die David Gilmour je geschrieben hat.
Der erste Teil des Konzertes ist allgemein geprägt von neuerem Material. Im zweiten Teil wird richtig in die Mottenkiste gegriffen. „One Of These Days“ ist die größte Überraschung der Tour 2016 gewesen – im Übrigen das einzige Stück, dass schon Pink Floyd 1971 am gleichen Ort spielten. Ein Zufall, dass Roger Waters den Song ebenfalls im aktuellen Liveprogramm hat? Das folgende „Shine On You Crazy Diamond“, endlich wieder im originalen Arrangement, lädt wieder zum fliegen ein.
Kritik muss bei „Coming Back To Life“ geübt werden. Im Solo scheint Gilmour Schwierigkeiten zu haben hineinzufinden. Im Gegensatz zu den anderen Stücken, wirkt es hier sehr fahrig. Warum nahm man da nicht die Version vom anderen Konzert, diese war bei Youtube zu finden und war qualitativ besser.
Das große Finale beginnt mit einem drückenden „Sorrow“ und wird von „Run Like Hell“ gekrönt. Die Band um David Gilmour setzt Sonnebrillen wegen der starken Stroboeffekte auf. Das Stück von The Wall endet mit einem riesigen Feuerwerk in der Arena. Das Publikum schlägt vor Begeisterung die Hände über dem Kopf zusammen. Was muss es überwältigend gewesen zu sein, wenn man live dabei war.
Die Zugabe bietet „Time“ und wohl DEN Song auf den alle warten: „Comfortably Numb“. Beide Soli gelten in der Musikwelt als zeitlos. Lichtdesigner Marc Brickman zieht hier alle Register. Schade, dass der Laser nur hier eingesetzt wird, aber dann richtig! Einfach wahnsinn!
Während die Standard BluRay nur eine kurze Pompeji Doku beinhaltet, liefert die Deluxe Ausgabe verschiedene Songs aus Südamerika und anderen Städten der Europatour 2016 sowie kurze Dokus über die Tour.
Alles in allem ist David Gilmour Live at Pompeii das definitive Livedokument eines Pink Floyd Mitgliedes der letzten Jahre. Wo „Pulse“ den Fokus auf die Gesamtshow legt und „Remember that Night“ eher intimen Charakter hat, bietet Pompeji nicht nur eine wunderbare Lightshow, auch die Musiker bekommen alle ihren eigenen Raum. Ein Must have!
Schlagwörter: David Gilmour, Pink Floyd
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