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Roger Waters bestes Radiohead Album

Rezensionen / Juni 7, 2017
Roger Waters ist sauer. Richtig sauer. 25 Jahre nach dem er sich und die Welt fragte, ob sich der Mensch nicht zu Tode amüsiert, fragt uns der Pink Floyd Mitbegründer: „Is This The Life We Really Want?“ Und dafür legte er fast schon ein beeindruckendes Tempo vor. Innerhalb von drei Monaten Ende 2016 verzog sich der Bassist mit einer Auswahl von Musikern und dem Radiohead/U2 Produzenten Nigel Goodrich ins Studio und nahm die Platte auf. Was mit dem Material ist, dass immer wieder in der Vergangenheit für ein etwaiges Album aufgenommen wurde, weiß niemand. Mit einer Soundcollage und einem Monolog Waters‘ beginnt die Platte. „When we were Young“ geht mit dem Klang einer tickenden Uhr direkt in das vorab veröffentliche „Dèja Vu“ über. Ein Orchester, akustische Gitarre und ein Piano. Mehr brauch Roger Waters nicht um zu erzählen, was er tun würde, wenn er Gott wäre. Es ist für ihn wie ein dèja vu. Als ob sich Geschichte wiederholt. Die Themen die er Anspricht sind vielfältig. Es geht um Flüchtlinge, Trump, Krieg, Globalisierung und Kapitalismus. Eben das, was die Welt gerade bewegt. Roger Waters nimmt kein Blatt vor den Mund und es kommt auch mal ein „Fuck you“ über die Lippen. Da ist er textlich absolut auf der Höhe der Zeit. Im Vorfeld der Veröffentlichung wurde viel spekuliert. Wird sich Roger Waters auf alte Stärken besinnen und ein vielschichtiges Brett á la „Amused to Death“ abliefern? Wird er sich dem floydschen Kosmos wieder annähern?  Ehrlich gesagt, lässt „Is This the Life We Really Want?“ den Hörer recht ratlos zurück. Man ist förmlich zwiegespalten. Vom textlichen her, gibt es nichts zu kritisieren. Pointiert, spitzfindig und direkt. Roger Waters liefert da gewohnt hochwertiges ab. Musikalisch und noch mehr die Produktion sind da eine ganz andere Hausnummer. Ja er klingt an mehreren Stellen deutlich nach Pink Floyd. Vor allem „Smell the Roses“ klingt frappierend nach dem Wish You Were Here Song „Have a Cigar“. Auch andere Stücke ziehen ihre Einflüsse aus The Wall oder Animals. Dies kritisiert sicherlich niemand. Doch an vielen Stellen fragt man sich, wo ist denn jetzt das Gitarrensolo? Fast scheint es als seien Ansätze derer einfach rausgeschnitten worden – mehrfach setzt z.B. in „Broken Bones“ eine Gitarre an und wird dann weggeblendet. „Is This The Life We Really Want?“ macht es dem Hörer wahrlich nicht leicht. Roger Waters hatte kurz vor der Veröffentlichung für Konfusion gesorgt, als er in einem Interview meinte, er sei mit dem Sound der Platte nicht ganz zufrieden und ein Remix würde ihr gut tun. Da hat der alte Mann tatsächlich recht. Denn musikalisch gesehen fragt man sich, was soll das Album sein? Singer/Songwriter? Rock? Eine Roger Waters meets Radiohead Platte? Es fehlen die ins Ohr gehenden Momente und da tut es wirklich weh, wenn man als Pink Floyd Fan fragen muss „Is This The Album We Really Wanted?“ Zumal Roger Waters in den letzten 2 Jahren diverse Stücke vorgestellt hatte, die deutlich besser klangen. „Is This The Life We Really Want?“ ist in sich kein wirklich schlechtes Album, aber nach 25 Jahren Wartezeit, hat man sich anderes gewünscht. Das macht schon irgendwie traurig. Denn es wäre absolut mehr drin gewesen und gute Texte machen leider noch kein übermäßiges Meisterwerk. Ein solches ist es absolut nicht. Aber ein durchaus würdiges Alterswerk.  
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