Pink Floyd sind zurück. Naja nicht ganz. In den letzten zwei Jahren veröffentlichten die Briten sämtliche ihrer Studioalben neu auf Vinyl. Teils waren die Alben seit über 20 Jahren nicht neu auf LP erhältlich. Wie nicht anders zu erwarten wussten die Pressungen sehr zu überzeugen. Die Platten liegen plan auf dem Teller und der Sound ist von James Guthrie, Joel Plante und Bernie Grundman perfekt remastert worden.
Der findige Beobachter wird festgestellt haben, dass einige Katalognummern übersprungen worden sind. Deshalb legen David Gilmour & co nun nach: mit der Best-of „A Collection of Great Dance Songs“ (1981) und dem ersten reinen Livealbum der Band „Delicate Sound of Thunder“ (1988).
Die Kollektion großartiger Tanzlieder ist ein Anachronismus in Reinform. Pink Floyd sind ja – bis auf „Another Brick in the Wall 2“ eher weniger für tanzbare Stücke bekannt. Um ihren Vertrag mit Harvest/EMI zu erfüllen entschied sich David Gilmour 1981 – nach den restlichen The Wall Konzerten – ein Best of der Alben Meddle bis The Wall zusammenzustellen. Die Compilation ist in sofern spannend, als das man hier die ein oder andere alternative Version zu hören bekommt. Während „One of these Days“ (Meddle), „Sheep“ (Animals) und „Wish You Were Here“ direkt vom Album stammen, wurde „Shine on You Crazy Diamond“ auf die Teile 1-4 und 7 gekürzt – dies geschah aus Platzgründen auf der Platte. Interessanterweise ist auf der Plattenhülle aufgedruckt, dass nur die Teile 1-4 enthalten wären. Weiterhin wurde „Another Brick in The Wall“ leicht verändert. Es bekam das Intro aus der Singleversion sowie wird kurz bevor der Teacher spricht ausgeblendet. Am interessantesten dürfte „Money“ sein.
Weil Capitol Records sich weigerte das Stück für die USA an Columbia/CBS zu lizensieren sah sich David Gilmour gezwungen das Stück komplett neu aufzunehmen. Er spielte bis auf das Saxophon, das von Dick Parry – wie auch im Original – gespielt wurde, alle Instrumente selbst ein. Das Gitarrensolo ist etwas härter und das Schlagzeug eher gradliniger als bei Nick Mason. Dieser hat ja einen gewissen laid-back Stil und spielt gern mal etwas leichter im Takt.
Als Pink Floyd Fan ein Muss – allein schon wegen der Alternativenversionen.
Zeitsprung. Knapp 8 Jahre später ist die Pink Floyd Welt nicht mehr die Gleiche. Nach dem Erscheinen von „The Final Cut“ entsponn sich ein erbitterter Rechtsstreit zwischen Roger Waters auf der einen und David Gilmour sowie Nick Mason auf der anderen Seite. (Richard Wright war bereits 1979 von Waters aus der Band gedrängt worden, jedoch weiterhin als Bezahlmusiker beteiligt). Ungeachtet dessen entschieden Gilmour und Mason 1986 weitermachen zu wollen. Es entstand das Album „A Momentary Lapse of Reason“ (1987). Die zugehörige Tour führte Pink Floyd – wieder mit Richard Wright sowie den Gastmusikern: Jon Carin (Keyboard), Guy Pratt (Bass), Tim Renwick (Gitarre), Gary Wallis (Drum/Percussion), Scott Page (Sax.) und den Sängerinnen Rachel Fury, Durga McBroom und Margaret Taylor in drei Jahren mehrfach um die Welt.
Im August 1988 spielten Pink Floyd fünf Konzerte im Nassau Colliseum in New York. Alle Konzerte wurden mitgeschnitten. Daraus entstand das Livealbum „Delicate Sound of Thunder“. Ursprünglich hatte man bereits 1987 die Konzerte im Omni Atlanta mitgeschnitten. Doch Nick Mason schreibt in seiner Biografie „Inside Out“, dass man zu dieser Zeit noch nicht wirklich eingespielt war und das Resultat der Band nicht zusagte. Das Doppelalbum enthält im ersten Teil vorwiegend Songs vom damals aktuellen Album. Die Show wurde eröffnet mit „Shine On You Crazy Diamond“ gefolgt von der Hitsingle „Learning to Fly“. „Sorrow“ und „On the Turning Away“ auf der zweiten Seite von LP 1 sind der Beweis für die musikalische der damaligen Besetzug.
LP2 beginnt mit „One Of These Days“ – das in einem leicht veränderten Arrangement als auf „Meddle“ dargeboten wird. Direkt darauf schließen sich „Time“ und „Money“ an. Die CD Reihenfolge ist hier ein wenig anders. Diese enthält nach „Time“ – „Wish You Were Here“ (auf der LP auf Seite 2 der 2. Platte) und „Us & Them“. Letzteres fehlt auf der LP. Die zweite Seite nimmt dann mit „Comfortably Numb“ Anlauf zum Finale. Es ist immer wieder erstaunlich, wie David Gilmour seit über 30 Jahren das Solo wieder und wieder so krass variieren kann, dass es nie langweilig wird und emotional berühren kann. Krachender Abschluss: „Run Like Hell“ – im typischen Achtziger Sound mit überladenen Keyboards. Erstaunlicherweise kann diese Version vollends überzeugen.
Die fünf Konzerte in New York sind auch gefilmt worden, hier sind noch Songs wie „One Slip“ und „Welcome To The Machine“ enthalten. Bleibt zu hoffen, dass der Film einmal auf BluRay/DVD erscheint bzw. das komplette Konzert auf Vinyl veröffentlicht wird.
Übrigens: „Delicate Sound of Thunder“ ist die erste Rockplatte die je im Weltraum gespielt wurde. Kosmonauten der Sojus TM-7 nahmen das Album mit auf die Raumstation Mir.
Man darf gespannt sein, wie die Vinyl Reissue Reihe von Pink Floyd weitergeht. Es gibt immernoch Lücken in den Katalognummern. Gerüchte besagen, dass „P.U.L.S.E.“ ebenfalls als LP wiederveröffentlicht werden soll. Eine andere Möglichkeit wäre noch der Release der The Wall live Platte: „Is There Anybody Out There?“ Es bleibt spannend!
Schlagwörter: Pink Floyd
Schlagwörter: Pink Floyd