Pink Floyd dürfen mit Fug und Recht als Jahrhundertband bezeichnet werden. Ihr The Darkside of the Moon wird bis heute mehrere hunderttausendmal im Jahr verkauft und es ist nach Michael Jackson’s Thriller das zweitmeistverkaufte Album der Musikgeschichte.
Viele Jahre lang, waren nur die „großen“ Alben – Darkside of the Moon, Wish you were here, The Wall sowie seit 2014 The Endless River und Division Bell auf Vinyl erhältlich. Mit ihrer neugegründeten Plattenfirma Pink Floyd Records haben sich die Briten nun entschlossen ihren gesamten Backkatalog auf Schallplatte neu herauszubringen. Dies beginnt mit The Piper at the Gates of Dawn, A Saucerful of Secrets sowie Ummagumma und der Soundtrack More. Alle Alben wurden von behutsam von James Guthrie, Joel Plante und Bernie Grundman remastert. Gleichzeitig wurde darauf geachtet, dass die Plattenhüllen möglichst original getreu reproduziert werden.
Zeit für uns einmal die Geschichte der Band und ihre Platten einmal genauer zu betrachten. Im ersten Teil beschäftigen wir uns mit der Zeit zwischen 1967 und 1969/70. Gegründet wurden Pink Floyd im Jahre 1965. Richard Wright, Roger Waters und Nick Mason trafen sich 1964 in London. Alle drei studierten Architektur. Zusammen gründete man mit weiteren Bekannten die Band Sigma 6. Ein Jahr später stieg Syd Barrett ein und Waters wechselte von der Gitarre an den Bass. Nach mehreren Namensänderungen kam Barrett auf die Idee die Formation in The Pink Floyd Sound umzubennen.- nach seinen musikalischen Vorbildern Pink Anderson und Floyd Council. Im Laufe des Jahres 1966 begann die Band mit Auftritten im Londoner Underground Club UFO, wo sie sich schnell einen Namen in der Avantgarde machten. Syd Barrett avancierte für die Szene zu einer Art mythologischen Figur. Rick Wright erinnerte sich an eine „völlig chaotische Zeit. Wir machten jede Nacht etwas anderes und wussten nicht wie der Andere reagiert.“ Etwa dann sah Peter Jenner – ihr späterer Manager, die Band das erste Mal. Begeistert von der Experimentierfreude, dem Lichtdesign und dem Sound machte er Roger Waters und Nick Mason ausfindig um sich ihnen als Manager anzubieten. Man wolle nach den Sommerferien 1966 mit ihm drüber sprechen, war die Aussage nach Jenner. Recht schnell einigte man sich. Obwohl mit DNA Records eine eigene Plattenfirma zur Verfügung stand, wollte man nur von ihm nur das Management.
Regelmäßige Auftritte und ein fast schon legendärer Ruf in der Undergroudszene von London sorgten Anfang 1967 dafür, dass der ein oder andere Agent von großen Labels auf die Band aufmerksam wurde. Erst machte man Bekanntschaft mit Joe Boyd, der u.a. für Polydor arbeitete. Man entschied sich für EMI und einen Vorschuss von 5000 Pfund – für die damalige Zeit ein Vermögen. Im März erschien mit „Arnold Layne“ – ein Song über einen Frauenkleider tragenden Mann, ihre erste Single. Sie wurde von den Londoner Radiosendern erstmal boykottiert. Dennoch schaffte es der Song bis in die Top 20 der englischen Charts. Auch die zweite Single „See Emily Play“ wurde ein Erfolg. Genau wie fast das gesamte Debütalbum – The Piper at the Gates of Dawn, dass im August 1967 erschien, stammt der Song von Syd Barrett, dessen psychedelisches Gitarrenspiel immer wieder für Begeisterung sorgte. Und dennoch ist der Zeitgeist der Beatmusik hier im Sound noch allgegenwärtig. Auch wenn Stücke wie Astronomy Domine oder Interstellar Overdrive deutlich das experimentelle Wesen der Band repräsentieren. Experimente machten Pink Floyd – allen voran Syd Barrett auch mit Drogen. Nach Erscheinen des Albums wurden seine Auftritte immer skurriler. Teils stand er bewegungslos auf der Bühne – einmal übergoss er sich mit und Tabletten. Dies ging soweit, dass der Musiker immer unzuverlässiger wurde. Sein Spiel war unberechenbar. Die Konzerte waren teils katastrophal. Aus diesem Grund suchten Waters, Mason und Wright Anfang 1968 einen zweiten Gitarristen, der Barrett musikalisch unterstützen könne. Die erste Wahl fiel auf Jeff Beck – dieser erwies sich jedoch als zu kostspielig. Da Roger Waters und Syd Barrett aus Cambridge stammten kam ihnen ihr alter Bekannter David Gilmour in den Sinn. Man kannte sich aus Schulzeiten und spielte teils sogar Straßenkonzerte zusammen. Da sich seine Band in Auflösung befand, stand er zur Verfügung. Als sich die Situation im Frühjahr 1968 nicht besserte, entschloss man sich ihn zu entlassen. Nick Mason erinnert sich in seinem Buch „Inside Out“, dass es ein schleichender Prozess war. Man habe irgendwann einfach vergessen ihn abzuholen und gemerkt, dass die Konzerte mit Gilmour als Leadgitarrist von hoher Qualität waren. Die Trennung wurde im April des gleichen Jahres publik gemacht – obwohl Pink Floyd zur gleichen Zeit schon am zweiten Album A Saucerful of Secrets arbeitete. Mit Jugband Blues enthält es den einzigen Song der noch von Syd Barrett selbst stammte. Teils stammen die Stücke auch noch aus den Sessions zu „Piper“ – wie Remember a Day, dass von Richard Wright komponiert wurde. David Gilmour ist, offiziell, nur am Titeltrack beteiligt gewesen. Der Gitarrist hatte den Eindruck, dass Waters, Wright und Mason mit dem Album ihre Situation ausdrücken wollten: „Der erste Teil ist Spannung, Steigerung und Angst. In der Mitte Donnern und Dröhnen. Am Schluß ein Requiem.“ Mit „Set the Controls for the Heart of the Sun“ schufen die Briten einen orientalisch anmutenden Bandklassiker, der nur von der charakteristischen Gitarren- und Keyboardlinie getragen wurde.
Der Soundtrack zum Film More von Barbet Schroeder ist wohl eines der unkonventionellsten Alben von Pink Floyd. Der Filmemacher lud die Band ein sich seinen frisch fertiggestellten Film zu vertonen. EMI ließ völlig freie Hand, da man es nicht als reguläres Album betrachtete. Gleichzeitig is es das erste Album was völlig ohne Material von Syd Barrett auskommen musste. Die Band erarbeitete den Soundtrack anhand des Rohschnittes – innerhalb von 8 Tagen. Für die sonst als eher behäbig geltende Gruppe fast schon Rekordzeit.
Herausgekommen ist ein abwechslungsreiches Album, dass ähnlich wie Bob Dylans Pat Garret jagt Billy the Kid Soundtrack neben einigen Versatzstücken zur Untermalung von Filmszenen durchaus veritable Stücke präsentiert. Angefangen mit „Cirrus Minor“, dass getragen von Vogelgezwitscher und Wrights Hammondorgel für einen sanften Einstieg sorgt. Direkt darauf folgt „The Nile Song“ – den man durchaus als härtesten Pink Floyd Song bezeichnen kann. Ein aggressiv singender David Gilmour liefert hier Gitarrenarbeit die man eher bei Led Zeppelin oder Neil Young erwarten würde. Das Stück ist niemals von der Band live aufgeführt worden. Als Konzertklassiker in den Siebzigern haben sich jedoch Green ist he Colour und Cymbaline entwickelt. Beide Stücke, fast schon folkig und mit progressiven Einflüssen vermitteln ein wohliges Gefühl und machen immer wieder Spaß zu hören. Letzterer wird regelmäßig von RPWL erfolgreich interpretiert. Aber auch die zweite Seite von More weiß zu begeistern. Hier spielen Pink Floyd ihren Hang zum psychedelischen Sound völlig aus.
Die 2016er ReIssue ist soundlich genial. Transparent und vom Staub befreit präsentiert sich die Vinyl. Die Stimme von David Gilmour ist auf der Originalplatte oft sehr weit in den Hintergrund gemischt. Dies wurde hier behoben.
Mit Ummagumma (slang für Sex) gingen Pink Floyd im Sommer 1969 neue Wege. Sie kreierten ein Doppelalbum, dass auf den ersten beiden Seiten Liveaufnahmen der Songs „Astronomy Domine“, „Careful with that Axe Eugene“, „Set the Controls for the Heart of the Sun“ sowie „A Saucerful of Secrets“. Aufgenommen im Club Mothers in Birmingham und im College of Commerce in Manchester zeigen die Stücke massive Spielfreude dieser Tage. Immer wieder werden ganze Passagen ausgebaut und an vielen Stellen improvisiert. Die zweite Platte ist insofern Neuland für die Band gewesen, als dass jedes Bandmitglied 1/4 der Spielzeit bekommen hat um eigene Kompositionen beizusteuern. Dies gelang mal besser, mal weniger gut. Richard Wright hat mit Sysyphus eine avangardistische Suite komponiert, die eine Vertonung der Legende des Sisyphos darstellt und gleichzeitig als Ausdruck der sog. Sisyphusarbeit eines Musikers darstellt. Zumeist ein zart von Keyboard und Synthesizern getragen ist es im Mittelteil als Psychotrip zu verstehen. Roger Waters‘ Grantchester Meadows ist ein nur von Gitarre getragener Folksong, der die Hügel und Natur um den kleinen Ort in der Nähe von Cambridge besingt. Waters und Gilmour sind hier aufgewachsen. Eingestreut werden immer wieder Soundschnipsel wie Tiergeräusche und fließendes Wasser. Dem Song schließt sich ein knapp fünfminütiges Klangexperiment an, dass heute durchaus etwas strange anmuten wird. Gleiches gilt auch für den Nick Mason Part – The Grand Vizier’s Garden Party. David Gilmours The Narrow Way ist am ehesten ein „typischer“ Pink Floyd Song dieser Zeit. Folkig beginnend, entwickelt es sich zu einem psychedelischen Trip.
Nick Mason schreibt in seinem Buch Inside Out, dass die Band im Nachhinein nicht sehr angetan von den einzelnen Stücken war, es jedoch eine nützliche Übung war und die individuellen Kompositionen beweisen, dass die einzelnen Teile nicht so gut wie die Summe waren. Das heißt, Pink Floyd haben immer nur als Symbiose der einzelnen Parts funktioniert. Und damit hat Mason absolut Recht!
Die Neuauflagen der Schallplatten ist auf jeden Fall eine lohnenswerte Anschaffung, nicht nur für Komplettisten. Junge Fans haben nun erstmals die Möglichkeit die frühen Pink Floyd Alben in einer guten Qualität auf Vinyl zu hören. Somit
Im nächsten Teil schauen wir auf die Siebziger – die für Pink Floyd eine Glanzzeit darstellten sollten, aber auch in die zwischenmenschlichen Abgründe…
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