Wer kennt es nicht – das Hotel Astoria an der westlichen Seite des Leipziger Hauptbahnhofes. Viele berühmte Persönlichkeiten gingen ein und aus. Seit nunmehr fast 20 Jahren steht das Gebäude leer. 2015 feiert es sein 100. Jubiläum. Eine besondere Erwähnung bekommt der Koloss nun durch die deutsche Gothic-Novel-Rockband ASP mit ihrem neuen Album „Verfallen Folge 1: Astoria„. Eigentlich wäre nach dem 2014er „Per aspera ad aspera“ Best-of erstmal die Fortsetzung des „Fremder-Zyklus“ fällig gewesen, doch es sollte anders kommen. Wir sprachen mit Alexander F. Spreng über sein Album, das vorallem eins ist, opulent ausgestattet. In einem querformatigen Buch sind zwei CD’s untergebracht, dazwischen ist die Kurzgeschichte „Das Fleisch der Vielen“ von Kai Meyer abgedruckt. Auf der zweiten CD sind zwei Lesungen des Fantasy Autors vom M’era Luna Festival 2013 sowie zwei akustische Stücke von ASP gebannt.
Uns interessierte natürlich erstmal warum denn ausgerechnet das Astoria? Die Idee stammt von Kai Meyer, dass dieses Hotel die Hauptrolle in unserem Gemeinschaftsprojekt spielen könnte. Ich stand schon vor dem Astoria und habe selbst erfahren dürfen, wie stark dieser Bau die Phantasie anregt, wenn man dafür empfänglich ist. Mir gefiel die Idee von Kai, eine Horror-Story in Deutschland anzusiedeln sehr und ein leerstehendes Hotel übt eine starke Faszination aus.
Die Kurzgeschichte handelt von Tim und Jana, die bei einer Demonstration zwischen die Fronten von Links, Rechts und Polizei kommen und ins Astoria fliehen. Eine Story voller Geheimnisse, Mystik und Spannung. Man muss sie gelesen haben.
Es war von Anfang an eher so, dass Kai und ich, seitdem wir uns kennen, mit einem gemeinschaftlichen Projekt geliebäugelt haben. Es hat einige Jahre reifen dürfen, bevor wir durch Geplauder und Herumgespinne wussten, wohin die reise gehen soll, aber dann hat Kai die Story „Das Fleisch der Vielen“ geschrieben und ich hatte, metaphorisch gesehen, einen Fuß in der Tür des Astoria. Von dort aus habe ich, inspiriert durch Kais Geschichte, zu einer recht eigenständigen musikalischen Story bewegt, die eine Art Vorgeschichte zu den Geschehnissen in seiner Geschichte erzählt.
Diese eigenständige Story spielt 1919, Paul zieht von Berlin nach Leipzig. Schon als er aus dem Bahnhof kommt, übt der Prachtbau des Hotels Astoria eine unwiderstehliche Anziehung auf ihn aus. Er wird Hausmeister „seiner Astoria“. Es entwickelt sich ein blutiger Verlauf…der auch irgendwie ein wenig an Shining erinnert. Wie gehts in Folge 2 weiter? „Spannend. Es wird auf jeden Fall sehr viel tiefer in das Grauen eintauchen, das laut unserer Geschichte im Astoria haust. Mehr kann ich leider noch nicht verraten.“ so der Ausblick von Alexander F. Spreng.
Das „klassische“ Konzeptalbum zeichnet sich meist durch ein gemeinsames Thema der Songs oder eben durch eine Art Geschichte aus. ASP führen das weiter und liefern quasi ein musikalisches Hörbuch. Wie entsteht so ein Album im Hause Spreng? „Eine grundsätzliche Story muss natürlich da sein. Ein Gerüst, in das man dann Texte und Komposition einbetten kann. Ich schreibe also ein Exposé für mich selbst, in dem ich in kurzen Sätzen die Rahmenhandlung festgelegt habe und dann beginne ich, das Ganze auszuarbeiten.“
Ob zarte, von Klavier und Gitarre getragene, Balladen wie „Zwischentöne:Baukörper“ oder treibender Rock mit NDH Elementen – „Begeistert (Ich bin unsichtbar)“ oder „Astoria verfallen“ Musikalisch ist „Verfallen“ ein extrem abwechslungsreiches Werk. Selbst Chansonhafte Töne wie „Zwischentöne:Luft“ sind zu vernehmen. Diese Bandbreite sorgt für einen tollen Spannungsbogen, der seinen Höhepunkt in den beiden Longtracks „Alles, nur das nicht!“ und „Loreley“ mündet. Beide Stück sind wahrlich als episch zu bezeichnen.
Da ist es natürlich auch interessant zu erfahren, worauf sich die Fans bei der kommenden Tour freuen dürfen.„Die Fans dürfen sich auf eine hoffentlich sehr ausgewogene Mischung aus Verfallen-Liedern und einigen ihrer ASP-Lieblingsliedern freuen. Es wird für jeden was dabei sein, hoffe ich.“ – beim Blick auf den Tourplan fällt auf, dass Leipzig, als Heimat von Astoria, nicht auf dem Plan steht. Doch keine Sorge: Leipzig wird das Abschlusskonzert des zweiten Teils der Tour bilden, welche wir im Frühjahr 2016 dann nachlegen werden.
Wie geht es dann 2016 weiter? Wir arbeiten intensiv am zweiten Teil der Verfallen-Story, welche gleichzeitig das Grande Finale darstellt. Dazu gibt es wie gesagt einen zweiten Teil der Verfallen-Tour und danach werden wir wohl alle ins Sanatorium müssen, weil wir komplett überarbeitet sind. Aber es macht natürlich auch Freude! Wir sind Astoria auch selbst total verfallen.
Alles in Allem ist „Verfallen Folge 1: Astoria“ ein äußerst spannendes Album. Eine spannende Story mit morbidem Charakter, dazu eine musikalische Vielfalt, die man auf deutschen Platten selten hört. Man darf also auf Teil 2 gespannt sein! Dann gibts auch eine abschließende Wertung!
Schlagwörter: ASP